Köln – Die Stadt Köln will die Zahl der Quarantäne-Fälle an Schulen deutlich reduzieren. So sollen in Zukunft nur noch Schülerinnen und Schüler, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, isoliert werden. In einem Modellprojekt, das derzeit in Absprache mit dem virologischen Institut der Uniklinik und dem Land Nordrhein-Westfalen geplant wird, sollen Kontaktpersonen der Infizierten täglich getestet werden – und dürfen dafür weiterhin am Präsenzunterricht teilnehmen.
Damit reagiert die Stadt auf teils chaotische Zustände an den Schulen. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei 10-19-Jährigen liegt bei 436 (Stand 28.08.), fast 0,5 Prozent der Schülerinnen und Schüler dieser Altersgruppe haben sich also in der vergangenen Woche nachweislich mit dem Virus infiziert. Bei unter 10-Jährigen liegt die Inzidenz bei 238. Daraus resultieren mehr als 2000 Kontaktpersonen, die sich im Umfeld von Schulen und Kitas derzeit in häuslicher Quarantäne befinden – weil sie sich in der Nähe des Infizierten aufgehalten haben. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete, wächst der Unmut bei vielen Kölner Eltern seit dem Schulstart.
Corona: Kontaktpersonen müssen bald nicht mehr in Isolation
Für die strenge, 14-tägige Quarantäne für Kontaktpersonen zeigen viele Eltern kein Verständnis. Die Sorge war groß, immer wieder in eine solche Quarantäne-Phase zu geraten, wenn es eine Infektion im Umfeld des Kindes gibt. Nun sollen tägliche Tests ermöglichen, dass Kinder und Jugendliche trotz des erhöhten Infektionsrisikos in die Schule gehen können.
Wie aus dem Gesundheitsamt zu hören ist, plante die Stadt ursprünglich, das Modellprojekt schon in der kommenden Woche zu starten. Das Projekt sei eine „Option, aus dem Dilemma rauszukommen“, sofern Kinder und Jugendliche bereit seien, sich täglich testen zu lassen, hieß es weiter. Am Sonntag betonte eine Sprecherin der Stadt auf Nachfrage, dass sich das Projekt weiterhin in der Planung befinde – und ein Starttermin bislang nicht feststehe. „Ziel ist es, nicht mehr wie bislang alle Kontaktpersonen unter Quarantäne stellen zu müssen“, betont die Sprecherin.
Stadt Köln will „psychosoziale Folgen mindern“
Unklar sei bislang, welche Tests dabei zum Einsatz kommen und wie sie in das laufende Pool-Testsystem eingebunden werden. Denkbar sind etwa Antigen- oder PCR-Schnelltests. Auch die Finanzierung muss noch geklärt werden. Das Robert-Koch-Institut ist über das Vorhaben informiert. Die Sprecherin betont: „Infektionen bei Kindern und Jugendlichen nehmen nur äußerst selten einen schweren Verlauf.“ Die Stadt habe die Hoffnung, durch einen anderen Umgang mit Kontaktpersonen die „psychosozialen Folgen zu mindern, die eine Quarantäne und ein Ausschluss aus der Schule für Kinder und Jugendliche haben können.“
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Auch Prof. Jörg Dötsch, Leiter der Kinderklinik an der Kölner Uniklinik, betonte zuletzt, ihm mache bei Kindern auch die Delta-Variante mit Blick auf den Krankheitsverlauf „keine großen Sorgen“.
Schul-Team im Gesundheitsamt aufgestockt
Für Irritationen in der Elternschaft sorge seit dem Schulstart auch die Vorab-Quarantäne, in der sich ganze Klassen zuletzt tagelang befanden. Denn der Landesverordnung zufolge muss das Gesundheitsamt klarstellen, wer als Kontaktperson in Quarantäne muss – und wer die eigenen vier Wände verlassen darf. Bis es in Absprache mit der Schule zu dieser Klärung kommt, vergingen zuletzt in vielen Fällen mehrere Tage. In diesem Zeitraum befand sich die gesamte Klasse in Isolation.
Auf dieses Problem reagierte der Krisenstab bereits am Freitag: Das Schul-Team des Gesundheitsamtes ist nunmehr von 15 auf 30 Personen aufgestockt worden. Eine Entscheidung, die angesichts hunderter Indexfälle und der langen Wartezeiten überfällig erscheint – und sich unmittelbar auswirken dürfte. Wann auch direkte Kontaktpersonen von der Quarantänepflicht befreit werden können, ist vermutlich eine Frage von Wochen.