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„Tolle, feierfreudige Truppe“Worringer Funkenkorps feiert 75-jähriges Bestehen

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist das „fliegende“ Mariechen Sabrina Gaugle bei der Prinzenvorstellung 2024.

Worringer Funkenkorps der Großen Karnevalsgesellschaft mit „fliegendem“ Mariechen Sabrina Gaugle bei der Prinzenvorstellung 2024

In der Geschichte der Worringer Funken passierten kuriose Dinge: Das Funkenmariechen wurde einst vor einem Auftritt einfach „vergessen“.

„Funke, op jepass! Die Knabüs erop…“ Nein! Stopp! Kommando zurück. Knabüs sagen die Roten Funken im Kölner Karneval. Bei den Worringer Funken heißt die hölzerne Knallbüchse „Jedöns“, und das schon seit 75 Jahren. Gegründet wurde das Worringer Funkenkorps 1950 zunächst als gemischte Tanzgruppe mit vier Damen und vier Herren.

Zu sehen sind die Mitglieder des ersten Tanzkorps (v.l.n.r.): Heinz Axler, Anni Meurer, Otto Trösser, aria Jansen, Franz Michel, Margret Klasen. Es fehlen Margarete Esser und Toni Leufgen.

Mitglieder des ersten Tanzkorps (v.l.n.r.): Heinz Axler, Anni Meurer, Otto Trösser, aria Jansen, Franz Michel, Margret Klasen (v.l.n.r.). Es fehlen Margarete Esser und Toni Leufgen.

Erster Auftritt war zur Proklamation des Worringer Karnevalsprinz Andreas I. (Andreas Schwindt) von der Großen Karnevalsgesellschaft „Rut-Wieß“ (GKG). Zwei Jahre später tanzten dann nur noch die Herren im Korps. Als einzige Dame blieb „et Mariechen“ übrig. So ist es bis heute.

Tanzmariechen vor Auftritt vergessen

Natürlich gebe es Parallelen zu den kölschen rut-wießen Funken, erzählt Paul-Heinz Wirtz, 19 Jahre lang Kommandant des Worringer Korps. Doch schon in den Gründungsjahren wollte man sich von den Kölnern abgrenzen – auch wenn sich hüben wie drüben die Funken zum „Stippeföttche“ oder zum Funkentanz parat machen. Musik und Form sind allerdings unterschiedlich.

Wie in Köln, sei auch in Worringen das Tanzmariechen etwas ganz Besonderes, sagt Wirtz. Es werde von den Funken auf Händen getragen, dürfe bei keinem Auftritt fehlen. Eigentlich. Denn erzählt wird die Geschichte von einem Auftritt bei der Steinmetz- und Bildhauerinnung 1999 im Gürzenich, zu dem die Funken ihr Mariechen in der Worringer Prinzenhochburg „vergessen“ hatten. Der Bus war ohne sie losgefahren. Niemand hatte bemerkt, dass sie noch einen kurzen Abstecher zur Toilette gemacht hatte.

Zu sehen ist das Tanzpaar des Funkenkorps: Sabrina Gaugler und Stephan Nosbüsch beim Stippeföttche.

Tanzpaar des Funkenkorps: Sabrina Gaugler und Stephan Nosbüsch beim Stippeföttche.

Seit Jahrzehnten ist Worringens bisher einziges Männertanzkorps in seinen rot-weißen Traditionsuniformen in und um Köln gefragt. In Zons tanzten sie mal bei einem Auftritt so heftig, dass der Putz von der Decke eines unter der Bühne liegenden Raumes aufs Buffet fiel, erinnert sich Paul-Heinz Wirtz. 14 verschiedene Kommandanten, 15 Mariechen, 16 Tanzoffiziere und zehn Köche sind im 75-jährigen Funkenarchiv registriert. Darunter findet sich auch Worringens amtierender Bürgervereinsvorsitzender Kaspar Dick.

Zwei Jahre lang war er Tanzoffizier des Korps. Er erinnere sich an schöne Zeiten und an „alle möglichen Eigenwilligkeiten und Undiszipliniertheiten innerhalb der Mannschaft“. Doch auch in der scheinbaren Unordnung der Funkengarde gelten geordnete Regeln. Lässt beispielsweise ein Funk während des Tanzes sein „Jedöns“ fallen, freuen sich die anderen auf Freibier. Bei sonstigen Verfehlungen wird das entsprechende Mitglied zur „Wildsau“ ernannt und trägt als äußeres Zeichen seiner Schande eine schwarze Schnur mit einer daran befestigten Blechsau.

Wie viele andere Worringer Karnevalsprinzen, stammt auch der aktuell regierende, 100. Worringer Prinz Peter V. aus den Reihen des rut-wießen Funkenkorps. „Das ist eine tolle, trink- und feierfreudige Truppe, die sich mit Leib und Seele dem Worringer Karnevalsbrauchtum verpflichtet hat“, sagt Funkenreservist Schmidt. Im kommenden Jahr feiert die GKG ihr 100-jähriges Bestehen. Dann wird auch im Funkenlager wieder kräftig „jefeiert un jewibbelt“.