Außengastro in KölnGeimpft, getestet genesen – Nicht alle nehmen es so genau
Köln-Innenstadt – Nachmittag am Brückentag. Vor einer Kneipe im Griechenmarktviertel ist es ähnlich voll wie in der ganzen Innenstadt. Kaum ein Stuhl im Außenbereich ist frei, während die Frühsommersonne schwül durch die dunklen Wolken strahlt und die ersten Tropfen ein Gewitter ankündigen. Drei Gäste haben hier weder vollständige Impfung noch Test- oder Genesungsnachweis, Kontakte werden gar nicht erfasst, die Abstände zwischen den Tischen sind deutlich zu gering. Auch der Stehtisch vor dem Eingang darf eigentlich nicht dort stehen. Einige Gäste werden renitent, schimpfen auf die Ordnungskräfte, andere gehen wortlos heim. Das Ordnungsamt zieht weiter.
An diesem Nachmittag, an dem tausende Kölner in der Stadt sind, kontrolliert das Ordnungsamt stichprobenmäßig die Außengastronomie. Noch muss geimpft, genesen oder negativ getestet sein, wer hier draußen isst. Von Sonntag an ist das nicht mehr nötig, dafür öffnet die Innengastronomie für die „3 Gs“. Innen wären unerkannte Infektionen bei den Gästen deutlich problematischer.
Einige nehmen es nicht so genau
Teuer werden Verstöße aber nur für Betreiber. Wer Berechtigungen nicht kontrolliert, Kontakte nicht erfasst und Tische zu eng stellt, muss schon mal bis zu 1000 Euro zahlen. Gäste, die etwa ungetestet in Restaurants gehen, müssen nicht bezahlen. Das gibt die Schutzverordnung des Landes nicht her, die auch in Köln gilt. „Bei Corona-Verstößen haben wir keinen Ermessensspielraum“, sagt eine Mitarbeiterin des Ordnungsamts. „Wir wissen, dass es den Gastronomen nicht gut geht, aber schon aus eigenem Interesse müssten sie sich an die Regeln halten.“ Es gehe weiter darum, die Infektionszahlen runterzukriegen.
Eine halbe Stunde später, gehobene Gastronomie auf der Mittelstraße. Hier läuft Corona-mäßig alles richtig. Kontakte und Nachweise werden erfasst, Abstände eingehalten. In einer Pommesbude in der Innenstadt sieht das anders aus. Auch hier sitzen ungetestete und ungeimpfte Gäste. Weitere Restaurants in der Stadt bekommen heute noch Besuch vom Ordnungsamt. „Wir kontrollieren stichprobenartig im Rahmen unserer Streifengänge, anlassbezogen, etwa nach Hinweisen aus der Bevölkerung, und auch schwerpunktmäßig, wenn wir vermehrt Hinweise auf entsprechende Verstöße erhalten“, sagt ein Mitarbeiter. Die Personalsituation beim Ordnungsamt ist aber seit Langem angespannt, großflächige Kontrollen sind kaum möglich. Personal wird dringend gesucht.
Nicht alle öffnen gleich am Sonntag
Wie gewissenhaft kontrolliert wird, ist sehr unterschiedlich. Dass es einige Betreiber nicht so ernst nehmen, missfällt dem Verband Dehoga. „Alle sollten die Regeln einzuhalten, um irgendwann von den Auflagen befreit zu werden“, sagt Geschäftsführer Christoph Becker. Oft aber fehle Personal, um Regeln kontrollieren. „Als Gastronom ist man keine Aufsichtsperson, sondern Gastgeber. Man will seinen Gästen eine angenehme Zeit bereiten“, sagt Becker. Im Zweifel müsste „klare Kante“ gezeigt und unberechtigte Gäste weggeschickt werden.
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Nicht alle Restaurants öffnen gleich am Sonntag. Das Gaffel am Dom hat am Freitag die Außengastronomie eröffnet und will am Sonntag auch die Innenräume freigeben. „Wir freuen uns sehr, dass es wieder losgeht“, sagt Sprecher Michael Busemann. Allein die Außengastronomie schon am Montag zu öffnen, wäre wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen. Auch Peters Brauhaus in der Altstadt hat am Freitag seine Terrasse geöffnet. „Die Gäste scharren mit den Hufen. Ich hätte die Plätze dreimal vergeben können“, sagt Betriebsleiter Uwe Esser. Er wird aber auf keinen Fall die Innenräume schon am Sonntag öffnen, sondern will die Inzidenz-Entwicklung abwarten. „Das ist logistisch eine Katastrophe. Was passiert, wenn es ein Gewitter gibt und alle reinwollen?“ Erst bei einer Inzidenz stabil unter 35 würde die Unterscheidung wegfallen.
Ottavio Iadicicco kann es gar nicht mehr erwarten, bis er wieder seine Pizzeria „Made in Napoli“ in Ehrenfeld öffnen darf. Seit er drei Tische im Außenbereich geöffnet hat, kann er sich vor Buchungen kaum retten. „Wir sagen den Leuten auch, dass sie einen negativen Testnachweis brauchen. Viele wissen das nämlich nicht. Aber wer ohne kommt, den müssen wir leider wieder wegschicken.“