AboAbonnieren

Schottischer Drink, StraßenhochzeitDas war neu beim Ehrenfelder Körnerstraßenfest

Lesezeit 3 Minuten
Besucherinnen und Besucher gehen die Körnerstraße beim Körnerstraßenfest in Köln-Ehrenfeld entlang.

Besucherinnen und Besucher beim Körnerstraßenfest Köln-Ehrenfeld.

Am Samstag, 6. Juli 2024 fand das Körnerstraßenfest in Köln-Ehrenfeld statt. Ein neues Angebot konnte die Besucher auf Anhieb überzeugen.

Körnerketten, Beef Mix Halal, Ringe aus Fahrradschläuchen: Auf dem Körnerstraßenfest gibt’s nichts, was es nicht gibt. Das ist weithin bekannt und zieht in jedem Jahr mächtig viele Besucher an. Etwas ganz Neues zu präsentieren, ist ganz schön schwierig, doch Anna Lederer hat sich angestrengt und bietet diesmal den angesagtesten schottischen Soft Drink an, und der heißt Irn Bru. „Seit Jahren versucht Coca-Cola, den schottischen Markt zu erobern, aber gegen Irn Bru haben sie keine Chance“, versichert Lederer.

Sie steht vor ihrem Haushaltsladen Utensil am Anfang der Straße und verkauft den Becher für 3 Euro an Passanten, die es im Gewühl zu ihrem Stand geschafft haben. Der Drink funkelt in einem gefährlich-dunklen Orange, schmeckt ein bisschen klebrig und man glaubt zu verstehen, weshalb die Schotten so selten Tore schießen. „Einige schottische Fußballfans waren vor dem Spiel gegen die Schweiz in der Körnerstraße, das war sehr nett“, erzählt Lederer. „Da habe ich im Internet ein bisschen recherchiert und 24 Liter Irn Bru bestellt. Die sind schon zur Hälfte weg.“

Neues Angebot „Körner Karaoke“ wird zum Erfolg

Ansonsten herrscht wie immer großes Remmidemmi an zahllosen Getränke- und Imbissständen, Klamotten, Kunstwerke und Trödel aller Art werden in vielen kleinen und größeren Hinterhöfen und entlang der engen Straße bis hinauf zum Hochbunker angeboten.

DJs und Bands sorgen mit Beats und Bossa Nova für Stimmung, kurz vor der Kreuzung mit der Stammstraße löst ein Paar mit seiner Version von „Take Me Home, Country Roads“ echte Begeisterung aus. Dort findet erstmals das „Körner Karaoke“ statt, wer möchte, kann einen Zettel mit dem gewünschten Lied abgeben, wird irgendwann aufgerufen und kriegt ein Mikro. Den jeweiligen Text kann man von einem Monitor ablesen.

Körnerstraßenfest: Wer nicht singen möchte, kann „Straßenhochzeit“ feiern

Eine große Traube hat sich gebildet, alles lacht und grölt mit. Zwei junge Frauen heizen gerade mit „Tequila“ ein: wilde Verrenkungen, überschaubarer Text, es wird laut. Auch Julika Leiendecker, die das Karaoke zusammen mit ihrem Gatten aufgezogen hat, lächelt zufrieden: „Wir sind im vergangenen Jahr eingezogen und zum ersten Mal dabei. Dass das so ein Erfolg wird, hätten wir nie gedacht.“

Etwas weiter erklingt deutlich gesetzter der Hochzeitsmarsch von Mendelssohn-Bartholdy: Für zwei Euro, mit Banane drei, kann man hier seine „Straßenhochzeit“ feiern. Ganz ohne Seelsorger, dafür mit Mathias Weber, der den glücklichen Paaren grellbunte Plastikringe und – blumensträuße überreicht.

Simon und Gideon geben sich gerade das Ja-Wort, sie wählen die Version mit Banane. „Ist eine Aufwandsentschädigung, der Erlös wird sofort in Getränke reinvestiert“, verspricht Weber beim Kassieren. Denn das Körnerstraßenfest ist immer noch strikt nicht-kommerziell, Ehrensache. „Ob die Hochzeit nur für die Dauer des Fests hält oder für immer, ist mir eigentlich egal“, sagt Weber noch.