Fast 200 Tötungsdelikte von 1974 bis heute sind in Köln ungeklärt. Unsere Übersicht zeigt einige Fälle – die Polizei bittet um Hinweise.
Cold Cases KölnDiese ungeklärten Mordfälle bewegen Köln bis heute
Überall auf der Welt gibt es sogenannte Cold Cases, also bis heute ungeklärte Kriminalfälle. Auch Köln ist davon nicht ausgenommen und so gibt es auch hier mysteriöse Fälle, deren Geheimnis noch nicht gelüftet wurde. Diese ungelösten Kriminalfälle sind teils Jahrzehnte nach der Tat noch nicht aufgeklärt. Wir haben mit Angehörigen, Ermittlern und Zeitzeugen gesprochen.
Seckin Caglar: Sexualmord in Köln-Poll soll nach über 30 Jahren gelöst werden
Seckin Caglar wurde 1991 in Köln-Poll ermordet, ihre Leiche lag in einem Gebüsch nahe der damaligen KVB-Haltestelle „Poll Autobahn“. Der bis heute unbekannte Täter hat die 16-jährige Auszubildende vermutlich auf ihrem Heimweg abgepasst, sexuell missbraucht und erwürgt. Dabei hinterließ er seine DNA, aber es gibt bislang keinen Treffer in der Datenbank. Mit einem Massenspeicheltest bei 355 Männern will die Polizei im März 2023 noch einmal einen Versuch unternehmen, den Mörder zu identifizieren.
Sie sucht zudem noch immer nach einer Frau, die der Familie des Opfers kurz nach der Tat Briefe mit rätselhaftem Inhalt unter der Tür durchgeschoben hatte. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ erzählt Seckins jüngerer Bruder jetzt, welche Erinnerungen er an die acht gemeinsamen Jahre mit seiner Schwester hat und wie der Mord bis heute das Leben der Familie beeinträchtigt. Zeugenhinweise nimmt die Polizei Köln unter der Rufnummer 0221/229-0 entgegen.
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Norbert Stolz: Mord während der Nachtschicht in der Kaserne Butzweilerhof
Der 20 Jahre alte Norbert Stolz stand im Sommer 1989 kurz vor dem Ende seines Wehrdienstes, als er während einer Nachtschicht in der Wachstube der Kaserne Butzweilerhof in Köln-Ossendorf erstochen wurde. Die Mordkommission drehte bei ihren Ermittlungen die Kaserne auf links, befragte mehr als 100 Soldaten aus Stolz‘ Bataillon – Hinweise auf den oder die Mörder aber gibt es bis heute nicht. Auch das Motiv bleibt den Ermittlern und dem Bruder des Getöteten ein einziges Rätsel.
Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ erhöht der Bruder nun die Belohnung für Hinweise, die zur Klärung der Tat führen, auf 10.000 Euro. Die Kölner Polizei sucht unter anderem bis heute nach einer Frau mit dem Vornamen Annette. Weiß sie mehr über das Verbrechen? Hinweise nimmt die Polizei Köln unter der Rufnummer 0221/229-0 entgegen.
Helmut Hahn: Wer ist für den Mord an dem 98-Jährigen aus Köln-Dellbrück verantwortlich?
Am Morgen des 9. Mai 2016 verlässt der 98-jährige Helmut Hahn seine Wohnung in Dellbrück und begibt sich auf seine tägliche Runde durch das Viertel. Kurz nachdem er am Mittag wieder zu Hause ankommt, findet ihn sein Sohn leblos auf dem Küchenboden.
Womöglich könnte dem Rentner jemand bis hinter die Tür gefolgt oder durch ein Fenster in die Wohnung eingestiegen sein, um ihn umzubringen und an Geld oder andere Wertsachen zu gelangen. Die Gerichtsmedizin jedenfalls findet an Hahns Leiche eindeutige Spuren auf eine Gewalttat. Sein Sohn allerdings hat eine ganz andere Theorie, die er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ begründet. Zeugenhinweise nimmt die Polizei Köln unter der Rufnummer 0221/229-0 entgegen.
Petra Nell: Mord im Rotlichtmilieu – Gibt es Mitwisser?
Petra Nell arbeitete Ende der 80er Jahre in Köln als Prostituierte. Ihren Eltern und ihrem Bruder hatte sie ihr Doppelleben verschwiegen, sie erfuhren erst davon, als am 23. Oktober 1989 Nells Leiche in ihrem Appartement in Köln-Sülz gefunden wurde. Die 24-Jährige war erschlagen worden. Damals wie heute führen vielversprechende Spuren zu ihrem Mörder ins Kölner Rotlichtmilieu.
An diesen alten Fällen arbeitet die Kölner Polizei
Aber der entscheidende Hinweis fehlt noch immer – obwohl es Mitwisserinnen und Mitwisser geben muss. Davon zeigt sich nicht nur die Polizei, sondern auch der Bruder von Petra Nell im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ überzeugt. Zurzeit lässt die Polizei die alten Spuren vom Tatort im LKA-Labor mit neuen Methoden untersuchen. Die Ermittler hoffen, die DNA des Täters zu finden. Zeugenhinweise nimmt die Polizei Köln unter der Rufnummer 0221/229-0 entgegen.
Horst Strohe: Seit 30 Jahren Ungewissheit nach dem „Karatemord vom Heumarkt“
Vor mehr als 30 Jahren wurde Horst Strohe am Heumarkt mit mehreren Tritten gegen den Kopf und den Oberkörper getötet. Ein Zeuge erkannte den Täter nicht, zwei weitere Zeugen verschwanden und meldeten sich trotz einer Belohnung bis heute nicht bei der Polizei. Vom „Karatemord am Heumarkt“ titelten die Zeitungen tags darauf und berichteten von Ermittlungen der Polizei in Kampfsportvereinen. Weil Strohe oft in Schwulenbars am Heumarkt verkehrte, befragten die Ermittler auch hier potenzielle Zeugen – allerdings ohne Erfolg. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hofft Strohes Bruder nun, dass nach mehr als 30 Jahren jemand sein Schweigen bricht. Zeugenhinweise nimmt die Polizei Köln unter der Rufnummer 0221/229-0 entgegen.
Maria Ida Lukas: Das Rätsel um die tote Joggerin von Refrath
Am 24. Juli 1992, einem Freitagabend, bricht die Versicherungsangestellte Maria Ida Lukas zu einem Dauerlauf am Bensberger See auf, dort, wo heute die Badetherme Mediterana steht. Gegen 18 Uhr wird die 46-Jährige zum letzten Mal lebend gesehen. Zwischen hohen Sträuchern findet der Ehemann fünf Tage später die Leiche seiner Frau. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet er davon. Die Polizei geht davon aus, dass der Täter Maria Ida Lukas ins Gebüsch gedrängt, sie vergewaltigt und getötet hat.
Mit modernen Analysemethoden will die Polizei nun aus einem damals am Tatort gefundenen Haar noch eine eindeutige DNA des Täters isolieren. Es könnte sein, dass der Mörder sich in den vergangenen 31 Jahren jemandem anvertraut hat, der sein Wissen bislang nicht offenbart hat. Zeugenhinweise nimmt die Polizei Köln unter der Rufnummer 0221/229-0 entgegen.
Stephan Büchel: Mord am Gereonswall? Ein Zimmer voller Blut
Am 20. März 2002 im Kölner Hansaviertel zwischen Mediapark und Eigelstein. Mitten in der Spendenaffäre um illegale Zuwendungen für die Müllverbrennungsanlage in Niehl übergab der ehemalige SPD-Fraktionschef Norbert Rüther seiner Landespartei eine Liste mit den Namen der Spender. Unterdessen meldeten besorgte Kollegen den 37-jährigen Steuerfachangestellten Stephan Büchel als vermisst. Als er auch an diesem Tag nicht zur Arbeit erschien, alarmieren die Kollegen die Polizei. Feuerwehrleute drangen durch ein Fenster in Büchels Wohnung im ersten Stock ein. Die halbe Wohnung ist mit Blutspritzern übersät, Wände und Möbel sind rot verschmiert, auf dem Teppich liegt der nackte Körper von Stephan Büchel. Die Tat ist genau 21 Jahre her und bis heute nicht aufgeklärt. Zeugenhinweise nimmt die Kölner Polizei unter der Rufnummer 0221/229-0 entgegen.
Babymorde: Polizei sucht die Eltern getöteter Babys
Von „Neonatizid“ spricht man, wenn Mütter oder – seltener – Väter ihr Neugeborenes innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt gewaltsam töten. Oder sterben lassen, indem sie es nicht versorgen. 195 Tötungsdelikte von 1974 bis heute sind in Köln ungeklärt. In acht Fällen sind die Opfer Säuglinge. Markus Weber, bei der Polizei Köln zuständig für „Cold Cases“, erinnert im „Kölner Stadt-Anzeiger“ an teils Jahrzehnte alte Fälle, in denen er bis heute auf Aufklärung hofft. Er appelliert vor allem an Mitwisser, sich endlich zu offenbaren. Zeugenhinweise nimmt die Polizei Köln unter der Rufnummer 0221/229-0 entgegen.