Pläne für Deutzer HafenIn Kölns neuem Veedel gibt es ein Nutzungsproblem
- Deutzer Hafengelände Wohnungen für 6900 Menschen und 7000 Arbeitsplätze entstehen.
- Derzeit werden die Bebauungspläne erstellt.
- Der Baustart ist noch offen. Jetzt fand eine Führung über das Areal statt.
Köln – Nein, was aus der Ellmühle werden soll, weiß Ira Scheibe auch nicht. Gewerbe? Wohnungen? Alles sei denkbar und auch wieder nicht. „Die Raumtiefe ist das Problem, denn Sie haben nur in unmittelbarer Fensternähe Licht.“ Die Architekturjournalistin und -historikerin begrüßte 20 Teilnehmer bei einer Führung unter dem Motto „Deutzer Hafen – Aurora mit dem Sonnenstern“ in der Reihe „Urlaub in Köln“.
Wohnungen und Arbeitsplätze sollen entstehen
Startpunkt war der Eingang zur Essigfabrik an der Siegburger Straße. „Wir haben hier eine extrem spannende Situation“, sagte Scheibe zu Beginn. Eine Architekturführung, obwohl noch gar nichts gebaut sei. Geplant ist, dass auf dem Deutzer Hafengelände Wohnungen für 6900 Menschen und 7000 Arbeitsplätze entstehen. Derzeit werden die Bebauungspläne erstellt. Der Baustart ist noch offen.
Scheibe stand bei ihrem Eingangsstatement vor einer der Grundmauern eines ehemaligen preußischen Forts, das man bei Abbrucharbeiten im Deutzer Hafen entdeckt hat. „Der Investor, der später hier baut, wird die Auflage bekommen, diese Mauer sichtbar zu machen.“
Dann warf die Journalistin einen Blick in die Vergangenheit. 1907 wurde der Hafen eröffnet. Zwei Jahre später siedelte sich der Mühlenbetrieb Leysieffer & Lietzmann Mühle AG an, seit 1964 als Ellmühle bekannt. Die Chemische Fabrik Kalk schlug dort Salze und Phosphate um. Weiterer Großkunde im Hafen war die Heinrich-Auer-Großmühle (Aurora). Beide Mühlen zogen 2021 nach Krefeld.
Besitzer warten auf steigende Quadratmeterpreise
„Der Deutzer Hafen ist doppelt so groß wie der Rheinauhafen“, sagte Scheibe. Die Häfen und Güterverkehr Köln AG habe als Eigentümerin lange an dem Umschlagplatz festgehalten. Aber zum Schluss seien nur noch drei Prozent aller Schiffsgüter in Köln dort umgeladen worden. Allerdings sind nicht alle Grundstücke im Hafen in städtischem Besitz. Auch die Strabag AG und die Deutsche Asphalt GmbH verfügten über Grundbesitz „und warten jetzt darauf, dass die Quadratmeterpreise weiter steigen“, so Scheibe. Es sei kaum vorstellbar, dass sich Asphaltmischer als Immobilienentwickler betätigen. Bei der Strabag ist sie sich da nicht so sicher.
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Es wird eng im neuen Veedel
Hoch hinaus soll es gehen im Hafen. Ein Gebäude für Gewerbe soll 80 Meter hoch werden, drei weitere 60 Meter. Und die neuen Deutzer müssen soziale Kompetenz mitbringen. Es wird nämlich eng im neuen Veedel. Während sich in der Altstadt-Süd 1200 Menschen einen Hektar Grundfläche teilen, leben im Hafen später einmal 2400 auf einer gleich großen Fläche.
Aber noch mal zur Mühle. Oder besser: zu den Mühlen. Denn die Ellmühle und die Auermühle wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch einen Zwischenbau verbunden. Der soll abgerissen werden, sodass beide Gebäude wie in der Vergangenheit getrennt stehen.
Das Nutzungsproblem löst das natürlich nicht. Auch Gastronomie im Erdgeschoss wird schwierig, weiß Ira Scheibe. Denn dort stehen viele Tröge, in denen die Müller Mehl und Getreide gelagert haben. „Alle aus Stahlbeton.“ Da wird wohl eine Menge Pressluft nötig sein, um diese Hinterlassenschaften zu entfernen.
Die Pläne
Grundlagen für die Bebauung des Hafens sind die Änderung des Flächennutzungsplans, die 2018 beschlossen wurde, und die Aufstellung von Bebauungsplänen. Im Moment treibt man die Entwicklung des „Bebauungsplans Infrastruktur“ voran. Dieser beinhaltet im Wesentlichen alle öffentlichen Flächen wie Plätze, Grünflächen aber auch Straßen und Schulen. (rah)