Das Sommersemester ist gestartet. Die Studierenden sind positiv gestimmt, doch die Wohnungsnot beschäftigt viele von ihnen.
1100 Erstis an der Uni Köln begrüßt„Meine Eltern haben es eiliger als ich, dass ich ausziehe“

Junis, Mina und Murielle (r.) sind Jura-Erstis und starten nun ins Studium an der Universität zu Köln.
Copyright: Martina Goyert
Am Albertus-Magnus-Platz herrscht am Montagmorgen kein hektischer Durchgangsverkehr wie sonst, wenn Radfahrer durchrauschen oder Studierende und Mitarbeiter kreuz und quer über den Platz eilen, sondern buntes, gemütliches Treiben mit vielen Info-Ständen und Musik aus der Box. Die 1100 neuen Erstsemester werden hier bei strahlendem Sonnenschein erwartet.
Das Studierendenwerk, der Asta, die Universitäts- und Stadtbibliothek, das Uni-Radio: Diese und weitere (Service-)Einrichtungen rund um das Campusleben stehen bereit und bewältigen den ersten großen Ansturm neuer Studierender, die der Rektor Joybrato Mukherjee gerade in der Aula begrüßt hat.
Mina, Junis und Murielle haben sich mit einem Ersti-Beutel gewappnet, der die Neuankömmlinge mit Gutscheinen, Snacks und Infos versorgt. Mina beginnt nun mit ihrem Jura-Studium, ist an der Uni Köln allerdings nicht ganz neu. Im Herbst war sie zunächst in ein Lehramtsstudium gestartet, merkte jedoch schnell, dass das Studium nichts für sie war. „Für mich war das zu trocken.“
Alles zum Thema Universität zu Köln
- Abschlussfeier im Rathaus Veranstalter ziehen positive Bilanz zum Wallraf-Themenjahr
- Politische Bildung und Tiktok Kölner Medienexperte: „Wir tanzen nach den Algorithmen von Big Tech“
- Körperspende an der Uni Köln Sie spendeten das Intimste, das sie hatten: 90 Tote, die die Lebenden lehren
- Anwohner verärgert Universität zu Köln gehören „Geisterhäuser“ – Wohnungsaufsicht prüft Leerstand
- Sanierung gestartet So soll der Albertus-Magnus-Platz an der Uni Köln 2026 aussehen
- „Furchtbar“ Scharfe Kritik an Scholz’ Statement zu Trump – US-Präsident bleibt weiter auf Putin-Kurs
- Eskalation im Weißen Haus Trump attackiert und droht Selenskyj – Treffen abgebrochen
Sommersemester gestartet: Erstis aus Köln bleiben erstmal zu Hause wohnen

Info-Messe am Albertus-Magnus-Platz mit vielen Ständen: Erstis können sich informieren.
Copyright: Martina Goyert
Die 18-Jährige aus Köln-Widdersdorf wohnt noch bei ihren Eltern – und hat auch nicht vor, das so schnell zu ändern. „Ich brauche meine Familie um mich herum.“ Murielle studiert ebenfalls Jura und kommt aus Königswinter. Sie hat eine klare Vorstellung, was sie später einmal damit machen möchte: „Ich will in die Politik, in den Bundestag. Da sind aktuell so viele alte Menschen.“ Junis wohnt ebenfalls noch bei den Eltern in Pulheim. „Sie haben es eiliger als ich, dass ich ausziehe, damit ich den Sprung schaffe“, sagt der 20-Jährige.
Wer aus der Stadt kommt, profitiert also oftmals noch vom Elternhaus: „Das ist ja eine finanzielle Frage: Wenn ich für 12 Quadratmeter 600 Euro bezahle, habe ich ja auch noch nicht gegessen und nicht alle Studierende sind Bafög-berechtigt“, sagt Murielle. Gerade Studierende von außerhalb sehen sich mit dem harten Wohnungsmarkt konfrontiert.
Studierendenwerk Köln: Nur rund ein Drittel erhält einen Wohnheimsplatz
Klaus Wilsberg vom Studierendenwerk sieht hier weiterhin die größte Herausforderung zum Studienstart. „Die Vermittlungsquote für unsere Wohnheime liegt derzeit bei etwa 35 Prozent. Wir hatten circa 1200 Bewerbungen und haben etwa 450 Plätze vermittelt. Richtung Wintersemester steigt die Nachfrage, dann sinkt die Quote auf rund 20 Prozent“, so Wilsberg. Auch das Bauen von neuen Studierendenheimen sei schwierig. Immerhin: In Hürth-Efferen sollen 250 Plätze hinzukommen, weitere Projekte seien in Planung.
Die Stadt Köln könne ihren Beitrag leisten, indem sie geeignete Grundstücke im Rahmen einer vergünstigten Erbpacht zur Verfügung stelle, so Wilsberg. „Ein geeignetes Grundstück zu finden, ist das Hauptproblem. Dann kommt das Bauen, das derzeit sehr teuer ist. Und dann die Dauer.“

Jakob aus Köln beginnt nun ein Jura-Studium. Er hat sich schick gemacht: „Das ist aber normal für mich“, so der Kölner.
Copyright: Martina Goyert
Alea, die nun mit einem BWL-Studium beginnt, kommt aus Landau und hat sich bei der Wohnungssuche vor allem um Schnelligkeit bemüht: „Wenn eine Wohnung eingestellt wird, muss man direkt nach zwei Minuten schreiben, sonst erhält man keine Antwort mehr.“ Ohne Premium-Profile auf gängigen Plattformen sei es sowieso vergebens.
Sie wohnt nun seit dem 1. April in Köln und hatte neben den ersten Kennenlerntagen mit der Fachschaft noch keine Gelegenheit, sich in groß umzuschauen. Ann-Kathrin aus Pulheim hingegen findet es gut, dass sie noch bei den Eltern sein kann, „damit nicht alles gleichzeitig neu ist. Im Laufe des Semesters möchte ich dann umziehen.“

Alea, Sonja und Ann-Kathrin fang ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an.
Copyright: Martina Goyert
Asta der Uni Köln: Wohnungsnot und mentale Gesundheit sind wichtigste Anliegen

Leonie Bandel vom Asta mit dem Ersti-Beutel: Der enthält Gutscheine fürs Bootshaus, Magazine und sonstige Infos und Give-Aways von Kölner Sponsoren. Auf dem Beutel: ein trauriger Büffel, der für den hohen Leistungsdruck steht.
Copyright: Martina Goyert
Wohnungsnot ist nicht das einzige schwierige Thema, mit dem die Studierenden konfrontiert sind, sagt Leonie Bandel vom Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta). Auch das Thema psychische Gesundheit wird sie schnell einholen.
Für den Beutel mit Give-Aways hat sie daher das Motiv des traurigen Büffels gewählt, der vor einem Stapel von „Leerbüchern“ steht. „Gerade in Fächern wie Jura, Psychologie und Medizin ist der Leistungsdruck enorm. Es geht auch um Anwesenheitspflichten, Abgabetermine: Unter der Mehrbachbelastung kann die mentale Gesundheit leisten.“
Am allerersten Tag an der Uni ist zumindest das für die meisten Anwesenden noch kein Thema.