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E-Scooter im TestWie sicher kann man sich auf den Kölner Straßen fühlen?

Lesezeit 4 Minuten
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  1. Die einen halten sie für eine Gefahr für Leib und Leben, die anderen für eine spaßige und praktische Neuerung: E-Scooter sind nun auch in Köln angekommen.
  2. Bisher stehen die Geräte von drei Anbietern zur Verfügung: Lime, Circ und Tier.
  3. Doch wie funktionieren sie, wie bezahlt man, wie sicher sind sie und wie fährt und parkt man sie? Wir haben es getestet.

Seit ein paar Wochen sind E-Scooter auf Kölns Straßen offiziell zugelassen. Seit gut einer Woche sind die Leihfirmen auf dem Markt – an immer mehr Straßenecken und Plätzen sind die elektrischen Flitzer zu sehen. Im Vorfeld gab es große Befürworter, die einen Baustein neuer Mobilität nach Köln kommen sahen, aber auch etliche Gegner. Zu gefährlich seien die Scooter und zu zahlreich die negativen Erfahrungen aus anderen europäischen Städten. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat den Test gewagt. Wie sicher fühlt man sich auf den E-Scootern? Wie funktioniert die Anmeldung, und wie reagieren die anderen Verkehrsteilnehmer?

Anmeldung

Die Ausleihe per App ist in wenigen Schritten erledigt.

Bei allen drei Anbietern, die in Köln E-Scooter verleihen, läuft der Anmeldeprozess nahezu identisch. Im App-Store wird die jeweilige Anwendung der Firma Tier, Circ oder Lime heruntergeladen. Nach der Eingabe von ein paar Daten (Handynummer, E-Mail-Adresse, Zahlungsdaten) kann es losgehen. Die App zeigt die zur Verfügung stehenden Scooter, die ausgewählt werden können. Infos zum jeweiligen Akku-Status und der Reichweite gibt es auch.

Bezahlung

Der Mietpreis bei den Anbietern ist identisch – 15 Cent pro Minute Fahrtzeit sowie ein Euro pauschal beim Entsperren des Scooters. Nachdem anfänglich nur per Kreditkarte bezahlt werden konnte, bietet Lime mittlerweile auch die Bezahlung über den Dienstleister Paypal an. Tier Mobility will das in Kürze ermöglichen, Circ prüft die Option. Nachdem Zahlungsmethode und -daten in der App hinterlegt sind, läuft die Zahlung automatisch beim Ausleihen eines Geräts. Ein Geschäft als Anlaufstelle oder die Zahlung im Voraus bieten die drei Firmen nicht an.

Bedienung

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Der QR-Code am Lenker wird in der App gescannt.

Jeder Roller hat am Lenker einen QR-Code, der in der App gescannt wird, um das Gefährt zu mieten. Das Display leuchtet auf, dort sind Akkustand und während der Fahrt die Geschwindigkeit abzulesen. Und dann kann es losgehen: Ein Bein auf den Scooter, mit dem anderen abstoßen. Sobald die geringe Grundgeschwindigkeit erreicht ist, kann Gas gegeben wird – mit dem rechten Daumen wird ein Hebel gedrückt. Die Bremsen ähneln denen beim Fahrrad und funktionieren einwandfrei. Insgesamt funktioniert die Bedienung des E-Scooters sehr intuitiv.

Sicherheitsgefühl

An vielen Ecken in der Innenstadt sind die Roller zu sehen.

Im Verkehr auf den engen Kölner Straßen kann man durchaus Zweifel an der Sicherheit haben. Auf vollen Straßen oder in Menschenmengen – wenn man doch mal in von Fußgängern dominierten Bereichen wie dem Rheinufer unterwegs ist – fühlt man sich schnell fehl am Platz. Hier ist der E-Scooter nicht die erste Wahl. Auf dem Radweg sind die Scooter – bedingt durch die Geschwindigkeit und die Trennung zum Autoverkehr – gut aufgehoben. Man muss sich auf dem Roller trotzdem immer wieder vor Augen halten, dass andere Verkehrsteilnehmer einen nicht hören. Die Anbieter empfehlen zudem, Helme zu tragen – in der Praxis tut das kaum jemand.

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Fahrkomfort

Trotz der extrem kleinen Reifen ist das Fahrgefühl sehr angenehm. Die Fahrt ist ruhig, die Geräte lassen sich gut steuern und lenken. Die Scooter beschleunigen in wenigen Sekunden auf bis zu 20 Stundenkilometer, haben also richtig Zug und sind nahezu lautlos. Sobald der Untergrund etwas unebener wird, etwa bei Kopfsteinpflaster, Wurzeln und Bordsteinen, wünscht man sich allerdings aufs Fahrrad zurück. Die Anbieter unterscheiden sich minimal in der Ausstattung: Manche Scooter bieten eine Getränkehalterung und – besonders für Touristen mit Navigations-Software von Vorteil – einen Smartphone-Halter.

Parken

E-Scooter am Baum

Für die E-Scooter gelten Parkverbotszonen.

Die Scooter können grundsätzlich im öffentlichen Raum abgestellt werden. Das Nutzungsgebiet beschränkt sich bei Tier und Circ im wesentlichen auf den Innenstadtbereich, mit der Ausnahme, dass Circ-Roller auch in Ehrenfeld nutzbar sind. Lime hat den mit Abstand größten Nutzungsbereich, er erstreckt sich teilweise bis zum Militärring.

Bei allen drei Anbietern sind die Bereiche mit Parkverbot – beispielsweise rund um die Domplatte, den Bahnhofsvorplatz und in Grünanlagen – in der App rot unterlegt.

Andere Verkehrsteilnehmer

Erstmals auf dem E-Scooter unterwegs, könnte man meinen, man wird zum Blickfang – dem ist aber nicht so. Zwar schaut der eine oder andere interessiert, aber im Großen und Ganzen scheinen E-Scooter schon etwas mehr als eine Woche nach ihrer Einführung völlig normal zu sein im Kölner Straßenverkehr. Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger wirken bei ihrem Anblick weder verwundert noch überrascht – ein E-Scooter ist schon jetzt Teil der Mobilität.