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Kunstaktion in KölnEhrenfelderGalerie wird zur Armenküche

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Zwei Männer mit weißen Schürzen stehen hinter einem Tisch. Einer von ihnen rührt mit einer Suppenkelle in einem großen Kochtopf.

Dennis Josef Meseg (r.) und Helfer Nathan laden bedürftige Menschen zu warmen Mahlzeiten ein.

Dennis Josef Meseg verteilt in der Galerie Stammhirn Suppe an bedürftige Menschen. Bekannt wurde der Wesselinger mit seinen Kunstaktionen im öffentlichen Raum.

„Kunst, Reiche, Champagner raus. Suppe und Bedürftige rein!“, ruft Dennis Josef Meseg zu einem Besuch in der Galerie Stammhirn auf. Der Wesselinger Aktionskünstler hat den Kunstraum derzeit in einen Begegnungsort mit warmen Speisen umfunktioniert. Dafür mietete der 45-Jährige die Räumlichkeiten an und serviert montags bis samstags wechselnde Suppengerichte, die auf einem regionalen Biohof zubereitet werden. Die Finanzierung des Projektes für sozial benachteiligte Menschen erfolgt aus eigenen Mitteln. „Ich war als junger Mann für einige Zeit wohnungslos und habe im Winter in einem Zelt übernachtet. Nicht selten bin ich abends mit einem leeren Magen schlafen gegangen. Das hat mich geprägt“, berichtet Meseg.

Unterstützt wird der Bildhauer, Maler und Mediengestalter von zwei Mitarbeitern, die bei der Ausgabe und dem Verteilen von Flyern helfen. Bis zu zwanzig Gäste täglich versorgt das Team mit Gratis-Mahlzeiten, Früchten und Wasser. „Die Besucherzahlen variieren. Manchmal kommt auch niemand. Dann bringen wir die Speisen eben in Bechern zu den Menschen, beispielsweise auf die Venloer Straße.“ Die Suppen-Aktion stellt bereits die zweite Auflage nach der Premiere vor zwei Jahren in Bonn dar.

90 Liter Suppe wurden in Köln-Ehrenfeld in zwei Wochen verteilt

Waren es in der ehemaligen Bundeshauptstadt vor allem obdachlose oder drogenabhängige Menschen beobachtet Dennis Meseg in Ehrenfeld eine neue Entwicklung: „Ich bin sehr überrascht, denn hier in Köln kommen vermehrt auch Kinder in die Armenküche, denen man die Bedürftigkeit nicht so direkt ansieht. Es ist eine größere Gruppe von Mädchen dabei. Gleiches gilt für eine Clique von Jungs im Alter von zwölf bis 13 Jahren.“ Grundsätzlich sei jeder, unabhängig vom Einkommensstatus, willkommen. Rund 90 Liter an Rheinischer Linsen- oder Kartoffel-Majoran-Suppe habe man in den ersten 14 Tagen ausgegeben.

„Die Leute dürfen natürlich so viel essen, wie sie wollen beziehungsweise so lange die Vorräte reichen. Bisher sind aber immer alle zufrieden nach Hause gegangen“, so der Künstler. Die Nachbarschaft reagiere überwiegend positiv auf die ungewöhnliche Aktion. Einige Geschäfte legen beispielsweise das Flugblatt mit allen Informationen aus. Die Solidarität zeigt sich vor Ort zudem in der spontanen Entstehung einer Kleiderkammer. „Ich möchte einfach teilen. Wenn man Glück im Leben hat, kann man auch etwas davon abgeben. Das ist mein Antrieb“, sagt Dennis Josef Meseg. In seiner kommenden provokant titulierten Ausstellung „Eure Armut kotzt mich an“, die vom 1. bis 30. April in der Galerie Schwingeler Hof in Wesseling zu sehen sein wird, erfolgt eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Thematik.


„Armenküche“, Galerie Stammhirn, Stammstraße 44, 50823 Köln, bis 10. März, montags bis samstags von 17 bis 20 Uhr (an Karneval geschlossen), „www.dennis-josef-meseg.de