AboAbonnieren

Kölner Infektiologin über Impfungen„Schnell mehr auf junge Menschen konzentrieren“

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Sollten junge Menschen jetzt möglichst schnell geimpft werden?

Köln – Impfangebote für alle Kölnerinnen und Kölner rücken immer näher. Nachdem die Bundesregierung ankündigte, die feste Priorisierung spätestens ab Juni zu kippen, erklärte der Hausärzteverband Nordrhein, man rechne regional noch im Mai mit einem Ende der derzeitigen Reihenfolge. Prof. Clara Lehmann, Infektiologin an der Kölner Uniklinik, begrüßt die Entwicklung.Aber: „Verschiedene Personengruppen, die für die Gesellschaft zentral sind, müssen auf jeden Fall geimpft sein, bevor eine Impfpriorisierung aufgehoben wird – zum Beispiel Pädagogen“, sagt Lehmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegenüber: „Wenn die geimpft sind, können die Kinder in der Kita betreut und Jugendliche unterrichtet werden. Das sind einfach die Pfeiler unserer Gesellschaft. Bestimmte Dinge müssen eingehalten sein, bevor die Priorisierung aufgehoben wird.“

Corona-Impfungen: „Hausärzte können Umstände am besten beurteilen“

Anderseits müsse die Impfpriorisierung „je nach epidemiologischer Situation schon jetzt lokal aufgehoben“ werden. Als Beispiel nennt sie Kölner Viertel mit hohen Inzidenzzahlen: „Da wäre mir eine Priorisierung eher egal. Die Menschen dort müssen einfach alle so schnell wie möglich durchgeimpft werden.“ Insgesamt müsse man in der Impfkampagne mehr Flexibilität zeigen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dass Arztpraxen schon heute mehr Freiheiten bei der Vergabe von Impf-Angeboten eingeräumt bekommen, hält sie für richtig. „Die Hausärzte können am besten beurteilen, unter welchen sozialen und häuslichen Umständen die jeweilige Person lebt“, so Lehmann. Sie erhofft sich mit der Anpassung eine individuellere Beurteilung: „Covid-Erkrankungen zeigen ganz klar soziale Ungerechtigkeiten, das muss jetzt auch bei Impfungen mitbedacht werden.“

Junge Menschen impfen, um Infektionen zu verhindern?

Mit Blick auf das Infektionsgeschehen könne man laut Lehmann „aktuell durchaus überlegen, sich bei Impfungen schnell mehr auf junge Menschen zu konzentrieren. Wir wissen, dass die Pandemie auch durch junge Menschen getrieben wird.“ Diese Gruppe sei mobil und vernetzt, „hier finden viele Infektionen statt“. Wenn klar sei, „dass eine Impfung nicht nur vor einer Erkrankung schützt, sondern auch die weitere Übertragung des Virus verhindern kann, dann ist es eine Überlegung wert“. Immer mehr Daten deuten darauf hin, dass Impfungen auch Übertragungen deutlich unwahrscheinlicher machen.

Man wisse zudem, dass auch junge Menschen von Langzeitfolgen betroffen seien. Lehmann selbst leitet die „Post-Covid-Ambulanz“ der Uniklinik, an der Patienten mit Langzeitfolgen beobachtet werden. Die Infektiologin hat zudem die Kölner Studie zum mRNA-Impfstoff des Herstellers Curevac geleitet, dessen Zulassung von Experten noch bis Ende Juni erwartet wird. Das Mittel könnte das Impftempo erneut erhöhen.