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Top-Manager als DigitalministerCDU-Kabinettsliste steht – Union stellt ihre Ministerriege vor

Lesezeit 5 Minuten
ARCHIV - 25.03.2025, Berlin: Friedrich Merz (l), CDU/CSU Fraktionsvorsitzender und CDU Bundesvorsitzender, spricht mit Johann Wadephul (CDU) bei der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestags. (zu dpa: «Union stellt Ministerriege vor - CDU-Votum über Schwarz-Rot») Foto: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Friedrich Merz (l.), CDU/CSU Fraktionsvorsitzender und CDU Bundesvorsitzender, spricht mit Johann Wadephul (CDU). Der soll deutscher Außenminister werden.

Die Spannung hielt lange. Jetzt ist klar, wer für die CDU ins Kabinett Merz gehen soll. Einige überraschende Namen sind dabei.

Die Kabinettsliste der CDU für die künftige schwarz-rote Bundesregierung steht. Neben dem voraussichtlichen Kanzler Friedrich Merz (CDU) schicken die Christdemokraten vier Minister und drei Ministerinnen an den Kabinettstisch, wie die CDU in Berlin mitteilte. Merz stellte die Namen am Montag (28. April) während einer Präsidiumssitzung vor.

Thorsten Frei: Engster Merz-Vertrauter wird Kanzleramtschef

ARCHIV - 05.04.2025, Berlin: Thorsten Frei (CDU), erster parlamentarischer Geschäftsführer der Union, gibt zu Beginn der Fortsetzung der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD vor dem Konrad-Adenauer-Haus ein Pressestatement. (zu dpa: «CDU-Kabinettsliste: Erfahrung und eine Prise Überraschung») Foto: Christophe Gateau/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Thorsten Frei (CDU), erster parlamentarischer Geschäftsführer der Union, soll Kanzleramtschef werden.

In den Ampel-Jahren ist der 52-Jährige als Manager der Unionsfraktion einer der wichtigsten Vertrauten von Merz geworden. Er gilt als akribischer Arbeiter und in so gut wie allen wichtigen politischen Themen sattelfest. Seit 2013 sitzt der eloquente Jurist im Bundestag, er ist gefragter Gast in Talkshows.

Im Kanzleramt soll Frei künftig für seinen Chef Fallstricke aus dem Weg räumen, einen reibungslosen Regierungsablauf sichern und Kontakt zu den Ländern halten. Kritiker bemängeln, dem verheirateten Vater dreier Kinder fehle Regierungserfahrung. Das politische Handwerk hat Frei in seinem Heimatland gelernt: Von 2002 bis 2004 war er Regierungsrat im Staatsministerium Baden-Württemberg, von 2004 bis 2013 Oberbürgermeister von Donaueschingen.

Johann Wadephul: Norddeutscher Außenminister mit Faible fürs Internationale

ARCHIV - 09.04.2025, Berlin: Johann Wadephul (CDU) steht am Rande einer Pressekonferenz der Parteivorsitzenden von Union und SPD zur Vorstellung des Koalitionsvertrages im Paul-Löbe-Haus. Wadephul soll Außenminister werden. Foto: Michael Kappeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Johann Wadephul (CDU) soll Außenminister werden.

Es wirkte schon länger so, als würde sich der 62-Jährige für die Nachfolge von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warmlaufen. Zuletzt besuchte er die Außenminister Frankreichs, Polens und deren Kollegen aus Italien und Großbritannien. Mit dem gebürtigen Husumer und verheirateten Vater dreier Kinder stellt die CDU erstmals seit fast 60 Jahren wieder den Außenminister.

Seit 2009 sitzt der Jurist und Ex-Zeitsoldat im Bundestag, er gilt als Vertrauter von Merz. Dieser dürfte hoffen, im Gleichklang mit Wadephul Außenpolitik machen zu können - anders als bei der Ampel, wo sich Baerbock gerne mit einem eigenständigen Kurs von Kanzler Olaf Scholz (SPD) absetzte. Privat bezeichnet sich der Schleswig-Holsteiner als Familienmensch - er hat seine Schulfreundin geheiratet.

Karsten Wildberger: MediaMarktSaturn-Chef als erster Digitalminister

HANDOUT - 28.04.2025, ---, --: Karsten Wildberger. Digitalminister soll der Manager Karsten Wildberger werden. Der Chef von Ceconomy, des Mutterkonzerns der Elektronikmarktketten Media Markt und Saturn, soll das neu geschaffene Ressort für Digitalisierung und Staatsmodernisierung übernehmen. Foto: Oliver Roesler
oro-Phot/CECONOMY AG /dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Karsten Wildberger, Chef von Ceconomy, dem Mutterkonzern der Elektronikmarktketten Media Markt und Saturn, soll das neu geschaffene Ressort für Digitalisierung und Staatsmodernisierung übernehmen.

Mit Karsten Wildberger übernimmt ein Top-Manager das neue Digitalministerium. Als Vorstandschef des Ceconomy-Konzerns (Düsseldorf) und Vorsitzender der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding mit rund 1.000 Märkten in vielen Ländern bringt der 56-Jährige einschlägige Praxiserfahrung mit. In den vergangenen Jahren gehörte die digitale Transformation in Wirtschaft und Unternehmenswelt zum Kern seiner Tätigkeiten.

Internationale Führungspositionen bekleidete Wildberger auch bei T-Mobile, Vodafone und beim australischen Telekommunikationsunternehmen Telstar. Von 2016 bis Sommer 2021 war er dann beim Energiekonzern E.ON als Vorstandsmitglied für den digitalen Wandel zuständig. Unter seiner Führung hat Ceconomy als Elektronikmärkte-Betreiber das Online-Geschäft ausgebaut. Wildberg stammt aus Gießen, hat Physik in München und Aachen studiert und auch promoviert. Als Unternehmensberater der Boston Consulting Group hatte er zunächst Unternehmen in verschiedenen Branchen zu Fragen der Strategie und Digitalisierung beraten.

Katherina Reiche: Steile Karriere in Politik und Wirtschaft

ARCHIV - 11.02.2025, Nordrhein-Westfalen, Essen: Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende des Energieunternehmens Westenergie, spricht bei der Eröffnungs-Pressekonferenz der Messe E-world 2025. Die E-World - Energy & Water ist Internationale Fachmesse und Kongress der Energie- und Wasserwirtschaft. (zu dpa: «Bericht: Wadephul soll Außenminister werden») Foto: Helge Toben/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Katherina Reiche, Vorstandsvorsitzende des Energieunternehmens Westenergie, spricht bei der Eröffnungs-Pressekonferenz der Messe E-world 2025.

Die Nominierung der 51-jährigen Katherina Reiche als Wirtschaftsministerin ist eine Überraschung. 1998 war sie mit 25 Jahren in den Bundestag eingezogen, dem sie bis 2015 angehörte. Sieben Jahre davon war sie Parlamentarische Staatssekretärin, saß auch im CDU-Bundesvorstand. Die geborene Brandenburgerin gilt als selbstbewusst und ehrgeizig - und ist bestens vernetzt.

Von 2005 bis 2009 war Reiche stellvertretende Chefin der Unionsfraktion. Sie warb für neue Atomkraftwerke und warnte, Deutschland dürfe nicht sehenden Auges in eine Energiekrise hineinlaufen. Die Diplom-Chemikerin wechselte 2015 zum Verband kommunaler Unternehmen, der viele Stadtwerke vertritt. Fünf Jahre später übernahm sie den Vorsitz des Energieversorgers Westenergie.

Patrick Schnieder: Erfahrener Parlamentarier für das Verkehrsministerium

ARCHIV - 14.06.2024, Berlin: Patrick Schnieder (CDU) am Rednerpult des Deutschen Bundestags (zu dpa: «CDU-Kabinettsliste: Erfahrung und eine Prise Überraschung») Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Patrick Schnieder (CDU) ist als Verkehrsminister vorgesehen.

Der designierte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder ist seit 2009 Mitglied des Bundestags. Der 56-Jährige hat den Wahlkreis Bitburg direkt gewonnen. In der vergangenen Legislaturperiode war der Jurist Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion - und damit Mitglied des Führungskreises um Fraktionschef Merz.

Schnieder war daneben unter anderem auch stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss. In seiner künftigen Position dürfte er eine Schlüsselrolle haben bei der Umsetzung des riesigen Sondervermögens für Infrastruktur. Ein großer Teil des 500 Milliarden Euro schweren Sondertopfs dürfte in den Verkehr fließen, um marode Brücken und das Schienennetz zu sanieren.

Nina Warken: Innenpolitikerin auf neuem Feld Gesundheit

ARCHIV - 14.12.2024, Baden-Württemberg, Stuttgart: Nina Warken, Bundestagsabgeordnete und Generalsekretärin der CDU Baden-Württemberg, spricht bei der Landesvertreterversammlung der CDU Baden-Württemberg.  (zu dpa: «CDU-Kabinettsliste: Erfahrung und eine Prise Überraschung») Foto: Bernd Weißbrod/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Nina Warken gehört zu den Überraschungskandidatinnen.

Gesundheitsministerin soll überraschend die CDU-Bundestagsabgeordnete Nina Warken werden. An den Koalitionsverhandlungen war sie noch in der Arbeitsgruppe Inneres, Recht und Migration beteiligt. Im Bundestag saß die Parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion auch im Ältestenrat.

Jahrzehntelange Erfahrungen im Gesundheitswesen wie der scheidende Minister Karl Lauterbach (SPD) hat die Juristin nicht gesammelt. Die 45-Jährige ist CDU-Generalsekretärin in Baden-Württemberg - und Hobby-Tennisspielerin.

Karin Prien: Meinungsstarke Juristin für Bildung und Familie

ARCHIV - 09.04.2025, Berlin: Karin Prien (CDU), Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, kommt zur Sitzung vom Bundesvorstand der CDU im Konrad-Adenauer-Haus. (zu dpa: «CDU-Kabinettsliste: Erfahrung und eine Prise Überraschung») Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Karin Prien (CDU), Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, wird neue Ministerin für Bildung und Familie.

CDU-Bundesvize Karin Prien gilt als eine der profiliertesten Bildungspolitikerinnen in der Union. Seit 2017 ist sie Bildungsministerin in Schleswig-Holstein. Sie ist stellvertretende CDU-Landeschefin, seit 2022 zudem stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU. Prien ist meinungsstark und scheut keine Debatte.

Vor ihrer Zeit im nördlichsten Bundesland war die Rechtsanwältin sechs Jahre lang Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Prien lebt in Hamburg und hat drei Kinder. Die ehrgeizige Juristin ist leidenschaftliche Köchin. Ihre Familie war vor den Nazis in die Niederlande geflohen. Die 59-Jährige und ihr jüngerer Bruder wurden in Amsterdam geboren.

Staatsminister und Staatssekretäre: Wolfram Weimer für Kultur, Serap Güler für Auswärtiges

Neben den Bundesministerinnen und – ministern hat die CDU fünf Staatsminister benannt, die im Kanzleramt und im Auswärtigen Amt tätig sein werden. Der wichtigste Posten ist der des Staatsministers für Kultur und Medien, der an den Verleger und Publizisten Wolfram Weimer geht. Die türkischstämmige Bundestagsabgeordnete Serap Güler und der Parlamentarier Gunther Krichbaum bekommen Posten im Auswärtigen Amt.

Die kultur- und medienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Christiane Schenderlein, wird im Kanzleramt für Sport und Ehrenamt zuständig sein. Sie war in den vergangenen Wochen auch als Kulturstaatsministerin im Gespräch.

ARCHIV - 18.03.2024, Berlin: Serap Güler (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages, spricht bei einer Diskussionsveranstaltung CDU mit dem Titel «Chancenland Deutschland - Integration gemeinsam gestalten, Zusammenhalt stärken» in der CDU-Bundesgeschäftsstelle (Konrad-Adenauer-Haus). Die CDU fordert im Entwurf für ihr neues Grundsatzprogramm unter anderem eine Leitkultur für Deutschland. Damit will sie auch Migranten erreichen. (zu dpa: «Serap Güler führt als erste Frau Kölner CDU») Foto: Christoph Soeder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Serap Güler führt als erste Frau Kölner CDU und soll jetzt ins Auswärtige Amt.

Für die Zusammenarbeit von Bund und Ländern holt sich Kanzler Friedrich Merz einen der erfahrensten Parlamentarier in Kanzleramt. Michael Meister gehört dem Bundestag seit mehr als 30 Jahren an und war schon Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium (2013 bis 2018) und im Bildungsministerium (2018 und 2021).

Die stellvertretende Parteivorsitzende Silvia Breher, die lange als Bundesministerin im Gespräch war, wird nur Parlamentarische Staatssekretärin im Agrarministerium. Weitere Parlamentarische Staatssekretäre der CDU: Christoph de Vries (Innen) und Matthias Hauer (Forschung).

Wen die CSU für das Bundeskabinett vorgesehen hat

Ein kleiner Parteitag der CDU entscheidet am Nachmittag über den Koalitionsvertrag für die geplante schwarz-rote Bundesregierung. Zu dem Treffen des sogenannten Bundesausschusses in Berlin werden 160 Delegierte erwartet.

An diesem Montag will auch die CSU ihre drei Ministerinnen und Minister für das neue Bundeskabinett benennen. Der bisherige CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt soll voraussichtlich neuer Bundesinnenminister werden. Innenstaatssekretärin wird demnach die Rosenheimer CSU-Abgeordnete Daniela Ludwig. (dpa/afp)