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„Wir können nicht mehr“Kölner Schulleitungen hissen wegen Corona die weiße Fahne

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Viele weiße Fahnen an der Freinet-Schule.

Köln – Weiße Fahnen und Bettlaken wehen an der Fassade der Freinet-Grundschule in der Altstadt. „Wir – Schule und OGS sind am Limit!“ oder „Testzentrum“ prangt da in großen Lettern. Und auf einem weißen T-Shirt steht „Wir geben unser letztes Hemd“. Zusätzlich zum Fertigstellen der gebastelten Weihnachtspräsente für die Eltern haben Lehrkräfte und Kinder an vielen Kölner Grundschulen in diesen Tagen ein kreatives SOS gestaltet.

Alle waren sie gleich mit Engagement dabei, als sich die Aktion unter den Grundschulen wie ein Lauffeuer verbreitete. Endlich für einen Moment raus aus der Ohnmacht und öffentlich zeigen: Wir können nicht mehr. Wir brauchen Entlastung. 40 Kölner Grundschulen in zahlreichen Stadtteilen beteiligen sich an der Aktion „Weiße Fahne“.

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Die Grundschulen senden ein SOS.

Am letzten Schultag hängen massenweise Bettlaken, Fahnen oder Flaggen aus den Fenstern der Schulen. Ihr Anliegen: „Wir wollten am Jahresende einfach mal öffentlich darauf aufmerksam machen, dass wir nach zwei Jahren Pandemiemanagement an unsere Grenzen gekommen sind“, erklärte Johanna Schubert, Leiterin der Montessori-Grundschule Gilbachstraße und Mitinitiatorin der Aktion.

Schule wie ein Corona-Testzentrum

Klaglos haben sie seit Monaten immer weiter gemacht, einfach für die Kinder und weil es sein musste. Jetzt geht es ihnen darum, ein Zeichen zu setzen. Dass Pflegekräfte und Ärzte in Krankenhäusern und Heimen an der Belastungsgrenze operieren, sei ja allen bekannt. Aber was Schulleitungen seit zwei Jahren in der Pandemie leisten, werde selten thematisiert.

Zeit, genau das zum Jahresende zu tun: Die Aufgabenstellungen, mit denen sich die Schulen seit knapp zwei Jahren quasi ohne Pause zusätzlich zum Unterricht befassen müssen, lesen sich wie eine riesenlange To-Do-Liste, die neben dem ganz normalen Unterricht, abzuarbeiten ist.

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„Wir testen täglich tausende Kinder, dokumentieren Sitzplätze, bekleben hunderte Teströhrchen, machen sechs Tage die Woche Kontaktpersonenmanagement, telefonieren das gesamte Wochenende über mit Gesundheitsamt und Eltern, bekommen vier Mal wöchentlich nachts die Ergebnisse der Pooltests, gehen mit Test- und Maskenverweigerern um“, steht auf dem Aufruf.

Die Liste ist noch viel länger, schließlich muss auch die Notbetreuung organisiert werden, viele Kinder müssen zusätzlich gefördert und emotional aufgefangen werden. Und mit so mancher Querdenker-Familie führen Schulleitungen einen zermürbenden Kampf um Testpflicht und Maskentragen. Ein Kölner Schulleiter berichtet von nahezu täglichen Auseinandersetzungen per Mail und am Telefon, die Kraft und Ressourcen binden.

Situation durch steigende Corona-Zahlen verschlimmert

„Seit den Herbstferien ist alles durch die steigende Zahl der Corona-Fälle noch schlimmer geworden“, berichtet Schubert. Mehrmals die Woche seien inzwischen regelmäßig Pools bei den Testungen positiv, mit allem was da dranhängt. Jeder positive Pool muss aufgelöst werden. Wenn dann klar ist, wer positiv ist, müssen sich die Lehrkräfte und das Personal des Ganztags zusammensetzen und akribisch rekapitulieren, welches Kind beim Essen ohne Maske wo gesessen oder gespielt hat, um die Kontaktpersonen zu definieren.

Dabei ist es ist ja nicht so, dass Schulen vor der Pandemie üppig mit personellen Ressourcen ausgestattet waren. Lehrermangel war schon vor Corona ein großes Problem an den Grundschulen. Inzwischen gibt es sowohl in den Kollegien als auch bei den Schulleitungen immer mehr Verantwortliche, die unter der Belastung regelrecht krank werden. „Wenn man ständig über die eigene Grenze geht, hat das irgendwann Auswirkungen“, sagt Schubert und berichtet von einer Kollegin, die aus Sorge wegen der ständigen Übermüdung kein Auto mehr fährt. Da für die Kinder aber die Bindung an die Lehrkraft und das Vertrauen in sie gerade in den Grundschulen in diesen Zeiten sehr wichtig ist, fühlten sich viele den Kindern gegenüber sehr stark verpflichtet, so dass sie in die Schule kämen, auch wenn sie eigentlich krank zuhause bleiben müssten.

Angst vor Omikron

Würde man bei den Schulleitungen der anderen Schulformen, also der weiterführenden Schulen nachfragen, es ergäbe sich ein ähnliches Bild: Auch dort gibt es Schulleitungen, die unter der Dauerbelastung krank geworden sind, nervlich am Ende sind sie nach dem zweiten Corona-Jahr alle, nicht wenige am Rande des Burnouts. Hohe Krankenstände in den Kollegien machen die Situation immer schwieriger.

Den Initiatoren ist klar, dass ihre Problematik eine Thema aller Schulen ist. Trotzdem haben sie ihre Aktion bewusst auf die Grundschulen beschränkt, „da wir hier eben genau wissen, wovon wir reden“. Jetzt sind in den Ferien zwei Wochen Atempause. Aber sie alle hätten die Angst im Nacken, was dann kommt, wenn nach den Ferien Omikron in den Schulen ankommt.