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„Cologne Girls Walking & Talking“Spazieren gegen Einsamkeit – „Schön, dass sich hier Menschen finden“

Lesezeit 4 Minuten
Elene Shubladze und Felicitas Mack organisieren die Frauen-Spaziergänge durch Köln.

Elene Shubladze und Felicitas Mack organisieren die Frauen-Spaziergänge durch Köln.

Elene Shubladze und Felicitas Mack veranstalten seit Januar Spaziergänge für Frauen in Köln – jetzt erweitern sie ihr Angebot.

Mitte Januar, als Elene Shubladze und Felicitas Mack ihren neuen Instagram-Account anlegen, haben sie gerade einmal zehn Follower. Zehn Menschen, die sich für das neue Projekt „Cologne Girls Walking & Talking“ interessieren. Binnen drei Tagen sind es mehr als 500 – jetzt, Anfang September, folgen den beiden jungen Frauen fast 11.000 Menschen. Sie alle interessieren sich für ein Konzept, das verblüffend schlicht klingt: treffen, laufen, reden.

100 Frauen beim ersten Spaziergang

Doch Shubladze und Mack, die erst von Claire Carrington, der Münchner Organisatorin der dortigen Spaziergänge, miteinander bekannt gemacht wurden, scheinen hier in Köln direkt einen Nerv zu treffen: Beim ersten Spaziergang Ende Januar sind aus dem Stand 100 Frauen dabei. Das Feedback ist bislang positiv: „Sie sind total dankbar für unsere einfache Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen“, sagt die 34 Jahre alte Shubladze.

Meist gehen um die 100 Frauen mit, wenn Shubladze und Mack einladen.

Meist gehen um die 100 Frauen mit, wenn Shubladze und Mack einladen.

„Dank Social Media hat man zwar unzählige Möglichkeiten, sich virtuell zu vernetzen, aber wir nehmen einen großen Bedarf wahr, sich in Wirklichkeit zu begegnen. Menschen suchen nach echten Verbindungen, nach echtem Austausch“, sagt Elene. Und viele wissen offenbar nicht, wo sie die finden und aufbauen sollen – weil sie grade erst nach Köln gezogen sind vielleicht, weil sie arbeiten und wenig Freizeit haben, weil sie womöglich generell Schwierigkeiten damit haben, auf Menschen zuzugehen.

Kölner Frauen berichten von Einsamkeit

Auch davon, dass sie sich oft einsam fühlen, haben schon viele Teilnehmerinnen den beiden Organisatorinnen erzählt. Und damit sind sie kein bisschen allein: Erst im Sommer dieses Jahres bezeichnete Bundesfamilienministerin Lisa Paus Einsamkeit als „eines der drängendsten Themen unserer Zeit“, sie betreffe in Deutschland mehrere Millionen Menschen, besonders Alleinerziehende. Paus will dem Problem mit einer „Strategie gegen Einsamkeit“ begegnen, dafür sollen 70 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.

Elene Shubladze und Felicitas Mack setzen im Kleinen und für Köln ihre eigene Strategie gegen Vereinzelung und Einsamkeit um: Sie wollen mit „Cologne Girls Walking & Talking“ ein niederschwelliges Angebot etablieren, bei dem sich niemand an- oder abmelden muss, das kostenlos ist, das keine Verbindlichkeit mit sich bringt – und das für ein Mehr an guten Menschen im Leben sorgt. Im besten Fall für ein Mehr an bleibenden Kontakten.

Aus Spazierbekanntschaften werden echte Kontakte

Bislang scheint das Ganze in die richtige Richtung zu gehen. Immer wieder entwickelten sich aus den Spazierbekanntschaften längerfristige Kontakte, erzählt Elene Shubladze.

Doch es bleibt längst nicht bei den Spaziergängen: Frauen hätten sie gefragt, ob man sich nicht nach dem Spaziergang noch gemeinsam auf eine Wiese setzen und ein bisschen weiter quatschen könne, sagt Shubladze, die selbst erst vor acht Jahren aus Georgien nach Köln gekommen ist. Mittlerweile ist dieses Nach-Treffen schon fast zur Tradition geworden: Manchmal werden dann Spiele gespielt, manchmal bringen Frauen ein kleines Picknick mit.

Yoga am 15., erstes Buchclub-Treffen am 26. September

Erstmals können Interessierte nach dem nächsten Walk am 15. September eine kleine Yoga-Session besuchen. Und noch eine Premiere steht an: Am 26. September soll sich erstmals der Buchclub der Kölnerinnen treffen. In einem längeren Prozess einigte man sich auf ein Buch („A Good Girl's Guide to Murder“ von Holly Jackson), das es – weil in diesem Projekt immer alles in zwei Sprachen angeboten wird – auf Englisch und Deutsch gibt und das dann besprochen werden soll. Vielleicht in Kleingruppen, da sind sich die beiden Frauen noch nicht ganz sicher.

Offen ist auch noch der Ort, Elene Shubladze und Felicitas Mack suchen nach einem schönen Platz und sind dankbar für Hinweise oder Hilfe, am besten per Mail an kontakt@girlstalkingwalking.com oder über Instagram. Wer sich für den Buchclub interessiert, muss sich allerdings ein bisschen gedulden: Die Nachfrage war so groß, dass die beiden Frauen einen Stopp einlegen mussten. Es soll aber weitere Termine geben.

Fünf bis zehn Stunden Arbeit stecken die beiden jungen Frauen aktuell jede Woche in ihr Herzensprojekt. Felicitas Mack studiert im echten Leben, Elene Shubladze arbeitet an der Uni Köln im Event-Marketing, das heißt: Instagram-Posts oder Reels, Arbeiten an der neuen Webseite, Planung der Spaziergänge, Brainstorming für neue Formate, das alles passiert nebenbei. Weitermachen wollen die beiden dennoch: „Wir wollen so viele Frauen wie möglich in Köln erreichen – und wir freuen uns einfach, dass sich bei uns Menschen finden.“


Deutschlandweite Bewegung

Frauen-Spaziergänge wie in Köln gibt es mittlerweile in vielen deutschen Städten: unter anderem in München, Düsseldorf, Hamburg, Bremen, Essen oder Frankfurt. Eine Übersicht findet man bei Instagram unter girlstalkingandwalking.

Die beiden Organisatorinnen informieren stets über Instagram, zu finden unter colognegirlstalkingwalking, aber auch über ihre Webseite https://girlstalkingwalking.com/ – dort kann man sich auch für einen Newsletter anmelden.