Demo in Ehrenfeld„Bruncken-Fabrik verleiht Köln Lebensqualität“
Köln – Einst wurden in der Bruncken-Fabrik in der Rochusstraße Elektromotoren produziert, von denen einer sogar das Glockengeläut des Kölner Doms betreibt. Mittlerweile befinden sich in dem 1910 erbauten Gebäude Ateliers und Loftwohnungen, die nun jedoch in ihrer Existenz bedroht sind: Die Eigentümerin will die alte Fabrik entmieten und an einen Investoren verkaufen, dann soll die Abrisskugel kreisen und das Gebäude für neue Wohnungen weichen. Bereits jetzt sind von ehemals 30 Bewohnern nur noch fünf Parteien verblieben - diese aber wehren sich verbissen gegen den geplanten Abriss.
Zusammen mit Nachbarn und Unterstützern haben sie den „Alte Fabrikhöfe Bickendorf e.V.” gegründet: „Wir wollen das Gebäude auf jeden Fall erhalten und im Idealfall selbst übernehmen”, erklärt Matthias Köppe, der zweite Vorsitzende des Vereins.
Der 35-Jährige selbst wohnt seit 2017 in der alten und „geschichtsträchtigen” Fabrik, in der die Bewohnerinnen und Bewohner früher zu kulturellen Events und Kunstausstellungen eingeladen haben. Auch das ist jetzt nicht mehr möglich: „Köln stirbt aus, wenn das so weitergeht”, sagt Köppe, “der kulturelle Raum und Orte wie die Bruncken-Fabrik müssen erhalten werden, sonst verliert die Stadt weiter an Lebensqualität.”
Alte Fabrikhöfe Bickendorf e.V lud zur Demonstration
Um auf die Situation aufmerksam zu machen, hat der Alte Fabrikhöfe Bickendorf e.V nun eine Demonstration veranstaltet: Zusammen mit Mitstreitern zogen die Vereinsmitglieder von der Hüttenstraße über die Venloer Straße nach Bickendorf und sammelten Unterschriften von Passanten.
Vor kurzem nämlich haben Köppe und seine Verbündeten eine Petition gestartet, mit der sie den Erhalt des Fabrikgebäudes fordern. Inzwischen haben bereits über 2000 Menschen den Appell unterzeichnet, 5000 Stimmen werden insgesamt benötigt, damit sich der Rat der Stadt Köln mit dem Fall auseinandersetzt.
Die Petition läuft noch fünf Wochen lang - fünf Wochen, welche die Bewohner des Hauses hoffen lassen: „Ich habe gedacht, dass ich hier meine Kinder großziehen werde”, erzählt einer von ihnen, der sich von diesem Traum auch noch nicht ganz verabschiedet hat: “Ich habe immer noch die Hoffnung, dass das Gebäude gerettet werden kann. Dafür aber müssen wir ein Zeichen setzen.
Bruncken-Fabrik soll abgerissen werden
Auch Franziska Kraft macht sich für einen Erhalt der Bruncken-Fabrik stark. Die 34-Jährige wohnt in der unmittelbaren Nachbarschaft und kennt die Fabrik ihr Leben lang: „Ich mag die Leute hier und die Atmosphäre. Die Fabrik trägt viel zum kulturellen Leben in Bickendorf bei und bereichert das Viertel ungemein.”
Aus diesem Grund wollen der Verein und Menschen wie Franziska Kraft alles daran setzen, um einen Abriss und Neubau zu verhindern. Stattdessen soll die Bruncken-Fabrik wieder zu einem Ort der Kultur und zu einem Treffpunkt für die Nachbarschaft werden - ein offener Raum für alle.
Dass es für einen Erhalt des Gebäudes aber auch noch andere Gründe gibt, weiß Jonathan Lunkenheimer. Dieser hat den Verein „Architects for Future” mitbegründet und setzt sich mit ihm für einen nachhaltigen Wandel in der Baubranche ein. Immerhin sei diese, so sagt es Lunkenheimer, der „größte Klimasünder, den wir haben.”
Wie der Architekt erklärt, verbrauche die Herstellung von Baustoffen eine Menge Ressourcen, bei dem Abriss und dem Neubau von Gebäuden würden zudem umweltschädliche Emissionen freigesetzt: „Deswegen müssen wir davon weg, alles abzureißen und dahin, dass wir dem arbeiten, was wir haben. Es ist eigentlich die Aufgabe der Politik, die Investoren in ihre Schranken zu weisen.”
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Wie es mit der alten Bruncken-Fabrik zukünftig weitergehen wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen - Matthias Köppe und die anderen Bewohner aber werden weiter kämpfen: „Das Gebäude hat so viel Potenzial, der Abriss wäre eine Schande.”