Der kalte AprilKölner Spargel und Erdbeeren sind in diesem Jahr spät dran

Hubertus von Groote vor seinem Spargel
Copyright: Herbert Bucco
Köln – „Die Tulpenernte geht im Schneckentempo voran“, sagt Peter Zens. Normalerweise blühe jetzt schon das gesamte Feld. „Anstatt dass wir also rennen, um die reifen Blumen alle gepflückt zu bekommen, müssen wir sie jetzt eher einzeln suchen“, so der Landwirt vom Gertrudenhof in Hürth.
Aber nicht nur die Tulpen sind spät dran. „Auch das gesamte Gemüse ist betroffen“, weiß Peter Muß vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer in Bonn. Normalerweise beginne in den letzten Apriltagen die Ernte von Kohlrabi und Salaten, die im Freiland unter Folie wachsen. Nennenswerte Mengen seien diesmal aber erst um den 5. Mai zu erwarten. „Damit sind wir etwa zehn Tage später als im Vorjahr“, prognostiziert Muß.
Die Pflanzen wachsen erst ab zehn Grad
Der Grund für die Verzögerungen ist das vergleichsweise kalte Aprilwetter. „Und richtiges Wachstum passiert bei Pflanzen erst so um die zehn Grad“, sagt Bauer Zens. Sorgen um seine Ernte mache er sich aber nicht: „Die verzögert sich nur.“
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Ähnlich sehe es beim Spargel aus, berichtet Hubertus von Groote. Obwohl das Sonnenwetter vor Ostern erst einmal für einen ungewöhnlich frühen und guten Erntestart gesorgt habe. „Danach aber war es überwiegend bewölkt und es gab auch kalte Nächte“, so der Landwirt vom Beller Hof.
Aufwändig geschützte Erdbeeren schon Ende April
Das habe das Wachstum wochenlang deutlich gebremst. „So sehr, dass man nach dem frühen Start jetzt letztlich davon sprechen muss, dass wir insgesamt ein spätes Spargeljahr haben.“ Die Felder jedenfalls würden „erst nach und nach erntereif“, betont von Groote. Die ersten Erdbeeren jedoch würden voraussichtlich noch Ende April geerntet werden können.

Im vergangenen Jahr war die Ausbeute jetzt schon üppiger: Peter Zens 2020 auf einem Salatfeld
Copyright: Peter Zens (Archivbild)
„Das sind aber die frühen Sorten, die in einem Schutzhaus aufwändig gegen Kälte geschützt wurden“, so der Landwirt, dem auch die beginnende Obstblüte Sorgen bereitet hat. Kirschen, Pflaumen und Birnen sind als erste dran, auch die ersten Apfelbäume blühen.
Kirschblüten mit „Frostkerzen“ gewärmt
Auf dem Beller Hof waren es vor allem die Kirschen, die ins Blickfeld gerückt sind. „Bei den frühen Sorten hatten wir erhebliche Sorge, Frost in die Blüten zu bekommen“, berichtet von Groote: „Aber das ist Gott sei Dank nicht passiert, weil die Temperaturen nach Ostern nicht deutlich unter Null gegangen sind.“

Landwirt Jörg Umberg aus Bottrop setzt auf seinen Obstfeldern Frostkerzen zum Schutz der Bäume gegen nächtlichen Frost ein. Auf den Feldern stehen 200 Feuertöpfe im Abstand von anderthalb Metern zu den Bäumen. Die Kerzen brennen bis zu acht Stunden
Copyright: Fabian Strauch/dpa
Um die zarten Blüten vor Frost zu schützen, treiben die Anbauer manchmal einen hohen Aufwand. Einige Landwirte zünden sogar Feuer zwischen den Bäumen an. In zwei eisigen Nächten hat Bauer Jörg Umberg aus Bottrop „Frostkerzen“ zwischen den Reihen seiner Plantage platziert und die Anlage damit nachts in ein festliches Licht getaucht.
Nordrhein-Westfalen ist das wichtigste deutsche Anbaugebiet für Obst und Gemüse. Der Anbau hat eine lange Tradition. Mit einer Fläche von 1800 Hektar ist das Land das viertgrößte deutsche Apfelanbaugebiet. (mit dpa)