Trotz CoronaWie Zirkusmacher unterhaltsame Veranstaltungen ermöglichen wollen
- Die Corona-Krise hat enorme Auswirkungen auf die Veranstaltungsbranche. Große Menschenansammlungen sind bis Ende August verboten.
- Doch verschiedene Zirkusmacher, wie etwa Ilja Smitt vom Kölner Weihnachtscircus, wollen sich nicht allein auf die Entscheidungen der Politik verlassen.
- Wie Schausteller versuchen, in Zeiten von Abstandsregeln dennoch unterhaltsame Veranstaltungen zu ermöglichen, erfahren Sie hier.
Köln – „In der Veranstaltungsbranche herrscht große Unruhe. Da derzeit keiner weiß, wie es weitergeht, haben wir den Kartenverkauf für den Kölner Weihnachtscircus erst einmal gestoppt. Obwohl der Vorverkauf gut angelaufen war“, sagt Zirkusdirektor und Organisator Ilja Smitt. Im sechsten Jahr in Folge will er im Dezember auf dem Messeparkplatz unter der Zoobrücke in Deutz sein Zelt aufstellen. Planungen, an denen er weiter festhält, denn Künstler wie den belgischen Clown Barto, den holländischen Zauberweltmeister Marcel Karlisvaart und Leonid Beljakov mit seiner Hundeshow hat er längst verpflichtet.
„Wir können doch nicht warten, bis von der Politik in Bund, Land oder Stadt irgendwelche Forderungen kommen, die nicht umzusetzen sind“, sagt Smitt, der mit seiner Familie in der Nähe von Amsterdam wohnt und für einige Tage nach Köln gekommen war.
Aus eigener Kraft und Kreativität heraus sollten die Zirkusleute konstruktive Vorschläge präsentieren, wie in Zeiten von „Abstand halten“ dennoch unterhaltsame Veranstaltungen stattfinden können.
Diskussion unter den Zirkusmachern
„Wir kennen doch unsere Zuschauer und unsere räumlichen Möglichkeiten am besten. Politiker und Verwaltungsleute tun sich sicherlich schwerer, sichere und gleichzeitig machbare Möglichkeiten aufzuzeigen.“ Damit will Smitt auch eine Diskussion unter den Zirkusmachern einleiten. „Ich appelliere an alle Menschen, die im Kulturbereich tätig sind, weiter Initiativen zu entwickeln und kreative Möglichkeiten aufzuzeigen. Wir sollten es nicht alleine der Politik überlassen, Szenarien zu entwickeln, die machbar, sicher und wirtschaftlich vertretbar sind. In dieser Zeit heißt es nämlich nicht nur »Abstand halten«, sondern auch »zusammen stehen« .“
Beim in München ansässigen Circus Krone, der weltweit zu den größten zählt, erfährt man auf Anfrage, dass man erst einmal abwarte. Und beim Circus Roncalli heißt es, man sei „in Überlegungen“. Gegenwärtig ist man für die anstehenden Gastspiele in Düsseldorf (28. Mai bis 28. Juni) – dort tritt man an diesem Samstag im Autokino mit drei Nummern als Vorprogramm zur Aufführung eines Roncalli-Filmes von 2010 auf – und Köln (2. Juli bis 12. August) noch mit allen Plätzen im Vorverkauf.
Aktuelle Vorschriften zu Hygiene und zur „sozialen Distanz“
Dagegen hat Smitt mit seinem Team für den Weihnachtscircus ein Konzept entwickelt und bei der Stadt eingereicht, das weitgehend die aktuellen Vorschriften zu Hygiene und zur sozialen Distanz berücksichtigt. So soll nur jede zweite Sitzreihe aufgebaut werden und somit ein Abstand von 1,62 Metern garantiert sein. In jeder Reihe soll zwischen den von Familien (zwei, drei, vier oder mehr Personen) gekauften Karten jeweils ein Platz frei bleiben. Smitt: „Das ist im Vorverkaufssystem gut machbar. Das habe ich so mit den Leuten von Köln-Ticket schon abgestimmt.“ Dazu werden die Balkonlogen im oberen Bereich des Zeltes durch Plexiglas-Scheiben voneinander abgetrennt und jeweils als Familienboxen angeboten.
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Damit kein Gedränge unter den Zuschauern entsteht, will Smitt auf eine Pause verzichten und plant sieben, schon außerhalb des Zeltes voneinander abgetrennte Eingangsbereiche . In denen soll es mehrere einzelne WC-Kabinen – diese werden nach jeder Benutzung desinfiziert – und Möglichkeiten zum Händewaschen geben. Zudem erhält jeder Besucher an vier verschiedenen Ausgabestellen ein Getränk sowie eine Tüte Popcorn. Smitt: „Das ist im Eintrittspreis schon mit drin. So können wir unsere Gastronomie einschränken und ganz auf einen Bargeldverkehr verzichten.“
Keine „alte Normalität“ vor Entwicklung des Impfstoffs
Solange es keinen Impfstoff gibt, werde man auch im Zirkus nicht zu einer „alten Normalität“ zurückkehren können, glaubt Smitt. „Bis Ende des Jahres wird es wohl keine Show in der Form geben, wie man es bisher kennt.“ Statt 1500 Zuschauer, die sonst im Zelt Platz haben, könnten nach seinem Konzept maximal 1050 bei einer Vorstellung dabei sein. „Ich muss wirtschaftliche Abstriche machen, denn es ist ein deutlich höherer personeller und logistischer Aufwand bei gleichzeitigem Einbruch der Zuschauerzahlen.“
Noch hofft Smitt, in Abstimmung mit Stadt und Messe sein Gastspiel eventuell früher starten und möglicherweise um eine Woche verlängern zu können.