„Die Absage und das Spielverbot treffen uns schon sehr hart. Das Circus-Theater Roncalli hat zwei Jahre das neue Programm vorbereitet“, schreibt Roncalli-Chef Bernhard Paul in einem offenen Brief an Armin Laschet.
Der Circus darf vorerst nicht stattfinden – obwohl weniger als 1000 Karten pro Veranstaltung verkauft worden sind.
Wieso mussten die Zirkusbetreiber absagen? Und: Wie wahrscheinlich ist ein Auftritt am 9. April in Köln?
Köln – Mitten in der Generalprobe zum neuen Programm „All for ART for All“ – sollte am Donnerstagabend in Recklinghausen Premiere haben – erfuhr der Circus-Roncalli, das die dortigen Kreisbehörden das eigentlich bis zum 5. April geplante Gastspiel untersagt haben.
Dabei hatte sich die Zirkus schon an die Vorgaben des Landes gehalten, nachdem vorerst keine Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern durchgeführt werden dürfen. So hatte man von den knapp 1500 Plätzen im Zirkuszelt für alle Veranstaltungen nur je 999 Karten in den Vorverkauf gegeben. Zudem wollte man auf das traditionelle Schminken von roten Nasen beim Einlass verzichten, keine Bonbons verteilen und auch der Walzer zum Finale mit Artisten und Zuschauern in der Manege wurde gestrichen.
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„Die Absage und das Spielverbot treffen uns schon sehr hart. Das Circus-Theater Roncalli hat seit zwei Jahre das neue Programm vorbereitet: Es wurden Kostüme und Requisiten hergestellt, Musiken komponiert, Plakate entworfen und gedruckt, der ganze Zirkus restauriert und neu gestrichen. Die gesamte Tournee wurde penibel vorbereitet und seit einem Jahr sind die Karten schon im Vorverkauf“, so Roncalli-Chef Bernhard Paul, der dazu auch einen offenen Brief an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet geschrieben hat.
Darin verweist Paul darauf, dass der Zirkus im 44. Jahr seiner Geschichte 150 Künstler, Musiker und Techniker aus der ganzen Welt beschäftigt, die ja auch bezahlt werden wollen. Die Kosten für die Anreise, sowie PR- und Marketingmaßnahmen, den Sonderzug sowie für den bürokratische Aufwand haben bis jetzt, so Paul, rund 500000 Euro verschlungen.
Termin für Gastspiel in Köln unklar
Anstelle der Premiere gab es am Donnerstag in Recklinghausen nochmals eine umfangreiche Probe. „Die Show muss doch fertig gestellt werden, die Abläufe müssen stimmen“, sagte Roncalli-Sprecher Markus Strobl. Schließlich gilt das Gastspiel in der Ruhrgebietsstadt auch alle Jahre wieder als Testlauf für das anschließende Heimspiel in Köln. Da konnte in der Vergangenheit immer noch so einiges ausprobiert und verändert werden.
Bislang ist die Premiere auf dem Neumarkt am 9. April (Gründonnerstag) geplant und vorbereitet. „Unklar ist derzeit, ob wir unser Kölner Gastspiel tatsächlich an dem Termin starten oder ob wir erst verspätet beginnen können“, sagt Strobl. „Von den zuständigen Stellen der Stadt Köln haben wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts gehört.“
Zirkus-Chef hofft auf politische Unterstützung
Klar ist allerdings, das der Zirkus seine Zelte in Recklinghausen nun abbrechen und vorerst mit allen Wagen und Artisten ins Winterquartier nach Mülheim ziehen wird. Strobl: „Wenn wir die Artisten jetzt in ihre Heimatländer zurückschicken, wissen wir doch nicht, ob sie zum nächsten Gastspiel überhaupt wiederkommen und einreisen dürften.“
Zirkus-Chef Paul hofft als Kulturbotschafter Nordrhein-Westfalens und Träger des Verdienstordens des Landes noch auf Unterstützung und Hilfe des Ministerpräsidenten. „Irgendwie bezeichnend ist es, dass alle Welt nur über Fußball redet, aber dass momentan der deutschen Kulturszene ein enormer Schaden entsteht, daran denkt niemand“, sagt Paul. Zwar werde die staatliche Kulturszene wie Theater und Opernhäuser subventioniert, aber es gebe doch auch eine enorme private nicht-subventionierte Kulturszene, die sich von diesem „Kulturschock“ wohl jahrelang nicht erholen werde. Paul: „Das wird von der Politik nicht bedacht. Momentan wird nur über Hilfen für die Wirtschaft gesprochen, die Kultur ist einmal mehr das Stiefkind.“
Als Circus Roncalli habe man vollstes Verständnis für die aktuelle Situation, erwarte aber auch, dass man in dieser kritischen Lage nicht alleine gelassen wird, zumal man bisher noch nie einen Euro Subvention, Unterstützung oder Steuererleichterung erhalten habe. „Wir haben 250 Arbeitsplätze zu erhalten“, so Paul. „Ein Unternehmen dieser Art zu verteidigen ist, wie das Überleben des sibirischen Tigers zu sichern. Einmal ausgestorben ist er nicht mehr zum Leben zu erwecken.“