Dramatischer EinbruchKölner Museen leiden unter massivem Rückgang der Besucherzahlen
Köln – Die Corona-Pandemie hat für einen massiven Einbruch der Besucherzahlen in den städtischen Museen geführt. Im Vergleich zu den durchschnittlich 931.953 Besuchern pro Jahr im Jahrzehnt davor sind in den vergangenen beiden Jahren 63,2 und 70,4 Prozent weniger Gäste in die neun Häuser gekommen. 2020 waren es 343.282 Besucher und voriges Jahr sogar nur 275.845 Besucher, das teilte die Stadt mit (siehe Grafik).
Zwischenzeitlich waren die Museen komplett geschlossen oder Gäste mussten sich im Internet für ein Zeitfenster anmelden. Die Zahlen kommen also nicht überraschend, dokumentieren aber, wie gebeutelt die Museen sind – und nun kommen noch steigende Energiekosten, die Inflation, höhere Spritpreise. Haben die Menschen noch Geld, um ins Museum zu gehen?, fragen sich die städtischen Kulturverantwortlichen.
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Für 2022 gibt es laut Stadtverwaltung offiziell noch keine Tendenz zu beobachten, dem Vernehmen nach sind es aber weiter in einigen Häusern nur rund 50 bis 60 Prozent der Besucherzahlen wie vor der Pandemie.
Kulturdezernent Stefan Charles sagte: „Es wird nun unsere Aufgabe sein, das Publikum für die Museen zurückzugewinnen und neue Besuchergruppen auch über erweiterte digitale Angebote anzusprechen.“ Ohnehin sind die Besucherzahlen ein Stück weit immer auch von den großen Sonderausstellungen und ihrer Zugkraft abhängig.
Nur noch halb so viele Ticketeinnahmen
Es geht dabei auch um Geld, im Schnitt hat die Stadt Köln in den Jahren vor der Pandemie jährlich rund vier Millionen Euro eingenommen. Diese Summe hat sich halbiert: 2020 waren es zwei Millionen Euro, im Jahr darauf 1,9 Millionen Euro.
Zusätzlich zur Corona-Pandemie wirken sich die teils desolaten baulichen Situationen der Museen auf die Besucherzahlen aus. Ein Beispiel ist das Römisch-Germanische Museum (RGM) am Roncalliplatz, das noch 2018 mit rund 193.000 Besuchern hinter dem Museum Ludwig (313.450) das Museum mit den zweitmeisten Gästen war.
RGM: Keine 10.000 Besucher im ganzen Jahr 2021
Doch dann machte das RGM zu, die längst überfällige Sanierung stand ja an. Also zog das Museum in das viel kleinere Belgische Haus, dorthin kamen im gesamten vergangenen Jahr aber nur 9942 Besucher.
Die neun städtischen Museen sind: Wallraf-Richartz-Museum, Museum Ludwig, Römisch-Germanisches Museum, Kölnisches Stadtmuseum, Museum für Angewandte Kunst, Rautenstrauch-Joest-Museum, Museum für Ostasiatische Kunst, Museum Schnütgen und Prätorium (Archäologische Zone).
Die meisten Besucher aller Häuser in einem Jahr hatte das Museum Ludwig im Jahr 2012, damals kamen 343.953 Gäste. Klammert man das geschlossene Prätorium mit zwei Mal null Besucher zuletzt aus, hatte das Statdmuseum 2021 mit 2207 Gästen die wenigsten Besucher in einem Jahr.
Ähnlich ist es beim Stadtmuseum: In einem sehr guten Jahr kamen rund 85.000 Besucher ins Zeughaus, zuletzt waren es nur noch rund 2200. Das Museum zieht nun interimsweise in das frühere Modehaus Sauer, doch der Umbau hat sich vielfach verzögert. Nun soll das Haus im Sommer/Herbst 2023 eröffnen.