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„Das Kiffer-Klischee“Wie Hanf einer Kölnerin bei der Bewältigung ihrer Ängste half

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Kaffee Jasmin

Jasmin Lehmgrübner

  1. Unsere Serie „Zwei Kaffee, bitte“: Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?
  2. Unsere Autorin hat in dieser Folge „Zwei Kaffee” Jasmin Lehmgrübner getroffen.
  3. Die 32-Jährige ist in Kuwait zur Welt gekommen, und hat an zahlreichen Orten gelebt. In Köln musste sie eine schwierige Zeit überstehen.

Köln – Diese Kontaktanbahnung verdanke ich eindeutig meiner Berner Sennenhündin, die ein Lächeln in das Gesicht von Jasmin Lehmgrübner zaubert, noch bevor ich den Mund aufgemacht habe. Als ich der 32-Jährigen wenig später vor dem Café Heilandt gegenübersitze, bin ich wieder mal ganz gerührt, einen Menschen vor mir zu haben, der so offen über sein Leben spricht.

Sie sei in Kuwait zur Welt gekommen, erzählt sie, da ihr Vater in den 80er Jahren als Elektriker auf die Arabische Halbinsel geschickt wurde. Dort habe er eine Syrerin geheiratet. Ihre Mutter.

Von klein auf habe sie ein Nomadenleben geführt, berichtet Lehmgrübner. Sie habe in Abu Dhabi gelebt, danach in Kuwait-City, in Bayern, Berlin, Österreich, in Liechtenstein und im walisischen Cardiff, wo sie im Anschluss an ihre Ausbildung zur Europa-Sekretärin unter anderem International Business Management studierte.

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Mich interessiert, ob sie noch Erinnerungen an ihre Kindheit in Kuwait hat. – Ja, daran, dass es unglaublich heiß war und ihr ihre Mutter „zwei sehr kitschige Prinzessinnenkleider geschenkt“ habe. Wir lachen beide. „Wo war es rückblickend am schönsten?“ – „Hier“, erwidert Jasmin.

„Köln ist die erste Stadt, die ich selbstbestimmend ausgesucht habe.“ Lichtenstein und die Schweiz mit ihren Bergen seien natürlich auch phänomenal. „Aber ich mag die Lage am Rhein, ich brauche immer Wasser. Der Rhein ist mein Therapeut, sage ich immer.“

Erst Stahltür, dann Burn-out

Während ich noch dem Wort „Therapeut“ nachhänge, erzählt Jasmin davon, dass ihr Vater sich vor zehn Jahren in einem kleinen Ort in der Eifel mit einem Gasthof selbstständig gemacht habe, und wie stark ein tragischer Todesfall in der Familie in ihr Leben eingegriffen habe.

Bevor bei ihr ein massiver Burn-out festgestellt worden sei, „war ich praktisch wie eine starke Stahltür“ – immer bemüht, den Vater zu schonen und nichts an ihn ranzulassen. „Wie in einem Bilderbuch für Kinder“ habe sie sämtliche Phasen durchgemacht: „Ängste, Panikattacken, Depressionen.“

Die Offenheit meiner Gesprächspartnerin erstaunt mich. „Das ist doch auch total wichtig“, erwidert sie. „Ich finde es schlimm, dass so ein wichtiges Thema noch immer tabuisiert wird. Dass so viele Menschen, die dicht an dicht leben, vereinsamen und sich ihre Glücksgefühle übers Handy holen.“

Das Kiffer-Klischee

Nach ihren beruflichen Zukunftsplänen befragt, sagt die 32-Jährige, dass sie sich inzwischen eine Selbstständigkeit gut vorstellen könne. „Ich bin so eine Kräuterhexe“, fügt sie lächelnd hinzu, und schildert, wie sehr ihr CBD-Hanf, „also der nicht psychoaktive Bestandteil der Pflanze“ bei der Bewältigung ihrer Ängste geholfen hätte. „Aber hierzulande wird das immer noch sehr skeptisch betrachtet“, stelle ich fest.

In anderen europäischen Ländern werde es längst frei verkauft wie andere pflanzliche Arzneien, sagt Lehmgrübner. „Wenn es eine andere Pflanze wäre, würde sicher keiner was sagen“, stelle ich fest. Mein Gegenüber nickt. „Aber noch hält sich dieses Kiffer-Klischee“, sagt sie. „Dass man auf andere Art als mit Medizin Panik, Schmerzen oder Nervosität lindern könne, sehe die Pharmaindustrie nicht so gerne. „Die haben einfach Angst vor wirtschaftlichen Einbußen.“