Köln – Die Großstadt, eine Wüste aus Stein und Beton. Grün hat es schwer im urbanen Raum, zumal die hohe Nachfrage nach neuem Wohnraum starke Begehrlichkeiten nach Bauland weckt – der Griff nach Grünflächen ist da verlockend. Häuser, Straßen, Plätze, befestigte Wege, all das versiegelt den Boden Kölns. Das hat Folgen für den Wasserhaushalt der Stadt und ihr Mikroklima. Und ist eine Fläche erst einmal versiegelt, ist es schwierig, sie wieder rückstandsfrei zu entsiegeln.
Schon oft forderte die Politik ein Versiegelungskataster, um einen Überblick über die Lage zu bekommen. Das gibt es jedoch noch nicht. Nun hat die Verwaltung auf Anfrage der Linken im Umweltausschuss immerhin eine grobe Übersicht gegeben, wie viel Prozent der Fläche eines jeden Stadtteils als versiegelt gilt. Die Unterschiede zwischen den Veedeln sind eklatant.
61 Prozent Kölns ist versiegelt
Nach Angaben der Verwaltung gelten rund 61 Prozent des gesamten Kölner Stadtgebiets als versiegelt, 34 Prozent als unversiegelt und fünf Prozent als Wasserfläche. Dabei beruft sich die Stadt auf eine Arbeit des Geografischen Instituts der Uni Köln, für die die Stadt Luftbilder und Daten aus dem Liegenschaftskataster von April 2020 bereitgestellt hat. Als versiegelt gelten bebaute Flächen mit Häusern, Straßen, asphaltierte Plätze, aber auch hochverdichtete Feldwege. Bereiche also, durch die kein oder kaum Wasser oder Luft dringen kann. So genannte Unterflurversiegelung, zum Beispiel eine Tiefgarage, die oben begrünt ist, wird nicht berücksichtigt und gilt als unversiegelt.
Auf dieser Grundlage sind die zentralen Stadteile am meisten versiegelt, während es in den Außenbereichen weniger wird. In Ehrenfeld ist 81,3 Prozent der Fläche des Stadtteils versiegelt – der Spitzenwert in Köln. Dahinter kommt mit 80,3 Prozent Versiegelung die Altstadt Nord.
Während in der Altstadt – Nord wie Süd – wohl die lange Siedlungsgeschichte eine Rolle spielt, fallen vor allem aktuelle oder ehemalige Industrie- oder Gewerbeareale mit einem hohem Maß an Verdichtung auf. Das schon erwähnte Ehrenfeld natürlich, aber auch Braunsfeld, Kalk, Nippes oder Mülheim. Wenn man sich vor Augen führt, dass Raderberg zu weit mehr der Hälfte aus Großmarkt besteht, wundert eine Versiegelung von 78 Prozent nicht. Das gleich gilt für Godorf. Umgeben von eher ländlichen Veedeln, ist der Stadtteil zu 58,2 Prozent versiegelt, was vor allem an der dort großflächig vertretenen chemischen Industrie liegt.
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Direkt neben Godorf liegt einer der am wenigsten versiegelten Stadtteile. Langel verzeichnet lediglich 10,8 Prozent. Auch die wald- oder ackerreichen Veedel Eil (14,2), Dünnwald (13) oder Roggendorf/Thenhoven (7,7) lassen viel Wasser und Luft in den Boden. Niemand jedoch schlägt Libur. Der südlichste Stadtteil Kölns ist mehr als doppelt so groß wie das dicht besiedelte Kalk, das zu 75 Prozent versiegelt ist und rund 24.000 Einwohner hat. Libur zählt nur gut 1000 Bewohner, einen Golfplatz, eine Menge Felder - und 7,4 Prozent versiegelte Fläche.