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Debatte um Kölner Raum„Es geht nur mit weniger Autos, aber das traut sich keiner zu sagen – auch nicht die Grünen“

Lesezeit 2 Minuten
10.01.2023, Köln: In der Venloer Straße stehen Tempo 20 Schilder. In diesem Verkehrsversuch soll der Straßenverkehr beruhigt werden. Foto: Uwe Weiser

Um Verkehrsversuche in Köln - wie hier an der Venloer Straße - gibt es viel Streit.

Wie sehr ist die Gestaltung des öffentlichen Raums in Köln vom Verkehr abhängig? Darüber wurde im Domforum diskutiert.

Eigentlich sollte das Thema des Montagsgesprächs des Bundes der Architekten (BDA) das folgende sein: „Einfach weitermachen? Wie öffentliche Räume erneuert werden können“, im Fokus sollte die Bürgerbeteiligung in der Stadt stehen. Tatsächlich diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von Grünen, CDU, SPD, Volt, Linke und FDP jedoch mehr über die Verkehrssituation und die Rolle des Autos in Köln. Auslöser war der Vortrag des Berliner Wissenschaftlers Weert Canzler zum „Manifest der freien Straße“.

Wissenschaftler fordert Antriebs- und Mobilitätswende

Canzler machte deutlich, dass die Verkehrsemissionen viel schneller sinken müssten. „Mit der aktuellen Politik liegen wir weit über den Zielen des Klimaschutzgesetzes und noch weiter über denen des Pariser Abkommens.“ Wenn sich jetzt nichts bewege, sollte die Politik zumindest ehrlich sein und sagen: „Wir lassen das mit dem Pariser Abkommen.“ Neben einer Antriebswende im Autoverkehr, also hin zu E-Mobilität, brauche es auch eine Mobilitätswende, und das hieße neben besserem ÖPNV und mehr Rad- und Fußverkehr vor allem: weniger Autos.

Es werde immer Beschwerden von Einzelhändlern, Anwohnern oder der Industrie geben. Konsequente Umwandlungen der Städte, wie in Paris, hätten aber Erfolg, wie die Wiederwahl der Bürgermeisterin dort zeige. „Fakt ist: Es geht nur mit weniger Autos. Das traut sich außer dem Umweltbundesamt aber keiner zu sagen – auch nicht die Grünen“, schloss Canzler.

„Der Verkehr ist das Top-Thema überhaupt“

Um die Bürgerbeteiligung ging es in der anschließenden Diskussion nach den Thesen Canzlers daher nur peripher, wie Niklas Kienitz (CDU) anmerkte. „Aber der Verkehr ist für den öffentlichen Raum das Top-Thema überhaupt“, entgegnete Güldane Tokyürek (Linke). „Bevor wir den Raum gestalten können, müssen wir ihn von Autos befreien.“ Stefanie Ruffen von der FDP sah das naturgemäß anders. „Es gibt kein Konzept für den verbleibenden Autoverkehr, momentan geht es nur um Verdrängung.“

Manuel Jeschka (Volt) verwies darauf, dass die Kämpfe nur härter werden würden, je länger man sie herauszögere. Das sah auch Manfred Richter vom Bündnispartner Grüne so: „Es wird immer Gegenwind geben, wenn wir bis 2035 klimaneutral werden wollen.“ Laut Niklas Kienitz liegt die Unbeliebtheit der Verkehrsversuche auch daran, wie sie verkauft würden. „Wir zeigen nicht, welchen Mehrwert das bietet. Wenn ich den Verkehr rausnehme, muss ich den Raum gestalten. Hier an der Trankgasse sind die Autos weg, was bleibt ist eine Beton-Wüste.“

Auch Lukas Lorenz (SPD) meinte: „Die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort muss professionalisiert werden, damit die Verkehrsversuche auch begeisterungsfähig sind.“