Versiegelte Flächen und ZäuneNaturschutzbeauftragter bemängelt bauliche Eingriffe in Ehrenfeld

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Heftige Formen von Versiegelung sind schon in unmittelbarer Nachbarschaft des Naturschutzgebiets „Baadenberger Senke, Stöckheimer See und Große Laache" zu beobachten, das zum Teil auf Ehrenfelder Gebiet liegt. Foto: Hermans

Heftige Formen von Versiegelung sind schon in unmittelbarer Nachbarschaft des Naturschutzgebiets Baadenberger Senke, Stöckheimer See und Große Laache zu beobachten, das zum Teil auf Ehrenfelder Gebiet liegt.

Winfried Kölsch, Ehrenfelder Naturschutzbeauftragter, äußert Besorgnis über wachsende Baueingriffe, die Natur und Landschaft schädigen.

Parkplätze und andere „unnütz versiegelte Flächen“, Zäune, Schuppen, Reklameschilder und vieles mehr: Winfried Kölsch, Naturschutzbeauftragter im Bezirk Ehrenfeld, ist beunruhigt. In seinem Jahresbericht für 2023 zählt er Eingriffe auf, „die zu einem nicht unerheblichen Maße zur Zerstörung von Natur und Landschaftsschutz beitragen.“ Diese „baulichen Verstöße“ stellen nach Kölschs Meinung ein wesentlich größeres Problem dar als etwa frei laufende Hunde oder mutwillige Zerstörungen.

Die Beobachtung einer „Vielzahl von baulichen Eingriffen innerhalb der Schutzgebiete“ sei korrekt, bestätigt die Untere Naturschutzbehörde der Stadt ausdrücklich in einer Stellungnahme zum Jahresbericht. Allerdings: „Dies liegt primär am grundsätzlichen Charakter Kölns als einer wachsenden Großstadt und dem dementsprechend vorhandenen Bestreben, in den baulichen Außenbereich vorzudringen.“

Vorschlag Flächen wieder zu entsiegeln

Kölschs Vorschlag, Parkplätze und andere versiegelte Flächen wieder zu entsiegeln, dürften jedoch kaum durchführbar sein, so die Verwaltung. Denn in den meisten Fällen lägen „Baugenehmigungen vor, die zum Teil vor etlichen Jahren erteilt wurden.“ Auch Zäune könnten nicht einfach entfernt werden, denn sie grenzten oft Privatgrundstücke ab, zu einer „naturverträglicheren Variante“ wie einer Hecke könne man die Eigentümer nicht zwingen.

Seit 1978 ist die Naturschutzwacht in Köln unterwegs, die ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten informieren die Verwaltung seither alljährlich über nachteilige Veränderungen in der Landschaft der jeweiligen Bezirke.

Winfried Kölsch setzt sich dafür einmal pro Woche aufs Rad und fährt zu den verbliebenen naturnahen Orten Ehrenfelds. Fast immer durch den Rochuspark etwa, regelmäßig auch zum Wassermannsee. Weniger oft dagegen kontrolliert er den Westfriedhof, da dort „wenig zu beanstanden“ sei, oder die Seen im Norden seines Beritts. Die sind schließlich eingezäunt.

Zunehmende Vermüllung im Nüssenberger Busch

Bei Bedarf nimmt Kölsch Kontakt zum BUND auf, zum Amt für öffentliche Ordnung und natürlich zur Unteren Naturschutzbehörde. Er spricht auch Bürger direkt an, wenn er Verstöße gegen Landschafts- oder Naturschutz beobachtet.

So hat er im vergangenen Jahr eine zunehmende Vermüllung im Nüssenberger Busch, auf dem Takufeld und entlang der Butzweiler Straße registriert. In diesen Bereichen, schreibt die Untere Naturschutzbehörde, bestehe „ein grundsätzlich hoher Besucherdruck“ durch Spaziergänger, Hundehalter und Autofahrer. Mülleimer seien zwar vorhanden, würden aber nicht immer genutzt.

Hinweisschilder oft beschädigt

Sobald Informationen über eine Verschmutzung bei der Naturschutzbehörde eingingen, werde zeitnah Kontakt mit der AWB oder dem Verein Krake aufgenommen, die für die Beseitigung des Drecks sorgten: „Dies hat in der Vergangenheit stets zufriedenstellend funktioniert“.

Ein grundsätzliches Problem seien allerdings die Hinweisschilder in den Schutzgebieten, die, wie Kölsch zu Recht bemängele, häufig beschädigt seien. Mittlerweile gebe es dafür aber eine feste Ansprechpartnerin bei der Unteren Naturschutzbehörde, „in der Regel“ würden schadhafte Schilder nun rasch ausgetauscht.

Nicht nachkommen könne die Verwaltung aber dem Wunsch Winfried Kölschs nach einem Flyer, in dem die wichtigsten Verbote in Natur- oder Landschaftsschutzgebieten aufgeführt sind. Das Anliegen klinge zwar plausibel, „aufgrund der Komplexität der Materie wäre eine Umsetzung jedoch schwer realisierbar“ – schon wegen der vielen Schutzgebietskategorien mit ihren unterschiedlichen Verboten und den zahlreichen Ausnahmen.

„Aus Sicht der Unteren Naturschutzbehörde wäre eine wie von Herrn Kölsch gewünschte Vereinfachung des Sachverhaltes somit nicht zielführend und könnte sogar wohl eher zu Missverständnissen und Konflikten führen“, teilt die Verwaltung mit.


Natur- und Landschaftsschutz

Wer im Bezirk Ehrenfeld Beobachtungen macht, die den Natur- oder Landschaftsschutz betreffen, kann dies unter der städtischen Telefonnummer 0221/221-24160 melden. Weitere Servicenummern der Unteren Naturschutzbehörde sind auf der Homepage der Stadt zu finden. (hwh)

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