- Nach langen Wochen der Isolation sollen die ersten Schulen in Köln wieder öffnen.
- Wie soll das funktionieren? Reichen die geplanten Maßnahmen aus, um Schüler und Lehrer zu schützen – oder könnten Schulen jetzt zu Infektionsherden werden?
- Wir erklären, mit welchen Mitteln geschützt werden soll – und wie Schultage ab Donnerstag aussehen werden.
Köln – An den Kölner weiterführenden Schulen arbeiten Schulleitungen und Kollegien unter Hochdruck daran, die Schulen für Donnerstag coronatauglich zu machen. Dann werden die Abiturienten und die Schüler der Abschlussklassen zum ersten Mal wieder analog unterrichtet. Am Gymnasium Kreuzgasse kleben über ein Dutzend Lehrer Pfeile auf den Boden, um die Schüler nach einem ausgeklügelten System so durch die Schule zu leiten, dass sie sich möglichst wenig begegnen. Das Wegekonzept wird flankiert durch große Einbahnstraßenschilder, die gerade aufgehängt werden. Eigens besorgte Türkeile sollen dafür sorgen, dass möglichst wenig Klinken berührt werden müssen.
Hinweis: Unter diesem Link auf die Seite des NRW-Schulministeriums finden Sie genaue Angaben dazu, für welche Schüler der Unterricht freiwillig oder verpflichtend ist, welche Regelungen nun für Prüfungen gelten und welche Beschlüsse für Lehrkräfte verabschiedet wurden.
Am Gymnasium Schaurtestraße in Deutz hat Schulleiterin Anja Veith-Grimm die Wegführung so ausgearbeitet, dass die Schüler über drei verschiedene Eingänge zum Lernraum gelotst werden. Überall wird geklebt und beschriftet. Dabei ist bei den Abiturienten noch unklar, wie viele das freiwillige Angebot annehmen. Bei den Gymnasien werden es je nach Schule 50 bis zu 80 Prozent der Schüler sein. Anders ist die Situation in den Real- und Hauptschulen, dort müssen die Schüler der Abschlussklassen verpflichtend in den Klassenraum zurückkehren. Insgesamt geht es in Köln um eine Gruppe von 23 000 Schülern.
Kölner Schulleiter sieht Schwierigkeiten bei neuen Vorgaben
Neben den Wegen im Schulgebäude wird die Verteilung auf die Klassenräume genau geplant. In der Theodor-Heuss-Realschule hat sich Schulleiter Keith Achtergarde für eine Drittelung aller Klassen entschieden: Jede Teilgruppe wird zeitlich versetzt in einem festen Raum unterrichtet, damit sich möglichst wenig Schüler im Gebäude begegnen. Jeder bekomme einen festen Sitzplatz, der mit Namen beschriftet werde, damit danach auch Infektionsketten nachvollzogen werden könnten, erläutert die Leiterin des Dreikönigsgymnasiums, Barbara Wachten.
„Die Schwierigkeit ist, dass es täglich neue Vorgaben von verschiedener behördlicher Stellen gibt, die teilweise unterschiedlich sind“, erläutert Kreuzgassen-Schulleiter Lüder Ruschmeyer. Etwa bezüglich der Belegung mit Schülern pro Raum. Er halte sich an die Maximalvorgabe von einem Schüler pro zehn Quadratmetern: So werden Kurse mit 25 Schülern zu fünft auf fünf nebeneinanderliegende Räume verteilt. Der Lehrer geht alle 15 Minuten von Raum zu Raum. Lehrkräfte arbeiten an den meisten Schulen mit Masken, den Schülern wird das dringend empfohlen. Kopfschmerzen bereiteten vielen Schulleitern die Möglichkeiten für sichere Handhygiene: Nachdem es zunächst von Seiten des Robert-Koch-Instituts hieß, Seife und Handtücher reichten, gab es am Wochenende eine Forderung des Schulministeriums, die Schulen mit Desinfektionsmitteln auszustatten.
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Bei der Kreuzgasse ist das laut Ruschmeyer zentral, da es in vielen Klassenräumen keine Waschbecken gebe und ein Stau vor den Toiletten vermieden werden müsse. Da die Stadt bisher kein Desinfektionsmittel gestellt habe, habe die Schulleitung über engagierte Eltern eigenständig ausreichend Desinfektionsmittel besorgt, um auf Nummer sicher zu gehen. In der Schaurtestraße waren die Kolleginnen des Sekretariats unterwegs, um Sprühflaschen als provisorische Desinfektionsmittelspender zu erwerben.
Die neue Anforderung des Wochenendes stelle die Stadt vor große Herausforderungen, bestätigte diese auf Anfrage. Stadtsprecher Jürgen Müllenberg sicherte aber zu, dass bis zum 23. April 3300 Liter Desinfektionsmittel zur Verfügung stünden. Genug, um alle Eingangsbereiche, sowie an Zugängen zu Gebäudeteilen und Etagen auszustatten.
„Schüler sehnen sich nach Begegnung“
Laut Stadt werden die Räume einmal täglich sowie die Sanitärräume zweimal täglich gereinigt. Ab Donnerstag sollten dann auch die Hauptkontaktflächen wie Handläufe, Klinken und Schreibtische täglich gereinigt werden. „Wichtig wäre es, die Kontaktflächen nicht nur einmal, sondern jeweils einmal nach dem Vormittags- und nach dem Nachmittagsblock zu reinigen“, fordert Wachten.
Am meisten Sorgen bereiten den Schulleitern die Pausen: „Die Schüler haben sich lange nicht mehr gesehen, sie sehnen sich nach Begegnung und Austausch“, so Veith-Grimm. In der Kreuzgasse haben sie Sektoren auf dem Hof eingezeichnet, in denen sich die Fünfergruppen aufhalten sollen. In der Theodor-Heuss-Realschule müssen die Lerngruppen die Pause im Lernraum verbringen. In einem sind sich alle einig: Es ist ein Konzept, das bis zum 4. Mai funktioniert und das nicht einfach ausbaubar ist, wenn weitere Jahrgangsstufen in die Schule geholt werden. „Wenn ich die ganze Schule brauche, um 110 Abiturienten sicher zu beschulen, dann geht ein Ausbau nur mit Abstrichen bei der Sicherheit“, so Ruschmeyer.