„Hoffen auf Entlastung“Kölner Intensivstationen wegen Corona an der Grenze
Köln – Von den etwa 300 Intensivbetten in Kölns Krankenhäusern waren am Freitag noch 28 frei. Für das Kliniksystem ist eine hohe Auslastung zwar nichts ungewöhnliches – sie wird aber eher erst im Winter erwartet als an den ersten kälteren Tagen im Herbst. Atemwegserkrankungen und die im Winter übliche Influenza führten regelmäßig dazu, dass viele Patienten ins Krankenhaus oder dort sogar auf einen Intensivplatz gebracht werden müssten, sagt Feuerwehrchef Christian Miller.
Wie viele das in den vergangenen Jahren waren, konnte die Stadt auf Nachfrage allerdings nicht beantworten. Ein genauer Vergleich mit der Situation in den Vorjahren ist somit unmöglich. Ein solches Archiv gebe es nicht, heißt es vonseiten der Stadt. Miller erklärt die fehlende Statistik damit, dass es wichtiger sei, auf die aktuelle Situation zu blicken. Belegungen aus der Vergangenheit auf dieses Jahr hochzurechnen, sei ohnehin nicht möglich. Zudem könnten weitere Kapazitäten zum Beispiel durch Verlegungen von Patienten oder Verschiebungen von Operationen kurzfristig geschaffen werden.
Situation der Kliniken nach wie vor „besorgniserregend“
Grundsätzlich schätzt Miller die Situation der Krankenhäuser nach wie vor als „besorgniserregend“ ein. Zwar gilt der Teil-Lockdown seit knapp drei Wochen, doch von der ersten Welle wisse man, dass ein Effekt auf die Kliniken erst zeitverzögert auftrete – schätzungsweise nach drei bis vier Wochen. „Wir hoffen, dass in der kommenden Woche eine Entlastung zu sehen ist“, so Miller.
Seit gut anderthalb Wochen befinden sich mehr als 300 Menschen, die einen schwereren Krankheitsverlauf haben, in stationärer Quarantäne – aktuell sind es insgesamt 312, von denen 112 auf der Intensivstation behandelt werden, 67 mit Beatmungsgerät. Zuletzt waren nur noch sieben Prozent der Intensivbetten verfügbar, ein bisheriger Tiefpunkt. Mittlerweile sind es immerhin wieder knapp zehn.
Jedes dritte Intensivbett von Covid-19-Patienten belegt
Sicher ist, dass die ohnehin hohe Belastung in den Wintermonaten durch die zunehmende Zahl von Covid-19-Patienten deutlich verstärkt wird. Das bestätigt Mirko Ristau, Sprecher der Kölner Uniklinik. Von insgesamt 125 Betten seien aktuell mehr als ein Viertel mit Corona-Patienten belegt. Stadtweit wird sogar mehr als jedes dritte Intensivbett von einem Covid-19-Patienten benötigt.
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Daher hatte Uniklinik-Chef Edgar Schömig bereits vor einer Woche die Absage von 30 Prozent der geplanten Operationen angekündigt, um Behandlungsmöglichkeiten für Corona-Patienten zu gewinnen. Zudem wurden alle Abteilungen aufgefordert, Leistungen im stationären sowie ambulanten Bereich um etwa 20 Prozent zu reduzieren. „Durch diese Maßnahmen schaffen wir weitere Ressourcen, die dringend für die Behandlung von lebensbedrohlich erkrankten Covid-19-Patienten benötigt werden“, so Schömig. Denn ein vorhandenes Intensivbett allein reicht nicht aus, wenn kein Fachpersonal für den Betrieb vorhanden ist.
Damit wieder mehr Intensivplätze frei werden, sollten die Lockdown-Maßnahmen zeitnah wirken, sagt Feuerwehrchef Miller. „Sonst werden wir bald an eine Belegungsgrenze kommen.“ In den vergangenen Tagen sei Köln nahe daran gewesen, aber nicht darüber. Um das weiterhin zu verhindern, ist – das war am Rande des Krisenstabs zu vernehmen – damit zu rechnen, dass die jetzigen Beschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens im gesamten Winter bestehen bleiben.