„Köln hat geschlafen”Warum die Stadt beim Ausbau von Ladesäulen hinterherhinkt
Köln – Das Aus für den Verbrenner ist für 2035 beschlossen, die Bundesregierung fördert den Kauf von E-Autos mit satten Prämien, doch mit dem Ausbau der Infrastruktur für elektrisch betriebene Autos hapert es weiterhin. Im Städtevergleich schneidet Köln besonders schlecht ab und bleibt hinter den eigenen Erwartungen zurück. Hamburg, Berlin und München haben bislang vier- bis fünfmal so viele Ladesäulen wie in Köln aufgebaut. Doch woran liegt das?
Autofahrer finden derzeit etwa 430 Ladesäulen im Stadtgebiet vor, teilt die Rhein-Energie mit. Gezählt wurden öffentliche und halb-öffentliche Angebote. Bei letzteren handelt es sich um Ladesäulen, die zum Beispiel von Supermärkten errichtet wurden, die aber von allen Autofahrern genutzt werden können. Insgesamt gibt es damit gerade einmal 30 Ladesäulen mehr als noch Mitte 2021, so die Rhein-Energie.
Stadt erreicht eigene Ziele nicht
Mit dem Bau der Ladestationen hat die Stadt die Stadtwerke Köln GmbH (SWK) beauftragt, die auch das Standortkonzept entwickelt hat. Die SWK-Tochter Rhein-Energie verantwortet den Betrieb der Ladestationen. 2016 hatte der Rat beschlossen, dass bis Mitte 2020 im Rahmen des Programms „Ladeinfrastruktur im öffentlichen Straßenraum“ (LIS I) eine flächendeckende Infrastruktur mit 200 Ladesäulen und 400 Ladepunkten entstehen sollte. Tatsächlich realisiert wurden bislang aber nur 169 Ladesäulen, 2021 waren es 122. Eine Säule verfügt üblicherweise über zwei Ladepunkte.
Insgesamt hinkt Köln Städten wie Hamburg oder Berlin hinterher. Laut Bundesnetzagentur gab es zum Stand Juni 2022 in der Hansestadt 1683 Ladesäulen und in der Hauptstadt sogar 1912. Sogar das im Vergleich zu Köln nur halb so große Bremen kommt mit 429 Ladesäulen auf einen ähnlichen Wert wie Köln. Insgesamt waren der Agentur zufolge bundesweit bis Juni 52.605 Normalladepunkte und 9395 Schnellladepunkte gemeldet worden. Immerhin: Laut Statistischem Bundesamt hat sich die Anzahl seit 2017 fast verzehnfacht.
Kritik vom ADAC
Das Urteil von Verkehrsexperte Roman Suthold vom ADAC fällt deutlich aus: „Wir sind auf jeden Fall zurück. Köln hat lange Zeit geschlafen. Andere Städte haben früher erkannt, dass die E-Mobilität ein großes Thema wird.“ Entscheidend sei allerdings, wie viele Schnell-Ladesäulen es in einer Stadt gibt. „Eine Ladesäule nützt wenig, wenn man sein Auto sechs Stunden lang aufladen muss.“ Schnell-Ladesäulen schafften den gleichen Ladevorgang in einer halben Stunde. Davon betreibt die Rhein-Engergie gerade einmal 28. Hinzu kommen einige, die private Anbieter der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
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Nach wie vor bestünden zahlreiche Probleme, die den zügigen Ausbau in Köln stoppten, so die Rhein-Energie. So sei es derzeit schwierig, Unternehmen für Tiefbau- und Elektroarbeiten zu finden. Zudem gebe es Lieferengpässe bei Ladesäulen, Zähleranschlusssäulen und Fundamenten, man müsse bis zu drei Monate warten. Bei Schnell-Ladesäulen betrage die Wartezeit sogar bis zu vier Monate. Außerdem seien die Kosten für externes Personal, Kraftstoffe und Material gestiegen.
Zahlreiche Probleme
Weitere Standorte aus dem vom Rat beschlossenen Standortkonzept seien schlicht nicht umsetzbar gewesen. „Grund war der große zeitliche Abstand zwischen Beschluss des Standortkonzeptes und der tatsächlichen Umsetzung nach mehr als zwei Jahren“, sagt ein Rhein-Energie-Sprecher. „Zahlreiche Standorte konnten nicht mehr, wie 2018 bei der Konzepterstellung geplant, genehmigt werden.“ So seien mancherorts Straßen umgewidmet worden, etwa in Fahrradstraße oder Außengastronomie, oder die Flächen seien für andere Bauvorhaben vorgesehen gewesen. „Alle Standorte, die sich als nicht geeignet erwiesen hatten, mussten umgeplant und neu beantragt werden.“
Die Rhein-Energie glaubt aber, dass der Ausbau künftig an Fahrt aufnehmen wird. Das Programm LIS I soll im vierten Quartal 2022 erfolgreich abgeschlossen werden. Geplant sei zudem, die zweite Ausbaustufe von LIS mit 500 zusätzlichen Ladestationen und etwa 1000 Ladepunkten nahtlos an die erste Ausbaustufe anzuschließen. Die Vertragsverhandlungen zwischen der Stadt Köln und der Stadtwerke GmbH sollen im August beginnen.