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Universität KölnHochschule nimmt NS-Ehrungen ins Visier

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Der Campus der Kölner Universität auf dem Albertus-Magnus-Platz

Köln – In der Universität Köln sind alle Rektoren durch Porträts in einer Galerie verewigt. Unter ihnen ist Karl-Gustav Fellerer. Der Musikwissenschaftler war von 1967 bis 1968, Rektor der Hochschule und wurde fünf Jahre später porträtiert. Nun distanziert sich die Universität von ihm. In einem Gutachten fand man heraus, dass Fellerer im Zweiten Weltkrieg im Einsatz beim „Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg“ war, einer Rauborganisation der NSDAP, welche Kulturgüter aus besetzten Ländern stahlen. Das Porträt soll entweder entfernt oder gekennzeichnet werden, sodass klar ist, dass Fellerer NS-belastet ist. Sein Fall ist nicht der einzige. Auf einer Liste stehen die Namen von 48 Personen, die von der Uni bis in die 1970er Jahre geehrt wurden.

Die Universität Köln distanziert sich nun von allen in der Zeit des Nationalsozialismus verliehenen Ehrungen sowie von Ehrungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg verliehen wurden – soweit die ausgezeichneten Personen in das NS-Regime verstrickt waren und dies vor der Ehrung nicht ausreichend berücksichtigt worden war. „Für die NS-Zeit ist klar, dass Ehrungen einen politischen Charakter hatten und nicht die wissenschaftliche Leistung würdigten“, sagte Uni-Rektor Axel Freimuth. „Bei diesen Ehrungen ging es nur um regimekonforme Beziehungspflege.“

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Diese Distanzierung ist das Ergebnis einer Untersuchung, die die Uni anlässlich des 100. Jahrestages ihrer Neugründung durchführen lassen hatte. In diesem Rahmen wurde ein wissenschaftlicher Beirat berufen, der die Berliner Geschichtsagentur Facts & Files mit der Studie beauftragte, die NS-Belastungen von Institutionen, Förderungen und Ehrungen zu recherchieren.

Insgesamt wurden 332 Personen erfasst, die als Stifter, leitende Mitarbeiter von An-Instituten, Mitglieder von Fördervereinen oder als Geehrte in Bezug zur Uni standen. 48 von der Universität geehrte Personen wurden mit „eindeutigem Befund“ als NS-belastet eingestuft. Darunter befinden sich auch Prominente wie der ehemalige Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, der unter anderem Mitglied der NSDAP gewesen war und 1965 mit einer Ehrenpromotion der Rechtswissenschaftlichen Fakultät geehrt wurde.

In der Chronik „Die Neue Universität zu Köln“ findet sich auch ein ausführliches Kapitel zur Geschichte der Hochschule im Nationalsozialismus. Die Kölner Universität war die erste, die im NS-Staat gleichgeschaltet wurde. Am 11. April 1933 wurde mit Ernst Leupold der erste NS-Rektor der Kölner Uni gewählt, im Oktober 1933 wurde in Berlin die akademische Selbstbestimmung der Hochschulen aufgehoben. Bereits im Mai 1933 kam es auf dem Uni-Campus zu Bücherverbrennungen. Jüdische Studenten wurden bis 1934 systematisch aus der Hochschule gedrängt. Ein Fünftel der Dozenten wurden bis 1945 aus rassistischen oder politschen Gründen entlassen, viele von ihnen waren jüdische Kölner.

Verdrängt wurden unter anderem auch bekannte Wissenschaftler wie der Jurist Hans Kelsen, der Romanist Leo Spitzer, die Soziologen Helmuth Plessner, Julius Lips und Paul Honigsheim sowie der Historiker Hans Rosenberg. Die Professoren Benedikt Schmittmann und Goswin Frenken wurden ermordet. Obwohl die Nationalsozialisten die Uni für ihre Ideologie einspannten, schrumpfte die Hochschule in der NS-Zeit – die Zahl der Studenten sank von 4445 (1933) auf 2588 (1939), die der Professoren von 71 auf 62. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb ab 1944 eingestellt. (ris)„Die Neue Universität zu Köln. Ihre Geschichte seit 1919“ von Habbo Knoch, Hans-Peter Ullmann und Ralph Jessen, Böhlau, 300 Seiten, 20 Euro.

Bei 75 Personen, deren Namen nicht bekannt gegeben wurden, gebe es noch Klärungsbedarf – oft weil die Quellenlage nicht eindeutig sei, so Universitätskanzler Michael Stückradt. Von den 36 Stiftungen wurden sieben und von den 14 An-Instituten fünf als eindeutig belastet bewertet. Namen von Instituten müssten nach bisheriger Quellenlage nicht umbenannt werden. Freimuth machte deutlich, dass die in Auftrag gegebene Recherche eingebettet sei in eine systematische Untersuchung zur Geschichte der Universität im und nach dem Nationalsozialismus. Die Hochschulleitung hatte bereits vor einigen Jahren die zur Zeit des Nationalsozialismus erfolgte Aberkennung von Doktorgraden für nichtig erklärt.Darüber hinaus ist in diesem Jahr ein Rechercheprojekt zu den Rektoren der Universität in und nach der NS-Zeit hinsichtlich ihrer NS-Belastung angelaufen. In diesem Jahr erschien außerdem die Chronik „Die Neue Universität zu Köln. Ihre Geschichte seit 1919“, herausgegeben im Geschichtsprojekt unter Leitung der Historiker Habbo Knoch, Hans-Peter Ullmann und Ralph Jessen (siehe „Buch zur neueren Uni-Geschichte“).