Die Journalistin und Schriftstellerin Marina Wudy aus Ehrenfeld hat ein Buch über Gefühle geschrieben. „Jana will nicht mehr fühlen“ ist jetzt im Selbstverlag erschienen.
„Jana will nicht mehr fühlen“Kölnerin veröffentlicht Debütroman, der an vielen Orten in Ehrenfeld spielt
Das Abhandenkommen von Lebensfreude spielt im Debut-Roman der Wahlkölnerin Wudy eine Hauptrolle. Nach dem Ende einer innigen Freundschaft und dem zerbrochenen Traum, Tänzerin zu werden, droht auch die Beziehung zum entfremdeten Partner zu scheitern. „Ich bin es leid, vernünftig zu sein“, bilanziert die Protagonistin gleich zu Beginn. Janas Gefühlswelt verdichtet sich zu einem Erdrutsch der Emotionen, der die Tage in Abgründe zieht.
Als sich kurz vor ihrem 30. Geburtstag ihr kindliches Ich meldet und ihrem erwachsenen Ich, die als Kellnerin mit Masterabschluss in Skandinavistik arbeitet, anbietet, sämtliche Empfindungen auszulöschen, ist diese versucht, auf das Angebot einzugehen. Vorher muss sie jedoch zehn essenzielle Gefühle, Schuld, Scham, Mitgefühl, Einsamkeit, Angst, Trauer, Wut, Freude, Neid, Neugier, bewusst erleben und sich dann entscheiden.
Handlung ist in den Cafés von Köln-Ehrenfeld angesiedelt
Mit einer Mischung aus biografischen und fiktionalen Inhalten schickt Wudy ihre Figuren entlang der Venloer Straße durch Ehrenfelder Cafés, lässt sie durch kleine Seitenstraßen mit stuckverzierten Altbauten und Boutiquen schweifen oder schenkt ihnen kurze Erholungspausen unter freiem Himmel im Grüngürtel, um zu weiteren Terminen ins Belgische Viertel aufzubrechen.
Ihre Charaktere gestaltet die ehemalige Gastronomie-Mitarbeiterin in Bezug auf Psyche, Aussehen und Handeln so realistisch, dass selbst ein Fabelwesen wie die stets kaugummi-kauende, feixende und immens neugierige „Mini-Jana“ den Leserinnen und Lesern als wahrhaftig erscheint. Dem ernsten Hintergrund zum Trotz sorgt die Unbeschwertheit des Kindes für amüsante und entschleunigende Momente im Erwachsenen-Alltag, der vor allem mit Entscheidungen gefüllt ist.
Wudys gutes Auge für Körpersprache und die detaillierte Schilderung von Nebenhandlungen verstärken das Kopfkino während der Lektüre, die eine unmittelbare Nähe zu den vielschichtigen Charakteren zulässt. Ihre Geschichte beschreibt die in Bayern geborene Schriftstellerin als einen Roman über die Macht von Gefühlen und damit verbundener Unsicherheiten. Ihre „langjährige Expertise im Nicht-fühlen-wollen“ und die Begeisterung für mentale Gesundheit haben die studierte Philologin demnach zu ihrem Buch inspiriert.
„Es gibt so viele Liebesromane. Freundschaft ist aber auch ein wichtiges Thema, das uns alle sehr bewegt“, sagt Wudy, die aktuell für ein Kulturmagazin tätig ist und auf dem Instagram-Kanal marinaspoetry Lyrik veröffentlicht. Nach intensiven Bemühungen um einen Verlag erschien Janas Geschichte im Selfpublish-Verfahren.
Das heißt, die Autorinnen und Autoren können das Werk und dessen Layout komplett selbst gestalten. „Ich war es irgendwann leid, Agenturen und großen Verlagen hinterherzulaufen. Es gab zwar Interesse aus dem Literaturbetrieb, aber das wäre mit zu vielen Eingriffen in meinen Roman verbunden gewesen. Das wollte ich nicht“, so Marina Wudy zu ihrem Entschluss, Jana, Mini-Jana und deren Erlebnisse in Eigenregie zu veröffentlichen.
„Jana will nicht mehr fühlen“, Marina Wudy, epubli 2023, ISBN 9783757556082, 304 Seiten, 14,90 Euro