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Spanischer Lehrer wird Kölner LokführerWie die DB um Ausländer ohne Perspektive wirbt

Lesezeit 3 Minuten
Pablo Moral DB 1

Vom Grundschullehrer in Barcelona zum Lokführer bei der Deutschen Bahn  in Köln-Gremberghoven:  Pablo Moral (36) wagt den Neuanfang. 

  1. Pablo Moral (36) war in Spanien Grundschullehrer, Lagerarbeiter, jobbte als Museums-Aufsicht. Jetzt lernt er Lokführer – in Köln.
  2. In Spanien hatte er keinerlei Perspektive. Also hat er sich auf das Werben der DB Cargo eingelassen. Die Güterverkehrstochter der DB hat sich auf der Suche nach neuen Lokführern bei ihren Ländergesellschaften umgesehen.
  3. In Spanien wurden 34 Quereinsteiger gesucht. In diesem Jahr wird die Bahn auch Flüchtlinge ausbilden.

Köln – Hätte der spanische Staat in der Vergangenheit alles richtig gemacht, würde Pablo Moral (36) jetzt Geschichte unterrichten. An einem Gymnasium irgendwo in Barcelona. Oder auf Mallorca, der Heimat seiner Frau. Oder er hätte wenigstens noch den Job als Aushilfslehrer an einer Grundschule. Stattdessen wird Pablo Moral unterrichtet.

Im Schulungsraum des Güterbahnhofs Köln-Gremberghoven. Dort lernt Moral nach Deutsch noch eine neue Sprache: die des deutschen Eisenbahnwesens. Mit Begriffen, die ihm häufig spanisch vorkommen: Kurzschlussläufer. Oder Lastgrenzraster. Die sind wichtig für einen Lokführer in Deutschland.

Deutsche Bahn sucht im Ausland nach Lokführern

Bei der Bahn nennen sie Pablo Moral den Pionier. Und dabei schwingt viel Anerkennung mit. Weil er der Erste ist, der den Schritt gewagt hat und dem Werben der DB Cargo erlegen ist. Die Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn hat sich auf der Suche nach neuen Lokführern, die in Deutschland nur schwer zu finden sind, bei ihren Ländergesellschaften umgesehen. Überall dort, wo die Konjunktur nicht gerade rund läuft. In Spanien, in Griechenland, in Rumänien.

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In Spanien wurden 34 Quereinsteiger gesucht. Das Angebot der Bahntochter Transfesa: Wir zahlen die Ausbildung, die mit einem Sprachkurs und der Vermittlung von Eisenbahn-Grundwissen in der Heimat beginnt. 11 000 haben sich beworben. Moral war einer von ihnen. „Meine Frau hat die Kampagne bei Facebook entdeckt. Ich musste nicht lange nachdenken und habe mich beworben. Wenn ein Weg nicht funktioniert, muss man eben Umwege gehen, um das Ziel zu erreichen.“

Moral jobbt im Picasso-Museum von Barcelona

Pablo Moral ist in seinem Leben schon viele Umwege gegangen. Nach dem Geschichtsstudium belegt er einen einjährigen Kurs, um Gymnasiallehrer zu werden. Der einzige Job, der sich ihm danach bietet, ist der eines Aushilfslehrers an einer Grundschule. Seinen Zweitjob als Lagerarbeiter verliert er, weil die Firma in der Wirtschaftskrise pleitegeht. Moral lernt Deutsch auf einer Sommerakademie in Berlin, jobbt beim katalanischen Fernsehen, als Aufsicht im Picasso-Museum von Barcelona.

Pablo Moral 2

Pablo Morals künftiger Arbeitsplatz: der Führerstand einer Güterzuglok.

Dort lernt er seine Frau kennen. Seine Deutschkenntnisse verhelfen ihm zu einem Job bei der Deutschen Telekom, bis sein Schwiegervater ihm eine Stelle in einer großen Baufirma auf Mallorca anbietet. Von dort geht er mit seiner Frau 2013 nach Deutschland – der Schwiegervater hat ihm eine Arbeit in einer Immobilienfirma in Köln vermittelt. Weil die Zusammenarbeit schwierig ist, arbeitet er weitere fünf Jahre in der Logistik, zuletzt als Lagerleiter.

Übernahmegarantie bei der DB Cargo

In Spanien hätte Moral sich die Ausbildung zum Lokführer nicht leisten können. Sie kostet 21 000 Euro, die selbst bezahlt werden müssen. Bei der DB Cargo hat er eine Übernahmegarantie, falls er die Prüfung besteht. Das alles erklärt die hohe Nachfrage.

Gruppenleiter Gerd Felser zollt Pablo Moral Respekt. „Was die Quereinsteiger in neun Monaten alles schaffen müssen, ist wirklich ein Brett.“ Acht Loktypen lernen, Streckenkenntnis erwerben, die Technik beherrschen. „Das ist schon sehr spannend. Ich hatte ja keine Vorstellung davon, wie komplex das Bahn-System ist“, sagt Moral. Und dass er gewillt sei, sein Bestes zu geben.

Deutsche Bahn will auch Flüchtlinge ausbilden

Deutsche Güterzüge sind bis zu 740 Meter lang und bis zu 5000 Tonnen schwer. „Dass man so einen Giganten allein, sicher und wirtschaftlich durch die Gegend fährt, ist schon eine Herausforderung“, sagt Moral. Seine 30 neuen Kollegen haben Mitte Januar mit ihrer Ausbildung begonnen, zehn davon in Gremberghoven. Pablo Moral will sie unterstützen, weil sie im Gegensatz zu ihm neu in Deutschland sind.

Auf der Suche nach Lokführern wird die Bahn 2020 auch Flüchtlinge ausbilden. 400 Plätze zur Qualifikation in anderen Bahnberufen wie Mechatroniker oder Gleisbauer hat sie schon angeboten. Moral kann sich vorstellen, eines Tages selbst Lokführer auszubilden. Aber erst mal will er fahren.