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„Dorf im Veedel“Verein überzeugt Jury mit Konzept für inklusives Wohnprojekt in Köln-Ehrenfeld

Lesezeit 3 Minuten
Eine Visualisierung zeigt Menschen, die sich in einem mehrgeschossigen Gebäude aufhalten oder im Draußenbereich den Garten versorgen.

Der Verein Wohnwerk will in und um die Artilleriehalle herum Wohn- und Arbeitsraum für Menschen mit und ohne Behinderung schaffen.

Der Liegenschaftsausschuss hat entschieden: Der Verein Wohnwerk darf seine Pläne für die alte Artilleriehalle am Alpener Platz umsetzen.

Junge und alte Menschen mit und ohne Behinderung sollen künftig in der alten Artilleriehalle an der Alpener Straße 4 bis 6 wohnen und arbeiten. Insgesamt 120 Menschen sollen dort ein Zuhause in bezahlbaren Wohnungen finden. Die Pläne für das neue „Dorf im Veedel“ sind geschmiedet. Und die Ideenschmiede, aus der sie stammen, der Verein Wohnwerk, hat nun bei der Jury-Sitzung des Liegenschaftsausschusses den Zuschlag für sein Konzept bekommen und zwar einstimmig. „Das Konzept überzeugte mit dem Schwerpunkt Inklusion, inhaltlich wie auch unter stadtplanerischen Gesichtspunkten sowie hinsichtlich der geplanten gemeinwohlorientierten Nutzung“, schreibt eine Sprecherin der Stadt.

Abschließende Entscheidung trifft der Rat der Stadt Köln

Im nächsten Schritt wird der Liegenschaftsausschuss eine „Anhandgabe“ beschließen. Sie ermöglicht dem Verein, genauer zu planen und sein Konzept zu vervollständigen, beispielsweise Bodenuntersuchungen auf Altlasten durchzuführen, Kostenschätzungen vorzunehmen und die Unterlagen für die Baugenehmigung zusammenzutragen. Gleichzeitig wird die Stadt den Erbbaurechtsvertrag erarbeiten. Die abschließende Entscheidung über die Vergabe des Erbbaurechts wird der Stadtrat treffen.

Die Stadt hat bereits vor einigen Jahren beschlossen, dass sie ihre Grundstücke zukünftig nach dem besten Konzept für eine gemeinwohlorientierte Nutzung und nicht nach Höchstpreis vergeben möchte. Sie werden nicht verkauft. Stattdessen wird dem jeweiligen Nutzer ein Erbbaurecht an dem Grundstück übertragen. Im Rahmen des Konzeptvergabeverfahrens gibt es gewisse Vorgaben für eine Bewerbung. So sollen die Konzepte beispielsweise zu drei Vierteln eine wohnwirtschaftliche und zu einem Viertel eine gewerbliche und soziokulturelle Nutzung der jeweiligen Immobilien vorsehen.

Zwei Männer und eine Frau stehen auf niedrigen Betonpollern hintereinander. Im Hintergrund ist das Gebäude der Artilleriehalle zu sehen.

Sascha Lehmann, Ralf Extra und Tanja Nowak (v.l.) vom Verein Wohnwerk an der alten Artilleriehalle

Die Stadt hat mit dem Verfahren mittlerweile auch bereits einige Erfahrung gesammelt. So hat sie vor einiger Zeit dem Verein Machbarschaft im Rahmen eines Konzeptvergabeverfahren, den Zuschlag für seine Nutzungspläne für den denkmalgeschützten Petershof in Müngersdorf erteilt. Er möchte dort ebenfalls bezahlbaren Wohnraum für Jung und Alt, eine Kita und Räume für kulturelle Nutzungen und als Treffpunkt für Bürger und Initiativen schaffen.

Menschen mit und ohne Behinderung leben und arbeiten gemeinsam

Nun konnte der Verein Wohnwerk die Stadt mit einer ganz ähnlichen Idee für die alte Artilleriehalle überzeugen. Im Kern des Konzepts geht es um Teilhabe. Menschen mit Behinderung sollen künftig in der Alten Artilleriehalle in betreuten Clusterwohnungen leben, also Wohneinheiten, die Einzelzimmer, aber auch einen Gemeinschaftsraum aufweisen, und auch in den Gewerbebetrieben auf dem Gelände arbeiten können. Genauso sollen auch Menschen ohne Behinderungen in der alten Artilleriehalle leben und arbeiten.

Ein Viertel der entstehenden Wohneinheiten wird Studenten vorbehalten sein, ein weiteres als geförderter Wohnraum Menschen mit geringem Einkommen. In dem dritten Viertel werden frei finanzierte Wohnungen für Singles, Paare und Familien entstehen. Das letzte Viertel des entstehenden Raumes ist Gewerbeeinheiten vorbehalten. Sie werden im vorderen Bereich in der Straßennähe zuhause sein und die Artilleriehalle ins Viertel öffnen. Um einen „inklusiven Dorfplatz“ sollen sich eine Rösterei mit Café, ein Restaurant, eine Quartierswerkstatt, ein Spielplatz und ein inklusives Hostel, ansiedeln. Zusätzlich sollen Co-Working-Plätze mit einem Kinderbetreuungsangebot sowie Räume für Yoga und Reha-Sport und eine Pflegestation entstehen.

Noch existiert dieser lebendige Ort in den Plänen des Wohnwerks. Doch nun sieht es danach aus, dass der Traum Wirklichkeit wird: „Wir sind unheimlich dankbar, dass die Stadt uns als Verein diese Chance gibt“, sagt Vereinsmitglied Tanja Nowak. Die Stadtverwaltung möchte dem Verein die alte Artilleriehalle nun möglichst bald schon zur „Zwischennutzung“ zu überlassen. Und die 19 Vereinsmitglieder sammeln derzeit Ideen, wie diese Nutzung konkret aussehen könnte. Zur Umsetzung ihres Projekts steht jetzt als erstes die Gründung einer Genossenschaft an.