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Internationales Ensemble in EhrenfeldIm Urania-Theater ist der Broadway zu Gast

Lesezeit 4 Minuten
Szene aus der neuen Produktion im Urania-Theater

Schauspieler Thomas Ziesch als Obdachloser mit Opernsängerin Lea-Johanna Montazem und Theaterchefin Bettina Montazem.

„Muscial meets Varieté“ heißt die neue Produktion des Urania-Theaters. Den Zuschauer erwartet eine spektakuläre Mischung.

An Küchenmaschinen knüpft man gerne die Erwartung, dass sie möglichst alles können sollen. In der Arbeitswelt wünscht man sich Multi-Tasking-Fähigkeiten, während man im kulturellen Bereich noch überwiegend Genres voneinander trennt und nicht selbstverständlich spartenübergreifend denkt. Die Deutschen mögen Schubladen.

Eine Aufspaltung nach Kategorien hat Bettina Montazem indes noch nie gefallen, deswegen hat sie für ihre neue Produktion im Urania Theater vieles von dem, was man sonst fein separiert, zusammengeführt und dabei ein Ensemble auf die Beine gestellt, das von sämtlichen Musen geküsst zu sein scheint. Wie das genau aussieht, wenn man Opernsänger und Jongleure, Luftakrobatinnen und Popsänger, Schlangenmenschen und Seifenblasenkünstler zusammenwirken lässt, kann man ab dem 14. März auf der Ehrenfelder Bühne sehen, wenn es heißt: „Broadway – Musical meets Varieté“.

Internationale Produktion in Ehrenfeld

Bettina Montazem ist seit 2018 Inhaberin des Urania-Theaters und hat es sich seitdem zur Aufgabe gemacht, der Großstadt Köln das zu schenken, was dieser im Gegensatz zu den meisten anderen Großstädten fehlt(e): ein Varieté-Theater.

Anders als im klassischen Varieté besteht die neue Broadway-Produktion nicht aus einzelnen, in sich abgeschlossenen Nummern, sondern aus einer durchlaufenden Handlung, die ausschließlich singend, tanzend und mit anderen Elementen erzählt wird – nur eben nicht mit Sprache.

Montazem ist Musiktheater-Regisseurin. Sie hatte schon immer ein Faible für Musiktheater und Zirkus und wenig Lust, sich oder ihre Vorstellungen durch Trennwände zwischen den Genres ausbremsen zu lassen. Stolz ist die 56-Jährige auch darauf, dass ihre 13-köpfige Truppe aus zehn verschiedenen Ländern kommt. Es ist also auch eine internationale Produktion.

Artistin Kasia Florczu bei ihrer Trapeznummer mit Schlittschuhen.

Artistin Kasia Florczu bei ihrer Trapeznummer mit Schlittschuhen.

Thomas Ziesch ist der bühnenerfahrenste im Broadway-Team und derjenige, der beim Erzählen der Handlung ohne Worte auskommt. Der aus der Nähe von Dresden stammende Schauspieler hat bis heute in nicht weniger als 120 Theater- und mehr als 40 Filmrollen mitgewirkt – unter anderem im „Tatort“.

Da er außerdem den Schwertkampf und die Kunst des Reitens beherrscht, wird er gerne in Ritterrollen eingesetzt oder als Trainer hinter den Kulissen. Nun verkörpert er einen Obdachlosen, der anfangs hustend und vor Kälte bibbernd über die Bühne schlurft und allmählich durch Musik zu dem zurückkommt, was ihm schon lange abhanden gekommen ist: zur Hoffnung und zum Träumen und damit genau zu dem, wofür das berühmte Theaterviertel in Manhattan schon immer gestanden hat.

Dass der Obdachlose mit zaghaften Schritten ins Leben zurückkehren kann, dafür sorgen die übrigen zwölf Ensemble-Mitglieder – Künstler mit ganz unterschiedlichen Talenten.

Lea-Johanna Montazem hat nicht nur zusammen mit ihrer Mutter Bettina und Schwester Rosa-Halina die Leitung des Theaters inne, sondern gerade an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz ihre Ausbildung als Opernsängerin (mit Note 1,0) abgeschlossen. Sie glänzt nun in Broadway als lyrischer Sopran.

Schlittschuh-Trapeznummer in schwindelnder Höhe

Kasia Florczu, eine 33-jährige Akrobatin mit polnisch-australischen Wurzeln, zeigt eine atemberaubende Schlittschuh-Trapeznummer, die man in der Kombination noch nie gesehen haben dürfte. Sie bewegt sich wirbelnd zwischen einem Kunsteis-Rondell mit drei Metern Durchmesser und schwindelnder Höhe. Den 22-jährigen Felix Tudorache, einen ehemaligen Absolventen der Kölner Domsingschule, sieht Theater-Chefin Montazem als „herausragendes junges Tenortalent“. Dem jungen Sänger mit rumänischen Wurzeln, da ist sie sicher, werde eine große Bühnenkarriere bevorstehen.

Oleksii Shcherbliuk war in seiner ukrainischen Heimat Meister im Standardtanz. Im Urania-Theater brilliert er in einer speziellen Form der Magie, dem Quickchange. Hierbei komme es es weniger auf die Kunst des Ablenkens an, erklärt er, sondern darauf, dass man sehr, sehr schnell sei. Den 36-jährigen Kevin Asiedu hat Montazen in einem Gospelchor entdeckt und war völlig begeistert von seiner Stimme. Nun ist sie dabei, den Mann, der Soziale Arbeit studierte, bevor er sich ganz der Musik zuwandte, als Popsänger aufzubauen.

Das zwei Stunden dauernde Stück „Broadway“ wird bis Ende Apri an jeweils vier Wochentagen auf der Bühne des Ehrenfelder Urania-Theaters (Platenstraße 32) zu sehen sein. Donnerstags, freitags und samstags jeweils um 20 Uhr, sonntags um 16 Uhr. Karten (33 Euro) gibt es über Köln-Ticket oder die Website des Theaters.

www.uraniatheater.de