Der Gastronom von Bunte Burger spricht über Personalprobleme und eine gewachsene Konkurrenz.
„Schmerzensgeld nicht hoch genug“Bunter-Burger-Chef über die Schließung des Ehrenfelder Lokals
Gastronom Mario Binder redet nicht um die Probleme und die Arbeitslast in seinem Betrieb herum. Zu verbergen hat er nichts, die wirtschaftliche Situation von „Bunte Burger“ sei nicht mehr rosig. „Man kann ein bis drei Durstjahre überstehen, aber das hält man nicht ewig durch“, sagt der 45-Jährige dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Vergangene Woche hat der Inhaber von „Bunte Burger“ an der Hospeltstraße in Ehrenfeld die Schließung des Lokals sowie die Aufgabe des Catering-Services zum 22. Dezember verkündet.
Die Gründe, die er auf Instagram nannte, sind vielfältig: die Nachwehen der Pandemie, die Inflation, die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent. Doch zwei Faktoren seien besonders ausschlaggebend gewesen. Zum einen die allseits beklagte Personalnot. „Die Personalprobleme sowohl in der Quantität als auch in der Qualität: Sie sind im Service einigermaßen zu stemmen, in der Küche ist es aber teilweise grausam geworden.“
Bunte Burger: Zweiter Inhaber nicht mehr im Management tätig
Im Frühjahr hätten bestimmte Personalabgänge besonders wehgetan; auch die Fluktuation unter den Mitarbeitern sei deutlich höher, die Leute identifizierten sich weniger mit ihrer Tätigkeit, er stellt einen Mentalitätswechsel fest. Früher habe man einfach auf die letzten zwei, drei Initiativbewerbungen zurückgegriffen, eine gute sei immer dabei gewesen. Doch das ist Geschichte. „Einmal haben wir eine Stellenanzeige geschaltet, da hat sich in vier Monaten nicht einer beworben.“
Ein weiterer triftiger Grund sei, dass die Geschäftsführung mittlerweile nur noch bei ihm angesiedelt war. Sein Geschäftspartner Uli Glemnitz habe sich vor etwa einem Jahr aus dem Management komplett zurückgezogen und sei lediglich Teilhaber. Binder könne die Last allein nicht mehr stemmen.
„Ich habe eine 60- bis 70-Stunden-Woche und bin Familienvater, ich habe drei Kinder. Das ist irgendwann eine Zumutung. Könnte man sich wenigstens die Taschen vollstecken, aber das Schmerzensgeld ist nicht hoch genug“, sagt Binder: Bunte Burger habe vom Umsatz her nicht mehr an das Vor-Corona-Niveau anknüpfen können. Auch hier gibt es verschiedene Erklärungen. Zum Einen sei das Angebot an veganen Lokalen gewachsen. Auch der Burger-Trend habe möglicherweise seinen Höhepunkt hinter sich gelassen, so Binder. Wobei Bunte Burger in der Hinsicht mit einer breiteren Auswahl an Salaten, Bowls und Tellergerichten gegengesteuert hat.
Bunte Burger in Köln sieht mehr Konkurrenz im veganen Bereich
Und dennoch. „Vor neun Jahren gab es drei, vier Mitbewerber in Köln: das „Trash Chic“ in Kalk oder „Signor Verde“ am Südbahnhof. Mittlerweile findet man auch auf den Ringen vegane Angebote. Da kommen zum Beispiel schon keine Leute mehr von den Messen wie Fibo oder Gamescom bis nach Ehrenfeld“, so Binder. Doch ein Bereich des Unternehmens bleibt erhalten und soll auch weiter ausgebaut werden: der Vertrieb der Bunte-Burger-Produkte wie die veganen Burgerpattys auf Linsen- oder Pilzbasis.
„Dem veganen Bio-Bereich und unserer Philosophie der Nachhaltigkeit bleiben wir weiter treu. Wir sind auch weiterhin auf vier bis fünf Biomessen vertreten“, so Binder. Einen Nachmieter für das Lokal in Ehrenfeld gibt es noch nicht, es gibt aber diverse Interessenten.