Beim „Cross Mentoring“ arbeiten beruflich erfolgreiche Frauen mit ihren Mentoren an Kompetenz, Persönlichkeitsentwicklung und ihrem Netzwerk. Am Dienstag wurden die jeweiligen Tandems im Historischen Archiv bekanntgegeben.
„Cross Mentoring“ KölnPersönliches zu den Hürden weiblicher Karrieren
Zum achten Mal wurden die Mentees des Karrienförderungsprogramms „Cross Mentoring“ ihren Mentorinnen und Mentoren vorgestellt. Das Programm bringt junge, bereits erfolgreiche Frauen mit Mentoren aus dem höheren Management zusammen. Zusammen arbeiten die Tandems über Monate an Kompetenz, Persönlichkeitsentwicklung und ihrem Netzwerk.
Die Organisatoren gaben am Dienstag die jeweiligen Tandems aus Mentoren und Mentees bei der Auftaktveranstaltung bekannt. Zu Beginn erzählte Anissa Saysay, Referentin im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW im Saal des Historischen Archivs Köln von den Hürden ihres Werdegangs. „Mein Geschlecht, meine marokkanischen Wurzeln und die Tatsache, dass ich die Enkelin eines Gastarbeiters bin, haben meine Karriere nicht gerade erleichtert“, sagt Saysa.
„Wir haben noch lange keine Gleichberechtigung“
Überzeugen musste sie ihre eigene Mutter, dass Bildung kein Hindernis ist und sie in ihrem Leben nicht nur Ehefrau sein möchte. In der CDU Dormagen musste Saysay auch viele andere Frauen davon überzeugen, dass sie den Parteivorsitz genausogut übernehmen kann wie ein Mann. Für Saysay gehört zur Wahrheit auch, dass für viele Frauen die Gleichberechtigung „nicht an erster Stelle“ stehe. „Wir haben noch lange keine Gleichberechtigung. Ich kann jeder Frau nur raten, sich trotz Widerständen, nicht vom eigenen Weg abbringen zu lassen“, zieht Anissa Saysay ihr Fazit.
Für Ellen Ehni, neue Schirmfrau des Programms und Chefredakteurin des WDR, war ein Schlüsselmoment ihrer Karriere der sich andeutende Ruhestand ihrer damaligen Chefin 2015. „Ich kann das besser als andere, die für die freiwerdende Position infragekommen.“, dachte sich Ehni zu der neuen Situation. Sie bereitete einen 20-minütigen Vortrag für ihren damaligen Chef vor, warum sie die ideale Besetzung für die Position sei. Ihr damaliger Chef war beeindruckt und bescheinigte, dass ihm bisher niemand so exakt die Gründe für die eigene angestrebte Beförderung dargelegt habe. Zu ihrem Berufsalltag sagt Ehni: „Ich arbeite mehr als viele Männer.“
Die Mentees sind dieses Jahr zu 40 Prozent Kölnerinnen
„Das liegt aber sowohl an meinem eigenen Anspruch, als auch am Aufgabenzuschnitt.“ Eine Gesamtaussage wolle sie daher nicht machen. Dennoch teilt sie mit den Anwesenden eine Beobachtung: In Abschlussrunden beziehe sich ein männlicher Chef in seinem Fazit immer nur auf seine Vorredner. Frauen könnten noch so kluge Dinge sagen, sie würden im Fazit der Chefs dennoch nicht erwähnt. Zum Abschluss empfiehlt Ehni den Mentees des Programms drei Dinge: Als Frau solle man bei 15 Minuten Redezeit nicht nur 14:30 Minuten reden, man solle sein Netzwerk insbesondere horizontal pflegen und insgesamt nicht verzagen. „Lieber das Krönchen wiederaufsetzen“, schließt Ehni.
Die Mentees des achten Durchgangs sind zu 40 Prozent Kölnerinnen oder haben mindestens zehn Jahre in Köln gearbeitet. Sie vereinen 195 Jahre Berufserfahrung und 67 verschiedene berufliche Positionen auf sich. 80 Prozent hatten bereits eine Frau als Vorgesetzte. Aktuell 14 Unternehmen wie z. B. Eurowings, der WDR und die Sparkasse Köln Bonn tragen das Projekt.