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„Köln ist bereit“Artheater kauft Nachbargelände am Ehrenfeldgürtel – Gastro, Märkte und Konzerte geplant

Lesezeit 3 Minuten
Stefan Bohne und Bernd Rehse vom Kölner Club Artheater kennen sich seit 1998.

Stefan Bohne (l.) und Bernd Rehse betreiben seit 26 Jahren gemeinsam das Artheater in Köln-Ehrenfeld.

Die Betreiber des Artheater wollen mit dem Kauf die Schutzzone für die Clubs am Ehrenfeldgürtel erweitern. Das sind ihre Pläne.

Die Ehrenfelder Club- und Kulturszene ist künftig um eine Adresse reicher: Ehrenfeldgürtel 129. Wo jahrzehntelang ein Autohändler gebrauchte PKW an- und verkauft hat, soll demnächst ein Ort mit vielfältigem Kulturprogramm entstehen: vom Konzert bis zu Clubveranstaltungen, aber auch experimentelle Formate und Gastronomie. „Wir schaffen Freiräume und Experimentierfelder, die den kreativen Wahnsinn zelebrieren und neue Impulse setzen“, teilt das Artheater mit.

Mit der neuen Location werde die „Kulturraumschutzzone“ am Ehrenfeldgürtel erweitert. Zu dieser Zone gehören der Club Bahnhof Ehrenfeld, das Yuca sowie das Bumann & Sohn. Hintergrund der Schutzzone ist ein Beschluss der Kölner Politik, die dortigen Clubs in ihrem Bestand vor großen Bauprojekten zu sichern. Die Betreiber hatten ein Aus ihrer Stätten befürchtet, als bekannt geworden war, dass ein Investor auf dem Gelände des alten Postgebäudes am Ehrenfeldgürtel 125 Mikro-Appartements bauen wollte. Diese Idee ist mittlerweile vom Tisch, nach aktuellem Stand ist eine Mischnutzung aus Hotel und Handel geplant. Das sei besser mit den angrenzenden Clubs vereinbar als Wohnungen, hieß es.

Vorfreude bei Artheater-Betreibern trotz verändertem Ausgehverhalten

Auch wenn die jungen Menschen heute ein verändertes Ausgehverhalten zeigen, die Clubs einen Rückgang der Gäste feststellen, sind die Betreiber „überzeugt, dass Köln bereit für ein neues Kapitel spannender Clubkultur ist“.

Zusammen mit Interessenten und Akteuren der freien Szene will das Artheater die Räume bespielen, der Eintritt soll bewusst erschwinglich sein. Nachwuchsbands und -künstler, die sonst keine Plattform finden, sollen hier auftreten dürfen. Erste Gespräche mit Akteuren über mögliche Angebote und Formate liefen bereits.

Eingang zum Keller eines kleines Hauses auf einem Gelände am Ehrenfeldgürtel 129

Auf dem Gelände befindet sich ein kleines Haus, der Keller kann als Veranstaltungsraum genutzt werden künftig. Es sind allerdings noch Umbauarbeiten nötig.

Artheater in Ehrenfeld: Gelände soll auch zum Teil frei zugänglich sein

Die Betreiber überlegen auch, dass ein Teil des Geländes während der Öffnungszeiten frei zugänglich für Besucherinnen und Besucher sein soll, im Sinne einer „bunten Oase“ mitten in der Stadt. „Community-Gardening-Projekte und andere partizipative Formate sind ebenfalls denkbar.“

Wie geht es nun konkret weiter? Die Anträge seien geschrieben. „Wir warten auf die Genehmigungen. Die ersten Bespielungen wünschen wir uns im ersten Halbjahr 2025. Im Sommer wollen wir die ersten Gastroabschnitte eröffnen“, sagt Artheater-Chef Stefan Bohne auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Für das Artheater sollen auf dem Gelände zusätzliche Toiletten und ein größerer Garderobenbereich entstehen. Es gibt ein kleines Haus, in dessen Keller ein Veranstaltungsraum für Konzerte geplant ist. „Wir wollen mit Containern bauen, die zum einen als Lärmschutz dienen, aber zum anderen auch im Inneren kulturelle Nischen sein können“, so Bohne.

Artheater: Will Ehrenfeld ein Kulturprojekt hinterlassen

„Wir wollen herausfinden, welche Lebensqualität in Ehrenfeld, in so einer Enge möglich ist. Alternative Kultur soll auf moderne urbane Vibes treffen“, so Bohne. Mit dem Gelände habe man schon lange geliebäugelt, sagt Bohne, der das Artheater seit 26 Jahren mit Bernd Rehse zusammen betreibt. Wieviel das Grundstück gekostet hat, möchte der 59-Jährige nicht verraten.

Bohne weiß nicht, wie lange er die Geschicke seiner Kulturstätte noch selbst leiten wird: Rehse und er bereiten der nachfolgenden Generation des Artheaters aber mit dem Kauf den Boden und wollen auch der Ehrenfelder Kultur ein dauerhaftes und sicheres Projekt hinterlassen, sagt Bohne.