Ungewöhnlicher PlanWird ein leerstehendes Möbelhaus in Köln zur Grundschule?
- In den Kölner Stadtteilen Poll und Porz werden in den kommenden Jahren rund 400 neue Grundschüler erwartet.
- Aber wo sollen die Kinder unterrichtet werden? CDU und Grüne haben dafür nun einen ungewöhnlichen Plan vorgelegt.
- Die Idee: Das leerstehende Flamme-Geschäft in Poll wird zur Grundschule. Wir kennen die Hintergründe.
Köln-Poll – Planen verdecken den Zweckbau an der Rolshover Straße in Poll. Reklame verspricht „top-aktuelle Einrichtungstrends“ und „viele reduzierte Ausstellungsstücke“. Verkauft wird in dem Gebäude allerdings seit rund einem Jahr nichts mehr. Das Möbelhaus steht leer, seit die Firma Flamme hier Anfang vergangenen Jahres ihren Ausverkauf beendet hat. Könnten in diesem Kasten im Poller Gewerbegebiet in Zukunft Kölner Kinder zur Schule gehen?
„Es gibt keine Denkverbote“, sagte Schuldezernent Robert Voigtsberger bei der Vorstellung des aktualisierten Schulentwicklungsplans im Schulausschuss des Stadtrates. Um mit dem Mangel beim städtischen Bildungsangebot umzugehen, sei man auf der Suche nach „neuen Interimslösungen“. Die Anmietung von Gewerbeimmobilien gehört ausdrücklich dazu.
Kölner Möbelhaus als Option für Grundschule?
CDU und Grüne bringen nun das leerstehende Möbelhaus ins Gespräch. Der Standort sei gut angebunden. Mit dem Einziehen von Wänden und weiteren baulichen Maßnahmen könne das Haus „schnell hergerichtet werden, um übergangsweise als Schulstandort zu dienen“, meinen die Politiker. Profitieren würden Familien in Westhoven, Gremberghoven und in den südlichen Vierteln des Stadtbezirks Kalk. Im Schulausschuss wurde die Stadtverwaltung mit der Prüfung der Idee beauftragt.
Ein Möbelhaus als Schulstandort? Die Idee ist befremdlich. Doch angesichts der stadtweiten Not ist nichts mehr ausgeschlossen. Die Zahl der Erstklässler in Köln wird bereits zum Schuljahr 2022/23 bei rund 10.500 liegen; vor fünf Jahren lag sie nur knapp über 9000 (siehe Grafik). Die Zahl aller Grundschüler – also der sechs bis zehnjährigen Kinder – wird bis 2023 voraussichtlich auf über 41.000 Kinder ansteigen. Das sind rund 2500 mehr als zur Zeit – Zahlen, die belegen, vor welchen Herausforderungen die Stadt steht.
Hunderte Grundschüler kommen nach Köln-Porz
Für den Stadtbezirk Porz ist bis 2023 ein Zuwachs von rund 400 Grundschülern vorausgesagt. Außer in Lind, Eil und Zündorf besteht in allen Porzer Stadtteilen Handlungsbedarf, insbesondere für Kinder in Finkenberg, Wahn, Wahnheide und Elsdorf. Der wachsende Bedarf hat mit den großen Wohnungsbauvorhaben zu tun.
Bei den weiterführenden Schulen verläuft die Entwicklung der Schülerzahlen ähnlich, allerdings zeitversetzt. Die Stadt rechnet damit, dass die Zahl der Fünftklässler bis 2026 auf über 10.000 ansteigt. In diesem Sommer werden es 9300 sein. Im Stadtbezirk Porz wird für die Zehn- bis 16-Jährigen in den kommenden Jahren von einem Mangel von rund 600 Schulplätzen ausgegangen.
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Die politischen Parteien streiten darüber, ob dieser Bedarf eher mit Gesamtschul- oder Gymnasialplätzen gedeckt werden sollte. Eine Mehrheit in der Bezirksvertretung Porz hat sich im Februar gegen die Stimmen der CDU für eine zusätzliche Gesamtschule ausgesprochen. Im Stadtrat wird die Frage über die richtige Schulform zur Zeit für alle möglichen Schulstandorte heftig debattiert. Die Schulpolitik und der Mangel an Plätzen dürften zu einem Top-Thema im Kommunalwahlkampf werden.
SPD und Linke fordern, dass der Schwerpunkt auf dem Ausbau des Gesamtschulangebots liegen soll, weil auch in diesem Jahr wieder Hunderten Familien ihr Schulwunsch verwehrt wurde. Die Verwaltung und das Ratsbündnis von CDU und Grünen setzen auf einen gleichberechtigten Ausbau des Gymnasial- und des Gesamtschulangebots. Durch die Rückkehr der Gymnasien zur längeren Schulzeit bis zum Abitur bestünde auch hier dringender Handlungsbedarf.
Sieben neue Schulen für Porz
Der aktualisierte Schulentwicklungsplan macht für Porz mehrere konkrete Neubau-Vorschläge: Neue Grundschulen sind an der Haupt- und Humboldtstraße geplant, für die Entwicklung des Zündorfer Südens sind zwei Grundschulen vorgesehen. Außerdem soll ein Grundstück für eine Grundschule in Elsdorf gesucht werden. In Poll wird eine Schule am Altenberger Kreuz gebaut, die 2022 eröffnet werden soll. Für Zündorf steht auch eine Gesamtschulgründung im Plan, die im Schulzentrum an der Heerstraße aufgebaut werden könnte, wenn dort die Wilhelm-Busch-Realschule und die Johann-Amos-Comenius-Hauptschule geschlossen würden.
Im Schulausschuss sagten sowohl Vertreter der Verwaltung wie auch der Parteien, dass dies möglichst nicht gegen den Willen der Schulen geschehen soll. Für eine dauerhafte Unterbringung einer Gesamtschule ist das Schulzentrum zu klein, so die Verwaltung. Spätestens sechs Jahre nach ihrem Start müsste die Gesamtschule in einen Neubau umziehen. Neue Gesamtschulplätze werden auch durch die Erweiterung der Lise-Meitner-Schule in Finkenberg entstehen. In Urbach soll möglichst schnell an der Schubertstraße/Im Falkenhorst ein neues sechszügiges Gymnasium gebaut werden.