Köln früher und heuteSo schön sah der Mülheimer Bahnhof bis zu seiner Zerstörung aus
- In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
- In dieser Folge geht es um den Mülheimer Bahnhof, der nach der Verstaatlichung der Bahnen in den 1880er Jahren entstand – ein stattlicher Bau im Jugendstil.
- Der Kölner Stadtkonservator Ulrich Krings bezeichnet ihn als „unglaublich schön“. Dort herrschte bis 1918 eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.
Köln – Heute gehen die Mülheimer ganz selbstverständlich zur Frankfurter Straße, wenn sie mit der Bahn verreisen wollen. Von Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich der bedeutendste Bahn-Knotenpunkt allerdings rund einen Kilometer weiter westlich – an der Buchheimer Straße auf Höhe des heutigen Wiener Platzes.
Hier hatten die Mülheimer die Wahl zwischen der Station der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft und einem Haltepunkt der Bergisch-Märkischen Eisenbahn. Denn in Köln konkurrierten gleich mehrere private Transportgesellschaften um Kunden.
Verstaatlichung der Bahnen veränderte das Stadtbild
Nach der Verstaatlichung der privaten Bahnen in den 1880er Jahren änderte sich an vielen Stellen das Stadtbild. Um Köln herum baute die preußische Eisenbahngesellschaft Anfang des 19. Jahrhunderts einen neuen Eisenbahnring, der die vielen privaten Strecken zusammenfasste. Überall entstanden neue Bahnhöfe – in Kalk, Deutz oder Ehrenfeld. In Mülheim ließ Architekt Friedrich Mettegang an der Ecke Frankfurter Straße/ Montanusstraße einen stattlichen Bau im Jugendstil errichten.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Der hat auch im Inneren unglaublich schön ausgesehen“, so der ehemalige Kölner Stadtkonservator Ulrich Krings. Es gab einen großen Wartesaal für die erste und zweite Klasse und einen für die dritte und vierte Klasse. Die Bewirtung fand in ersterem an gedeckten Tischen statt, in zweiterem an nicht gedeckten Tischen. Die Klassenunterschiede wurden erst im Jahr 1918 abgeschafft.
Neuer Haltepunkt Mülheim am Rhein im Jahr 1909
In der Mitte des Mülheimer Bahnhofs befand sich die Schalterhalle mit Zugängen zu den Gleisen. Die Fassade mit den langen schmalen Fenstern ähnelte der des großen Kaufhauses Tietz in der Innenstadt, das später Kaufhof hieß. Der Bahnhof der ebenfalls verstaatlichten Rheinischen Eisenbahngesellschaft musste dem Neubau weichen. Auch die Bahnhöfe an der Buchheimer Straße verschwanden.
1909 war der neue Haltepunkt Mülheim am Rhein fertig. Mülheim war damals noch eigenständig und verhandelte zäh mit Köln um die Eingemeindung. Aus Kölner Sicht war eine Vereinigung eine verlockende Angelegenheit.
Mülheim war moderne Industriestadt
Denn Mülheim hatte sich auch dank der Eisenbahnverbindung zwischen Deutz und dem Ruhrgebiet und zwischen Minden und Berlin prächtig entwickelt. Mülheim war eine moderne Industriestadt und fiel den Kölnern keineswegs in den Schoß. Erst 1914, viel später als andere Vororte, gaben die rechtsrheinischen Rivalen endlich nach. Eine der Mülheimer Bedingungen: ein fester Ersatz für die Schiffsbrücke.
Mit der Verlegung der Bahngleise an die Frankfurter Straße wurden der Clevische und Bergische Ring – bis dahin reine Eisenbahntrassen – in Straßen umfunktioniert. Auch der Abschnitt der Frankfurter Straße von der Altstadt bis zum neuen Bahnhof gewann an Bedeutung. „Die Verlegung des Bahnhofs war für die Stadt Mülheim eine wunderbare Gelegenheit, sich zu erweitern“, so Ulrich Krings.
Zweiter Weltkrieg brachte große Zerstörung
Auf ihre Brücke mussten die Mülheimer allerdings bis 1929 warten. Denn kurz nach der Eingemeindung brach der Erste Weltkrieg aus. „Die Brücke hatte den Nachteil, dass sie die Altstadt mittendrin aufriss“, sagt Krings. Die Rampen des Bauwerks endeten auf dem Oscarplatz, der erst ab 1938 Wiener Platz genannt wurde – aus Anlass des Anschlusses Österreichs an Nazi-Deutschland.
Der kurze Zeit später ausbrechende Zweite Weltkrieg brachte Mülheim große Zerstörungen. Auch der Bahnhof fiel 1944 den Angriffen der Alliierten zum Opfer. Er wurde Anfang der 1950er Jahre ersetzt – durch ein Gebäude, das weitaus nüchterner ausfiel als der Vorgänger. Der Passagiertunnel zu den Gleisen stammt allerdings noch heute aus der Zeit des preußischen Bahnhofs.