Ein Jahr lang wurde im Kölner Kulturleben an den Kunstsammler erinnert. Bei der Abschlussveranstaltung haben die beteiligten Akteure zurückgeblickt.
Abschlussfeier im RathausVeranstalter ziehen positive Bilanz zum Wallraf-Themenjahr

Im Rathaus wurde der Abschluss des Themenjahres „Wallraf 200“ gefeiert.
Copyright: Michael Bause
Noch einmal schwebte über allem das Konterfei des großen Kunstsammlers und Wissenschaftlers, von dem Goethe schrieb, er bewahre seine Schätze wie ein Drache. Der 200. Todestag von Ferdinand Franz Wallraf prägte im vergangenen Jahr einen großen Teil des Kölner Kulturlebens. Das Themenjahr „Wallraf 200“ brachte Ausstellungen hervor, Konzerte, Workshops und ein Streetart-Festival – alles zu Ehren eines Kölners, der wie besessen Bücher, Kunstwerke und Mineralien zusammentrug, sie der Stadt vermachte und so den Grundstein für die heutige Museumslandschaft Kölns legte.
Im Rathaus fand das Themenjahr jetzt seinen offiziellen Abschluss. Alle wichtigen Akteure versammelten sich in der Piazzetta, um Rückschau zu halten und in die Zukunft zu blicken. „Am Ende eines solchen Jahres stellt sich natürlich die Frage: Was bleibt?“, so Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die den Veranstaltungsreigen auf Initiative von Unternehmer Peter Jungen mit der Universität zu Köln und dem Kuratorium für die Rettung der Historischen Stadt- und Wallraf-Bibliothek ausgerufen hatte.
Wallraf-Jahr war „ein voller Erfolg“
Zunächst bleibt eine positive Bilanz. Rund 50 Events an 34 Kulturorten lockten rund 5000 Besucher an. „Wallraf ist in den letzten zwölf Monaten sehr bekannt geworden“, so Peter Jungen, Vorsitzender des Stifterrats des Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud und Initiator eines Kuratoriums, das zur Restaurierung der Wallraf-Bibliothek gegründet wurde. „Aus meiner Perspektive war es wirklich ein voller Erfolg“, resümierte auch Philipp Budde von der Marketingabteilung der Universitäts- und Stadtbibliothek.
Alles zum Thema Universität zu Köln
- Politische Bildung und Tiktok Kölner Medienexperte: „Wir tanzen nach den Algorithmen von Big Tech“
- Körperspende an der Uni Köln Sie spendeten das Intimste, das sie hatten: 90 Tote, die die Lebenden lehren
- Anwohner verärgert Universität zu Köln gehören „Geisterhäuser“ – Wohnungsaufsicht prüft Leerstand
- Sanierung gestartet So soll der Albertus-Magnus-Platz an der Uni Köln 2026 aussehen
- „Furchtbar“ Scharfe Kritik an Scholz’ Statement zu Trump – US-Präsident bleibt weiter auf Putin-Kurs
- Eskalation im Weißen Haus Trump attackiert und droht Selenskyj – Treffen abgebrochen
- Wahl-Analyse Briefwahlanteil in Köln erstmals rückläufig – aber auf hohem Niveau

Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Abschlussveranstaltung des Wallraf-Themenjahres
Copyright: Michael Bause
Zu den beliebtesten Formaten gehörten die Führungen mit der ehemaligen Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner über den Melaten-Friedhof, den Wallraf einst plante. Das größte Publikum hatte sicher der Rosenmontags-Wagen, der sich 2024 dem „Bürger als Edelmann“ widmete. Dass Wallraf zu den Mitgründern des Festkomitees von 1823 gehörte, wollte Philipp Hoffmann von der FK-Geschäftsführung aber nicht so stehen lassen. Es handele sich bei dieser Darstellung um eine „rheinische Verkürzung“. Wallrafs Einfluss auf die Ideengeschichte des modernen Karnevals sei jedoch „ganz erheblich“ gewesen.
Wallraf gilt als früher Vertreter der Street Art
„Er war ein Macher, er hat sich eingesetzt“, so Gabriella Cianciolo Cosentino von der Kölner Universität, die die Projektleitung des Streetart-Festival Wasta (Wallraf Street Art) innehatte: „Er hat etwas gemacht. Das ist etwas, das wir lernen können.“ Spuren im öffentlichen Raum hinterließ der Allrounder etwa mit monumentalen Inschriften aus Holz, Gips oder anderen vergänglichen Materialien, die er etwa zu Ehren Napoleons verfasste. Damit sei Wallraf ein früher Vertreter der Street Art gewesen, so die Professorin für Architekturgeschichte: „Er war als Meister der Epigrafik bekannt.“
Einig waren sich die Redner darin, dass der Erfolg von „Wallraf 200“ auch in der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten liege. „Es war ein großes, umfangreiches Projekt, man hat Partnerschaften und Kooperationen gebildet“, so Petra Hesse, Direktorin des Museums für Angewandte Kunst: „Es wäre schön, wenn man das für zukünftige Projekte aufgreifen kann.“
Dass das Ende des Jubiläumsjahres keinesfalls ein Schlusspunkt unter die Würdigung Wallrafs sein wird, verdeutlichte Peter Jungen. Er kündigte für dieses Jahr die Grundsteinlegung für die Erweiterung des Wallraf-Richartz-Museums an. Um über dessen Architektur und Vorgeschichte zu referieren, war Architekt Christoph Gantenbein aus der Schweiz nach Köln gereist.