Einige leerstehende Wohngebäude in Lindenthal befinden sich im Eigentum der Uni Köln. Das verärgert Anwohner, gerade angesichts der Wohnungsnot.
Anwohner verärgertUniversität zu Köln gehören „Geisterhäuser“ – Wohnungsaufsicht prüft Leerstand

Das Gästehaus an der Beringstraße 8.
Copyright: Susanne Esch
An der Beringstraße 6–8 befinden sich laut Schild am Zaun die „Gästehäuser“ der Universität zu Köln. Doch aus den Gäste- sind mittlerweile Geisterhäuser geworden. Mitten im Wohngebiet stehen ihre 15 Appartements leer, seit Jahren. Die Nachbarn ärgern sich. Manche fürchten, dass die Uni die Gebäude abreißen und durch einen höheren und wuchtigeren Gebäudeklotz ersetzen möchte. Andere empören sich angesichts der Wohnungsnot über den Leerstand.
Kritik der Bezirkspolitik und städtisches Verbot
Auch die Bezirkspolitik Lindenthal kritisierte bereits, dass Wohngebäude, die der Uni Köln gehören, leer stehen: Im vergangenen Jahr hatte sie die Verwaltung bereits beauftragt, zu klären, inwiefern die Universität ihr verlassenes Wohnhaus an der Lindenburger Allee 15 künftig braucht oder es wieder in Wohnraum umgewandelt werden kann.
Wohngebäude langfristig zu anderen als Wohnzwecken zu nutzen, ist eigentlich seit über zehn Jahren durch die Wohnraumschutzsatzung der Stadt verboten, die mehrfach verschärft wurde. Als Zweckentfremdung zählt vor allem auch Leerstand. Ein Verstoß kann mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro je Wohneinheit geahndet werden. Es gibt einen Haken: Unter den Schutz der Wohnraumschutzsatzung fallen nur Wohngebäude, die bei dem Erlass der Satzung noch zu Wohnzwecken genutzt wurden.
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Das Gästehaus an der Beringstraße 6.
Copyright: Susanne Esch
Uni benötigt die Wohngebäude für Forschungszwecke
Im Hinblick auf das Gebäude an der Lindenburger Allee hat die Universität laut Auskunft der Stadtverwaltung im Genehmigungsverfahren vor der Sanierung mitgeteilt, dass das ehemalige Wohngebäude bereits seit 1977 ausschließlich zu Bürozwecken genutzt worden sei. „Damit steht ein möglicher Bestandsschutz im Raum“, schreibt die Stadtverwaltung.
Das Wohngebäude wird laut Auskunft der Uni auch weiter zu Forschungszwecken genutzt werden. Es würde gerade wieder bezogen, schreibt Jürgen Rees, Sprecher der Universität, von einer ihrer wissenschaftlichen Einrichtungen, dem „Center for Advanced Studies in International History and Law“ (CHL).
Den Leerstand an der Beringstraße wird die Wohnungsaufsicht überprüfen, verspricht eine Sprecherin der Stadt. Weil es sich aber um Gästehäuser handele, die für die Nutzung von Universitätsangehörigen und deren Besucher sowie Besucherinnen vorgesehen waren, stelle sich auch hier die Frage, ob es sich überhaupt um geschützten Wohnraum im Sinne der Wohnraumschutzsatzung handele.
Die Universität selbst weist darauf hin, dass sie alle ihr gehörenden Wohngebäude in Lindenthal dringend für ihre Kernaufgaben, die Forschung und Lehre benötigte, so auch die Häuser an der Beringstraße 6–8. „Die Gebäude mussten zum Ende der Corona-Pandemie wegen ihres baulichen Zustands geschlossen werden“, schreibt Rees.
In der Folgezeit sei überlegt worden, wie die Gebäude und das Grundstücks umgestaltet werden könnten. Eine genauere Untersuchung habe jedoch ergeben, dass sich diese Überlegungen aus mehreren Gründen nicht realisieren lassen, beispielsweise wegen der Vorgaben des bestehenden Bebauungsplans. Derzeit würde die Universität den Masterplans 2040 für ihre bauliche Entwicklung vorbereiten und dabei auch verschiedene Optionen für die Beringstraße 6–8 prüfen.
Campuslösung aus Platzgründen schwierig
Es wird also wohl noch etwas dauern bis in die ehemaligen Gästehäuser wieder Leben einzieht. Die Bezirkspolitik sieht es grundsätzlich kritisch, dass die ehemaligen Wohngebäude im Eigentum der Universität leer stehen: „Gerade die öffentliche Hand muss Vorbild sein“, betont Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion der Bezirksvertretung Lindenthal. Er möchte, dass die Bezirkspolitik sich nun ein genaueres Bild macht und die Verwaltung veranlasst, bei der Uni eine Liste aller ihrer leerstehender, besonders wohn geeigneter Gebäude anzufordern.
Er versteht allerdings das Problem der Universität: „Wir wünschen uns genauso wie die Uni eigentlich auch selbst, dass sie zentral auf einem Campus ihre Einrichtungen unterhält“, so Hilgers. Platz dafür zu finden, sei allerdings schwierig.