In 99 Tagen starten im Ruhgebiet und in Berlin die Welt-Universitätsspiele. Sind sie ein Vorgeschmack auf Olympia in Deutschland?
Rhine-Ruhr 2025Kölner Studentin freut sich auf Bochum und träumt von Olympia

Basketballerin Greta Kröger von der Uni Köln vor der Jahrhunderthalle, einem Bochumer Industriedenkmal. Hier will sie im Juli Siege feiern.
Copyright: Rhine-Ruhr 2025 Helge Tscharn
Greta Kröger hat große Ziele. Sie will Basketball-Nationalspielerin werden. Und Ärztin. Sie will irgendwann zu Olympia. Gern in Deutschland, am liebsten an Rhein und Ruhr direkt vor ihrer Haustür. Aber das wäre dann wirklich eine ganz dicke, rote Kirsche auf einem Sahne-Sportlerinnen-Leben.
„Da müsste in den nächsten Jahren ganz viel richtig gut laufen“, sagt Kröger. Ein bisschen zweifelnd. Aber, und das macht es so spannend, möglich wäre es. In ihren Worten: „Das wäre krass.“
Ein Platz in der Frauen-Nationalmannschaft und olympische Heimspiele – das sind Gedankenspiele, Träume, ein Ansporn tief im Innern, aber nichts Reales. Anders als „Rhine-Ruhr 2025“, ein Event, das in 99 Tagen, am 16. Juli, in Duisburg eröffnet wird und für das Kröger zwar noch nicht offiziell nominiert, aber ziemlich sicher eingeplant ist.
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Fisu World University Games laufen in zahlreichen Städten in Deutschland
Die Fisu World University Games in Duisburg, Bochum, Essen, Hagen, Mülheim an der Ruhr und Berlin laufen bis zum 27. Juli, in 18 Sportarten geht es um Ruhm und Ehre und Goldmedaillen. Erwartet werden rund 8500 studentische Athletinnen und Athleten und ihre Betreuer aus aller Welt. Bis 2020 firmierte die seit 1959 alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung unter dem Namen „Universiade“, ausgerichtet wird sie vom Weltverband des Universitäts-Sports (Fisu).
Wie bei Olympia gibt es auch bei den Studenten-Weltspielen ein Feuer, das im Vorfeld durch die Landen getragen wird und Werbung machen soll für das Event. Am Montag, 100 Tage vor der Eröffnung der Spiele, erreichte es Nordrhein-Westfalen. Ministerpräsident Hendrik Wüst nahm die Fackel am Abend in Mülheim an der Ruhr in Empfang.
Die Veranstalter in Deutschland nennen ihr Event in diesem Jahr kurz und knapp „Rhine-Ruhr 2025“. Und natürlich schließt sich da im Kopf ein Kreis zu Olympia-Abkürzungen wie Paris 2024, Tokio 2020, Rio 2016 oder London 2012. Und als nächstes dann Rhine-Ruhr 2036? „Wenn das jetzt gut läuft, wäre das ein schöner Hinweis an die Leute in Deutschland, dass man auch Olympia ruhig hier machen könnte“, sagt Kröger.
Sie ist 20 Jahre alt, in Bonn geboren und zum vielversprechenden Basketball-Talent gereift, studiert in Köln Medizin im sechsten Semester und spielte zuletzt in der Ersten Basketball-Bundesliga der Frauen in Leverkusen.
2036 wird Kröger 32 Jahre alt sein, Olympiasiege sind da noch gut möglich. Sonja Greinacher und Svenja Brunckhorst zum Beispiel haben im vergangenen Jahr in Paris mit 32 Jahren Gold im 3x3-Basketball gewonnen.
Rat der Stadt Köln beauftragt die Verwaltung, eine Olympiabewerbung der Region „positiv zu begleiten“
2036 ist der früheste Zeitpunkt, zu dem Deutschland wieder Ausrichter Olympischer Spiele werden könnte. 2028 trifft sich der olympische Tross in Los Angeles, 2032 in Brisbane. Wenn Deutschland zum ersten Mal seit München 1972 wieder Olympiaausrichter wird, könnten diese Spiele an Rhein und Ruhr stattfinden, auch in Köln.
Der Stadtrat hat in der vergangenen Woche in seiner Sitzung schon mal so gut es geht die Weichen gestellt mit einem Beschluss, in dem es heißt: „Der Rat der Stadt Köln unterstützt die Pläne einer Bewerbung der Region Rhein-Ruhr für Olympische und Paralympische Spiele für das Jahr 2036 oder 2040 und bittet die Verwaltung, den Bewerbungsprozess weiterhin positiv zu begleiten.“
2040 wäre Greta Kröger 36. Nicht alt. Aber vielleicht nicht mehr in Weltklasseform. Gedankenspiele.

Greta Kröger auf dem Gelände der Jahrhunderthalle in Bochum.
Copyright: Rhine-Ruhr 2025 Helge Tscharn
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will sich für die Ausrichtung Olympischer Spiele bewerben, so viel steht fest. Für welches Jahr und mit welcher deutschen Stadt oder Region, muss noch entschieden werden. Am kommenden Mittwoch will der Verband über den „aktuellen Stand der Bewerbung und die neuesten Entwicklungen“ informieren. Bekannt ist, dass interessierte Ausrichter-Städte oder -Regionen ihre Bewerbungsunterlagen bis zum 31. Mai beim DOSB einreichen müssen.
Kölner OB Henriette Reker erinnert an erfolgreiche Fußball-EM
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker teilte im Anschluss an die Ratssitzung vom vergangenen Donnerstag mit: „Der olympische Gedanke steht für Offenheit, Toleranz und Fairness. Diese Werte zeichnen auch die Kölnerinnen und Kölner aus.“ Bei der Fußball-EM im vergangenen Sommer habe sich gezeigt, „was für eine großartige internationale Gastgeberin unsere Stadt ist“. Sport sei ein bedeutender Schlüssel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Allerdings, so Reker, könne eine Bewerbung „nur im Konsens mit den Kölnerinnen und Kölnern vorangetrieben werden“.
Das heißt: Würde es ernst, gäbe es in Köln einen Bürgerentscheid. Auch damit beauftragte der Rat die Verwaltung. Vor einigen Jahren sind die Ambitionen von München und Hamburg, Olympia-Ausrichter zu werden, am Votum der Einwohner gescheitert. Beide Städte haben auch jetzt wieder Interesse angemeldet, ebenso wie Berlin und die Region Rhein-Ruhr mit ihrem schon vor neun Jahren von dem Kölner Sportmanager Michael Mronz angestoßenen städteübergreifenden Konzept, an dem Köln, Aachen, Bochum, Düsseldorf, Dortmund, Duisburg, Essen, Mönchengladbach und Kiel (Segeln) beteiligt wären.
Der Kölner Sportausschuss-Vorsitzende Oliver Seeck hatte zuletzt ins Spiel gebracht, dass er sich Köln gut als Standort für das Olympische Dorf vorstellen könnte. Sportstätten würde man so viele wie möglich aus dem Bestand in der Region nutzen, aber die Unterkünfte für Athleten und Betreuer müssten wohl neu gebaut werden. Das Plus für die Stadt: Die so entstandenen Apartments könnten im Anschluss an die Spiele dringend benötigten Wohnraum etwa für Studenten bieten.
Würden die Menschen Olympia an Rhein und Ruhr wollen? Greta Kröger ist sich nicht sicher
Aber würden die Menschen Olympia in der Region wollen? Greta Kröger ist sich nicht sicher. Für sie bedeutet ihr Sport die Welt. In ihren Teams habe sie Freundschaften geknüpft, die über den Basketball hinaus gehen, sagt sie. Es gebe immer Dinge, die man noch besser machen, an denen man arbeiten könne. „Und den integrativen Aspekt von Sport darf man nicht unterschätzen, Kinder sollten unbedingt Sport machen können“, sagt Kröger: „Aber ich verstehe auch, dass Olympia in Deutschland für viele Menschen nicht unbedingt eine hohe Priorität hat.“
Seit der U17 ist Kröger beständiges Mitglied der Nachwuchs-Nationalmannschaften des Deutschen Basketball Bundes (DBB). Seit sie 17 Jahre alt ist, spielt sie in der Ersten Bundesliga, zunächst zwei Jahre bei den Bergischen Löwen in Bergisch Gladbach, zuletzt zwei Jahre in Leverkusen. Ob sie auch in der nächsten Saison dort spielt oder weiterzieht, ist aktuell noch offen. Sie war nicht so richtig zufrieden mit sich in der letzten Spielzeit. „Mein Wurf ist nicht so gut gefallen“, sagt Kröger, „ich muss da wieder mehr Rhythmus rein kriegen und besser aus dem Dribbling werfen“.
Sie studiert Medizin, weil Basketballerinnen noch weniger als Basketballer darauf setzen können, nach ihrer sportlichen Karriere ausgesorgt zu haben. Ihr Priorität liege aktuell aber ganz klar auf dem Sport, betont Kröger. Sie will den Sprung in die Frauen-Nationalmannschaft schaffen, dafür wäre ein erfolgreicher Auftritt im Universitäts-Team für Rhine-Ruhr 2025 sicherlich nicht hinderlich. Vielleicht tritt Kröger dort aber auch nicht mit dem deutschen Team im klassischen fünf gegen fünf an, sondern mit der 3x3-Streetball-Mannschaft. Kröger kann beides, und sie mag beides.

Mit Körger ein Botschafter der Spiele: Der Turner Alexander Kunz am Pauschenpferd auf dem Gelände der Zeche Zollverein.
Copyright: Rhine-Ruhr 2025 Justin Mueller
Basketball wird bei den University-Games in Essen, Duisburg und Hagen gespielt, für 3x3 ist die Jahrhunderthalle in Bochum vorgesehen. Hier durfte Kröger bei einem Foto-Shooting im Vorfeld von Rhine-Ruhr 2025 schon mal Industriekultur-Flair erleben, entstanden sind beeindruckende Bilder der Basketballerin vor ungewöhnlicher Kulisse. Der Hintergrund: Sie wurde vom Veranstalter als eine von 18 so genannten „Ambassadors“ ausgewählt, für jede Sportart wurde eine deutsche Vorzeige-Athletin oder ein deutscher Vorzeige-Athlet bestimmt.
Im Turnen ist das Alexander Kunz. Auch er wurde vorab spektakulär fotografiert. Der 25-Jährige aus Neu-Ulm bekam ein Pauschenpferd vor den ehemaligen Förderturm der Zeche Zollverein gestellt. Bei den University Games findet das Turnen zwar in der Messe Essen statt, an der Zeche Zollverein wird lediglich das Finale im Bogenschießen ausgetragen. Aber was soll's? Paris 2024 hat vorgemacht, wie die Macht der Bilder genutzt werden kann. Sportmotive vor Stadtkulisse, das zieht. So kann Rhine-Ruhr 2025 Werbung machen für ein olympisches Rhine-Ruhr 2036.