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Klimaschutz und VerkehrWas Köln von einer niederländischen Stadt lernen kann

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Auf dem Gelände der Floriade wird ein neuer Stadtteil entstehen - grün, umgeben von Wasser und gleich an der Autobahn.

Köln – Es klingt wie eine Utopie: Eine rasant wachsende Stadt, in der die Einwohnerzahlen stetig steigen, in der permanent neue Wohnungen entstehen und in der trotzdem alle Bewohner in der Nähe großer Grünflächen und in einer wasserreichen Umgebung leben. Die Rede ist von der niederländischen Stadt Almere. Vorhaben und Projekte, die in Köln noch diskutiert oder aber als unrealistisch bezeichnet werden, sind in Almere längst Wirklichkeit.

Dazu gehören etwa eine autofreie Innenstadt und ein Verkehrskonzept, in dem Fußgänger, Radfahrer und öffentliche Verkehrsmittel Vorrang haben. In der gesamten Stadt werden die Verkehrswege streng getrennt. So gibt es separate Busspuren, die dem öffentlichen Verkehr vorbehalten sind. Die Busse haben an jeder Kreuzung mit dem Individualverkehr eine durch Ampeln geregelte Vorfahrt. Radfahrer nutzen Radwege, die getrennt vom übrigen Verkehr durch die Stadt führen. 440 Kilometer umfasst Almeres Radwegenetz aktuell.

Konzepte für eine nachhaltige Zukunft

Auch wenn Almere und Köln zunächst nicht viel miteinander gemein haben, lohnt sich doch ein Blick auf Stadtentwicklung und Konzepte für eine nachhaltige Zukunft. Zwar ist die niederländische Stadt mit rund 214.000 Einwohnern deutlich kleiner als die Millionenstadt Köln, aber sie wächst umso rasanter. Und damit steht Almere beispielhaft für eine Entwicklung, die sich auch in der dicht besiedelten Kölner Region vollzieht: Unsere Welt wird in hohem Tempo immer urbaner. Bis 2050 werden knapp 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben, schätzen die Vereinten Nationen. Vor allem in dicht besiedelten Gebieten bringt das eine Reihe von Herausforderungen mit sich.

Wie kann einerseits mehr Wohnraum geschaffen werden und andererseits Lebensqualität erhalten und Klimaschutz berücksichtigt werden? Wie gestaltet man dicht besiedelte Städte grüner? Welche sauberen und intelligenten Möglichkeiten der Energieversorgung und -Erzeugung gibt es? Es sind diese und weitere Fragen, denen sich die Internationale Gartenbauausstellung Floriade Expo 2022 widmet.

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Begrünte Fassade in Almere

Nicht ohne Grund findet die nächste Floriade in Almere statt: Sie ist die jüngste Stadt der Niederlande. Vor 45 Jahren wurde sie als Gartenstadt auf dem Zeichentisch geplant und gilt heute als grünste Stadt der Niederlande. Begrünte Fassaden und Dächer prägen das Stadtbild, es gibt viele Parks, Wasserflächen und Brücken. Im Stadtteil Oosterwold wird urbane Landwirtschaft betrieben: Mindestens die Hälfte des Grundstücks eines Privathauses wird für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt; es gibt einen Gemeinschaftsgarten zum Anbau von Obst und Gemüse.

Autofreies Zentrum und ein neuer Stadtteil

Das autofreie Zentrum von Almere wurde von weltberühmten Architekten entworfen und umfasst mehrere Ebenen: Unten gibt es Parkmöglichkeiten und Busspuren, darüber befinden sich Geschäfte und Gastronomie und noch weiter oben Wohnungen. Almere sollte der schnell wachsenden Bevölkerung Amsterdams Wohnraum bieten. Die ersten Menschen bezogen 1976 ihre Wohnungen. Inzwischen ist Almere, das etwa 25 Kilometer von Amsterdam entfernt liegt, die achtgrößte Stadt der Niederlande. In den nächsten Jahrzehnten sollen mehr als 60.000 neue Wohnungen gebaut werden und die Einwohnerzahl könnte sich verdoppeln.

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Ein komplett neuer Stadtteil wird nach dem Ende der Floriade auf deren Gelände entstehen. Es wird zu einem neuen, grünen und autofreien Stadtteil umgestaltet. Manche für die Floriade genutzten Gebäude werden in Wohnkomplexe umgewandelt. Unter anderem wird es zwei Brücken geben, die aus Abfallmaterialien der Stadt Almere gebaut wurden. Vielleicht könnten sich Kölns Stadtentwicklungsexperten und Verantwortliche von einigen Beispielen aus Almere inspirieren lassen, wenn es an die Planung neuer Stadtviertel und Wohngebiete geht.

Die Floriade Expo 2022

Die Internationale Gartenbauausstellung Floriade Expo findet vom 14. April bis zum 9.Oktober 2022 im niederländischen Almere statt. Sie wird alle zehn Jahre veranstaltet. 40 Länder werden dort vertreten sein. Sie steht unter dem Motto „Growing Green Cities“ („Wachsende grüne Städte“). Die Veranstalter erwarten rund zwei Millionen Besucher.