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Hans Süper wird 85„Ich habe alles erlebt, was man erleben kann“

Lesezeit 3 Minuten
hans süper 85

Der große Hans Süper wird 85 Jahre alt.

Köln – Ein „schönes Alter“ sei das, sagt Hans Süper. „Ich habe alles erlebt, was man erleben kann.“ Deshalb leide er weniger als andere unter den Einschränkungen durch Corona. Er habe das, was man zum Leben braucht, im Haus – einschließlich eines Supermarkts im Erdgeschoss. „Für junge Menschen ist Corona schlimmer.“ An diesem Montag wird das Urgestein des Fastelovends, der kölsche Superstar und Clown, 85 Jahre alt.

Gesundheitlich gehe es ihm einigermaßen gut, berichtet er. Dieser Tage wurde ihm zum vierten Mal ein Stent in die Leber gesetzt. Er habe den Eingriff gut vertragen. Eine OP am Herzen ist geplant. Im vergangenen April spürte er die Auswirkungen der politischen Entscheidungen zum Umgang mit der Pandemie auf dramatische Wiese. Als seine Ehefrau Helga Süper im Krankenhaus starb, durfte sie keinen Besuch empfangen. Nach über 40 Jahren Ehe war ein Video-Anruf, den das Krankenhauspersonal möglich gemacht habe, das einzige, was noch erlaubt gewesen sei.

"Vürre jeiht die Welt av"

Der Sohn des Musikers Hans Süper Senior, der einst mit dem Vier Botze begeisterte, kann auf ein aufregendes Leben mit vielen Höhen und ein paar Tiefen zurückblicken. Doch Zurückzublicken ist nicht die Sache des Meisters des herrlichen Blödsinns. Süper lebte immer im Augenblick. „Du darfst nicht nach hinten gucken, sondern immer nach vorne. Vürre jeiht die Welt av“, lautete einer seiner Devisen, bevor er den nächsten Witz erzählte. Wenn er von seinem Leben berichtete, wusste man nie so genau, was Dichtung und Wahrheit ist. Hauptsache: Unterhaltung. Eine Type musste für ihn nicht erfunden werden, denn er war selber eine. Selbsterlebtes war immer die beste Vorlage für eine gute Pointe.

Hans Süper im „Sölzer Klaaf“ vor Bilder seiner großen Karriere, links das Colonia Duett, rechts das Süper Duett. Ein Foto aus dem Jahr 2016.

Ab 1974 eroberte er zusammen mit Hans Zimmermann als Colonia Duett die Bühnen des Sitzungskarnevals. Genau wie das Wirken der Bläck Fööss hatte das in diesen Zeiten eines völlig erstarrten und ritualisierten offiziellen Karnevals geradezu revolutionäre Kraft. Die Menschen liebten ihn, gerade weil er sich so vieles auf der Bühne herausnahm, was sich im Saal keiner traute. Karneval konnte schräg, originell, unangepasst und extrem komisch sein – das hatten die meisten damals vergessen.

So wie Süper auf der Karnevalsbühne war, so war er auch privat: Ein Mann mit Ecken und Kanten, dem man nicht auf die Füße treten darf – immer unter Strom und voller Energie. Das Leben als permanenter Auftritt, mit der ganzen Stadt als Bühne egal ob im Sitzungssaal oder beim Bäcker im geliebten Sülz.

colonia duett

Das Colonia Duett, Hans Süper (l.) und Hans Zimmermann, Anfang der 1990er Jahre im Gürzenich

Bis 1990 war das Colonia Duett mit das Beste, was Köln zu bieten hatte. Unter der Trennung des Duos litt die ganze Stadt. Der Neuanfang mit Werner Keppel als Süper Duett war nicht einfach, doch Süper spielte sich in die Herzen zurück. 2002 nahm er offiziell Abschied mit einer Gala im Gürzenich. Als exzellenter Musiker und einzigartiger Komiker blieb er ein begehrter Gast in Tonstudios oder bei Konzerten von Kollegen.

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Soloauftritte wurden in den vergangenen Jahren immer seltener, das Alter forderte seinen Tribut. Doch wenn er sich doch noch einmal für ein kleines Gastspiel gewinnen ließ wie zuletzt in der Karnevalssession 2020 bei der KG Rocholomäus, wurde seine Interpretation des Klassikers vom „Kölschen Jung“ immer wieder zum Gänsehaut-Ereignis.

Der größte Traum: "Einmol em Dom spille"

Jetzt mache er nichts mehr, sagt er. Aber eine kleine Ausnahme hätte er sich zu seinem Geburtstag gerne gegönnt. „Einmol em Dom spille“ – das wäre es gewesen. Stadtdechant Robert Kleine habe ihm das für besonderen Geburtstag in Aussicht gestellt, doch nun müsse der kleine Auftritt mit der Flitsch in den heiligen Hallen der Kathedrale leider auf die Zeit nach Corona verschoben werden.