Ehrenfeld – In der Tiefgarage des Kauflands wird eine Leiche gefunden, kurz danach explodiert der Kiosk auf dem Lenauplatz – das sind zum Glück keine reellen Schlagzeilen, sondern Geschehnisse im kommenden Roman von Autor Manfred Theisen.
In „Der Pate von Ehrenfeld”, der im Februar erscheint, taucht Theisen in die Schattenwelt zu Füßen des Helios-Turmes ein und webt eine Krimikomödie zwischen Lokalkolorit, kölschem Klüngel und mafiösen Machenschaften: „Eigentlich reise ich für meine Romane auch gerne in andere Länder, um dort zu recherchieren, durch Corona aber war ich in Köln festgenagelt”, erklärt Theisen, der seine Heimatstadt jedoch schon früher von Grund auf kennengelernt hat.
Bevor der 59-Jährige sein schriftstellerisches Schaffen aufnahm, studierte er Politik, Germanistik und Anglistik an der Uni Köln. Im Anschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Journalisten, forschte in der damaligen Sowjetunion für das Innenministerium und arbeitete viele Jahr als Lokalreporter sowie -redakteur in Köln.
Kölner recherchiert zu Selbstmordattentätern in Jerusalem
2004 gelang ihm dann mit seinem Jugendroman „Checkpoint Jerusalem” der Durchbruch als Autor. Für diesen reiste er – mit einem Stipendium des auswärtigen Amtes im Gepäck 0 nach Israel, um dort zu Selbstmordattentätern zu recherchieren. Um die Beweggründe dieser Menschen zu verstehen, führte er Interviews mit jungen Männern, die „derartige Ambitionen hatten”: „Ich wollte wissen, warum so etwas passiert, warum sich die Leute in die Luft sprengen”, so Theisen.
Auch für andere seiner Romane recherchierte der Journalist weit abseits der bürgerlichen Norm. In Magdeburg etwa lebte er für eine Zeit mit Rechtsradikalen zusammen, um zu verstehen, wie sie denken, agieren und wie sie sich vernetzen: „Das journalistische Arbeiten ist für mich das schönste auf der Welt”, erklärt Theisen, „man kann direkt mit den Leuten sprechen, kommt viel herum und erfährt alles aus erster Hand.”
Mehrfach für seine Werke ausgezeichnet
Knapp dreißig Bücher hat Theisen auf diese Weise geschrieben, drei bis fünf Seiten tippt der 59-Jährige täglich. Für seine Arbeit wurde der Schriftsteller bereits mehrfach ausgezeichnet, zuletzt 2020 mit dem Jugendliteraturpreis der Stadt Bad Harzburg.
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Neben Romanen verfasst Theisen dabei auch Sachbücher - aktuell etwa arbeitet er mit dem Grafiker Ole Häntzschel an einer Publikation, in der er Jugendlichen die Sozialen Medien, Cybermobbing, Datenschutz und Medienkompetenz erklärt. Zu diesem Feld gehören natürlich auch die Fake News, die derzeit mehr als je zuvor Einzug in den öffentlichen Diskurs finden – sei es bei politischen Debatten oder im Umgang mit der Corona-Pandemie: „Die Medien sind momentan mein Hauptaugenmerk”, sagt Manfred Theisen, der von Berufswegen her schließlich selbst zu den Medienmachern zählt: „Ich befasse mich damit, wie Manipulation in den Medien stattfindet und wer von dieser profitiert.”
Autor befasst sich mit Fake News
So hat Theisen bereits für frühere Werke zu sogenannten „Trollfabriken” recherchiert - Bürokomplexe, in denen Menschen tagein und tagaus damit beschäftigt sind, Falschmeldungen im Internet zu verbreiten: „Man muss wissen, was mit Fake News bezweckt werden soll”, sagt er, „die Verfasser solcher Nachrichten wollen, dass wir diskutieren, uns streiten und uns schließlich auseinanderdividieren.”
Das neue „einfach erklärt”-Sachbuch von Theisen wird ebenfalls im Februar erscheinen. Einen Tipp, wie man Fake News vermeiden kann, hat der Schriftsteller aber schon vorab: „Man kann ganz leicht etwas gegen falsche Nachrichten machen, indem man sich eine gute Zeitung kauft, die von professionellen Journalisten gemacht wird”, so Theisen.