Satirischer WochenrückblickKölner „verschenken“ ihren Schrott auf dem Bürgersteig
- Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
- In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet, geht es diesmal um ungewollten Baltrum-Flair und Kölner, die in der Corona-Krise zu Heinzelmännchen mutieren.
- Oder gibt es noch Bürger dieser Stadt, die nicht der Aufräumwut verfallen sind und ihren Müll „verschenken“?
Köln – Corona Colonia! Also ehrlich. So langsam machst Du mich verrückt. Die Zahl der Strandkörbe auf den Balkonen und in den Vorgärten von Kölle soll die von Baltrum bereits übertreffen. Das ist zwar die kleinste der Ostfriesischen Inseln – aber immerhin. Beim beliebten Zweisitzer aus Pinienholz warnt ein Discounter schon vor dem Verkaufsstart am Mittwoch vor Liefer-Engpässen.
Weil die Kölner ausmisten, bohren, hämmern und sägen, als wollten sie sich bei den Heinzelmännchen dafür entschuldigen, dass sie vor Corona so lange auf der faulen Haut gelegen haben, drohten die Abfallwirtschaftsbetriebe in dieser Woche mit der Schließung der Wertstoffcenter. Die Schlangen seien zu lang, die Ansteckungsgefahr zu groß. Vor allem am Bützweilerhof.
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Kölner „verschenken“ ihren Müll
Und was macht so ein findiges Heinzelmännchen in Corona Colonia, wenn der Wertstoffmann die Annahme des alten Flokati verweigert? Es zieht seine Schutzmaske bis an die Grenze des Vermummungsverbots über Mund und Nase und schleppt den Flokati samt der anderen Virenträger aus seinem Wohnzimmer an den Straßenrand. Versehen mit einem Pappschild: Zu verschenken. All diese wundervollen Einrichtungsgegenstände muss dann die Müllabfuhr einsammeln, weil die Abfallcenter geschlossen sind. Dass dieser kölsche Wirtschaftskreislauf wenig Sinn macht, haben sogar die Müll-Manager zum Glück schnell kapiert und ihn wieder in die Tonne gekloppt.
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Derweil fläzt sich das kölsche Heinzelmännchen mit seinem Heinzelfrauchen im neuen Strandkorb Marke Baltrum und denkt drüber nach, ob man das Dornröschen der Nordsee nicht mit einem zweiten M versehen und in eine Bal-Trumm verwandeln müsse. Weil es Karneval ja nie wieder geben wird. Und die decke Trumm, die auf ihrem Trommelfell dem Elften im Elften entgegen dämmert, auf ewig zum Schweigen verurteilt ist.
Kaffeefilter vor der Schnüss
Das ist so trostlos wie die Ansage im U-Bahnhof Ebertplatz, man möge beim Einstieg alle Türen benutzen, damit „wir unsere Fahrt zeitnah fortsetzen können“. Wieso wir? Wieso unsere Fahrt? Ich bin mutterseelenallein hier. Mit meiner Maske. Lila mit blaugrünen Blümchen und gelben Bändern. Und ich frage mich, wie man mit diesem Fetzen vor der Schnüss jemals ein gepflegtes Kölsch trinken soll. Durch den eingearbeiteten Kaffeefilter, der jegliche Feuchtigkeit abweist? Nein. Ich will keinen Strandkorb. Wenn ich das Wort schon höre – Baltrum! Da kann ich nur sagen: Hoffentlich ist er bald rum, dieser Driss.