„Der König von Köln“Der Oppenheim-Skandal als ulkiges Schurkenstück
- Die Filmsatire „Der König von Köln“ beleuchtet auch den Kölner Oppenheim-Skandal.
- Im Film kommen die teilweise verurteilten Verantwortlichen mit teils ulkigen Szenen davon, die wie ein unterhaltsames Schurkenstück wirken.
- Tatsächlich war der Oppenheim-Skandal ein klassischer Fall von Wirtschaftskriminalität. Eine Einordnung.
Köln – Wären die Originalfiguren des Oppenheim-Skandals wenigstens ansatzweise so unterhaltsam gewesen wie die Schurken im „König von Köln“, der WDR-Satire, zu der sich die Drehbuchautor Ralf Husmann und Regisseur Richard Huber von den „tatsächlichen Ereignissen“ inspirieren ließen. Man könnte sie beinahe sympathisch finden.
Doch der Oppenheim-Skandal war keine Groteske, und eine seiner Schlüsselfiguren, Josef Esch, dürfte für sein Film-Pendant Josef Asch (Rainer Bock) nur ein müdes Lächeln übrig haben, weil dieser den großen Klüngel um den Neubau des Stadthauses einfädelt, indem er ein kleines Würstchen aus dem Baudezernat schmiert. So läuft das nicht in Köln.
Josef Esch, der kleine Polier aus Troisdorf, arbeitet knallhart, es dauert Jahre, bis er sich das Vertrauen der Oppenheim-Banker durch immer neue Immobilienfonds erworben hat, von denen die meisten ohne Risiko sind, eine hohe Rendite abwerfen und zur Zufriedenheit der superreichen Anleger funktionieren. Zulasten der Steuerzahler.
Sal-Oppenheim: Vertrauen der Superreichen
Esch muss sich das Vertrauen der Superreichen nicht erschleichen. Sie sind von seinen Fähigkeiten so überzeugt, dass sie ihm ihre Vermögen von allein anvertrauen: darunter die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz und der frühere Spitzenmanager Thomas Middelhoff.
Die härteste Strafe für Esch dürfte gewesen sein, mehr als 130 Tage im Strafprozess um den Niedergang der größten Privatbank Europas in einem Gerichtssaal im heruntergekommenen Justizzentrum an der Luxemburger Straße verbringen zu müssen. Esch übersteht den Skandal nahezu schadlos.
Am Ende zahlt er 495.000 Euro Geldstrafe. Weil er mit seinen Bankgeschäften gegen das Kreditwesengesetz verstoßen hat. Und so redselig wie der kleine Josef Asch im „König von Köln“ ist der große Josef Esch nie gewesen. Mit seinen persönlichen Statements in 130 Prozesstagen könnte man nicht mal fünf Minuten Film füllen.
Gier und Maßlosigkeit
Es sind Gier und Maßlosigkeit, die das Bankhaus am Ende in den Abgrund treiben. Arcandor-Vorstand Thomas Middelhoff, wegen Untreue und Steuerhinterziehung 2014 zu drei Jahren Haft verurteilt, treibt die Arcandor-Pleite in die Privatinsolvenz, am Ende jagen ihn 50 Gläubiger mit Forderungen von 415 Millionen Euro. Die Strafe habe er verdient, sagt er heute. Er habe zu spät gemerkt, dass er sich zum Nachteil entwickelt habe. „Ich bin ein schlechter Mensch geworden.“
Tom Middeldorf (Jörg Hartmann) im Film reicht an das Original so gar nicht heran. Er ist drei Nummern zu klein und reduziert darauf, Valerie Dickeschanz (Judith Engel) die Millionen zur letztlich gescheiterten Rettung ihrer Kaufhauskette aus der Tasche zu ziehen. Ein Auftrag, den Middelhoff im Vorbeigehen erledigen wollte – neben seinem lukrativen Job als Finanzinvestor bei einer in London ansässigen Private-Equity-Beteiligungsgesellschaft.
Und die Banker? In der Satire demütigt Alfred von Hoppenheim (Ernst Stötzner) seinen Sohn Nikolaus (Ulrich Brandhoff) vor dem versammelten Hoppenheim-Vorstand. Gerade in dieser Szene zeigt sich, wer im Bankhaus das Sagen hat: Josef Asch. Letzteres mag – zumindest war das im Prozess immer wieder Thema – auch in der Realität der Fall gewesen. Belege dafür gibt es nicht.
Machtkampf in der Bank
Christopher von Oppenheim ist einer der wenigen, die im Verfahren aussagen und tiefe Einblicke ins reale Bankhaus gestatten. Nach dem Tod seines Vaters Alfred 2005 sei ein Machtkampf ausgebrochen. Nach „langen Jahren der Dominanz“ der Oppenheim-Seite habe der Stamm „Schlenderhan“ um Matthias Graf von Krockow mit Unterstützung von Josef Esch eine Machtverschiebung herbeigeführt. Die Auseinandersetzungen über die Führungsstruktur seien möglich geworden, „da nach dem Tode meines Vaters nichts geregelt war“.
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Graf Krockow habe versucht, ihn „aus dem unmittelbaren Bankgeschehen“ abzuschieben und „als Vertreter meines Gesellschafterstammes zu entmachten“. Spätestens mit der Verlagerung des Banksitzes nach Luxemburg 2007 sei er immer mehr vom Geschehen abgeschnitten worden, sagte von Oppenheim in einer überraschenden Erklärung im Mai 2014.
Das alles hat mit den Schurken aus dem „König von Köln“ rein gar nichts mehr zu tun, auch wenn die Bezüge zum Oppenheim-Skandal unverkennbar sind. Den schmierigen Film-Baudezernenten Lothar Stüssgen (Joachim Król), der vor den Durchsuchungen noch hektisch Akten schreddert, mit dem verstorbenen Ex-Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier (SPD) zu vergleichen, wäre absurd. Ruschmeier wechselte am Ende seiner Amtszeit 1998 direkt in die Geschäftsführung zum Oppenheim-Esch-Fonds, zuvor hatte er den Neubau des Technischen Rathauses und der Kölnarena mit vorangetrieben. So große Räder dreht Stüssgen nicht.