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Corona-KriseMitarbeiterin erhebt Vorwürfe gegen das Klinikum Köln-Weyertal

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Das evangelische Krankenhaus Weyertal

Köln – Seit dem 16. März sollen Kliniken in Deutschland alle planbaren Operationen, Eingriffe und Aufnahmen verschieben. So lautet eine Direktive der Bundesregierung. Der Zweck: Die Eingrenzung des Coronavirus. Mit der Maßnahme gehen erhebliche finanzielle Verluste für Krankenhäuser einher, die nur teilweise unmittelbar aufgefangen werden können. Halten sich die Kliniken trotzdem an die Vorgabe? „Bei uns läuft seit einigen Tagen wieder zu 80 Prozent Normalbetrieb“, erzählt uns eine Mitarbeiterin des evangelischen Klinikums Weyertal: „Wir führen seit einigen Tagen wieder Operationen durch, die auch eindeutig verschoben werden könnten, zum Beispiel Knie-Arthroskopien.“

Ihre Sorge: Die Eingriffe gefährden zum einen Patienten, Ärzte und Pfleger unmittelbar, zum anderen „verbrauchen wir das Material, zum Beispiel FFP-Masken, jetzt sinnlos.“ Begründet worden sei die Durchführung von Operationen vor allem mit finanziellen Einschnitten: „Die Geschäftsführung drückt auf die Tränendrüse, das ist aber nur kurzfristig gedacht. Die stehen eben nicht am Krankenbett.“

Kölner Klinik-Mitarbeiterin: „Es gibt große Angst, an die Öffentlichkeit zu gehen“

Das Klinikum selbst weist die Vorwürfe zurück: „Seit dem Ministerialerlass werden am Evangelischen Klinikum Köln-Weyertal dringliche sowie Notfalloperationen durchgeführt“, erklärt Organisationsentwickler Jonas Trambacz auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das Ziel sei es, Intensivkapazitäten frei zu halten: „Diese Einschränkung hat zu einem Rückgang der OP-Zahlen um rund 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geführt.“ Außerdem heißt es von der Pressestelle des Klinikums, das eigene Personal sei ausreichend mit Schutzkleidung ausgestattet.

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Zu ihrem eigenen Schutz möchte die Mitarbeiterin ihren Namen und ihren Beruf nicht öffentlich preisgeben. „Bei Ärzten und Pflegekräften gibt es gerade eine große Angst, an die Öffentlichkeit zu gehen“, erklärt sie – wenngleich es keine direkte Anweisung gegeben habe, nicht über die aktuelle Situation sprechen zu dürfen.

Kölner Uniklinik sagt Operationen offenbar konsequent ab

Auch Chrisoph Wanko, Pressesprecher der Kölner Uniklinik, gibt an, dass „lediglich die Hälfte der sonst üblichen Operationen durchgeführt werden. Die medizinische Dringlichkeit wird hier in jedem Einzelfall von Fachleuten beurteilt.“ Zudem würden „alle Beschäftigten, deren Anwesenheit im Klinikum nicht zwingend notwendig ist, aus dem Home Office arbeiten. Täglich finden bei uns mehrere hundert Videokonferenzen statt.“

Im Fall der Uniklinik ist auch aus dem Umfeld der Mitarbeiter zu hören, dass Operationen nur dann durchgeführt werden würden, wenn sie dringend notwendig seien.