Siemens-Gebäude Köln-EhrenfeldInvestor und Denkmalschützer streiten um Abbruch
Köln-Ehrenfled – Erhaltenswert oder abbruchreif? Diese Frage steht nun auch in Bezug auf das Siemens-Gebäude nahe der Inneren Kanalstraße in Ehrenfeld im Raum. Das Bebauungsplanverfahren im Zusammenhang mit dem Projekt, anstelle des Bürohauses ein neues Quartier mit rund 430 Wohnungen zu errichten, ruht zur Zeit.
Das Amt für Denkmalpflege im Rheinland (ADR) des Landschaftsverbands prüft gerade die Bedeutung und die Schutzwürdigkeit des 50 Jahre alten Gebäudes, das manchem als beispielhaft für die Architektur der siebziger Jahre gilt. Ende März soll ein Gutachten vorliegen, anhand dessen der Stadtkonservator als städtische Denkmalbehörde eine Empfehlung ausspricht.
Investor: Umbau würde hohe Mieten produzieren
„Wir gehen nicht davon aus, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden kann“, sagt Maike Kolbeck, Sprecherin der Swiss Life AG, zu der die Entwicklungsgesellschaft Corpus Sireo gehört, die auf dem Areal investieren will. Dagegen spräche, dass das Gebäude in seinem jetzigen Zustand nicht nutzbar wäre.
Zudem wären die Umbaukosten „absolut unwirtschaftlich und würden enorm hohe Mieten produzieren“, so Maike Kolbeck. Davon abgesehen sei eine energetische Sanierung aufgrund der zahlreichen Wärmebrücken wohl nicht möglich. Dem hatte der Stadtkonservator zunächst beigepflichtet.
Bei der digitalen Bürgerinformationsveranstaltung wurde vom Stadtplanungsamt auf die nicht gegebene Nutzbarkeit des Bestandsgebäudes verwiesen, weshalb ein möglicher Denkmalschutz rasch verworfen worden sei und der beabsichtigte Abbruch als „unproblematisch“ eingestuft wurde.
Denkmalpfleger: Erhaltenswerte Bausubstanz
Die Denkmalpfleger beim Landschaftsverband Rheinland kamen jedoch zu einer ganz anderen Einschätzung. Zunächst in Form einer gutachterlichen Stellungnahme verwies Martin Bredenbeck im Januar darauf hin, dass das Siemensgebäude in jedem Fall eine erhaltenswerte Bausubstanz darstelle. „Städtebauliche, wirtschafts- und orts- sowie architekturgeschichtliche Gründe sprechen dafür, das Siemenshaus zu bewahren und an neue Nutzungen anzupassen“, so der Kunsthistoriker.
Das wäre ganz im Sinne einer Bürgerinitiative, die sich inzwischen im Umfeld der Franz-Geuer-Straße formiert hat. Diese ist der Überzeugung, dass das aus ihrer Sicht „architektonisch und funktional hochwertige Ensemble aus den frühen 1970er Jahren mit einem hohen Maß an sozialer und ökologischer Verträglichkeit neuen Nutzungen zugeführt werden könnte.“
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Die Investorgesellschaft widerspricht dem in einem Newsletter, den man über die Website zum Bauprojekt bestellen kann. „Das bestehende Gebäude hat mit bis zu 34 Metern Tiefe sehr viele Dunkelzonen ohne Tageslicht, wo sich weder Wohnungen noch Büros unterbringen lassen“, heißt es dort. „Man müsste für eine sinnvolle Weiternutzung stark in die Bausubstanz eingreifen und in umfangreichen Bauarbeiten Teile rückbauen beziehungsweise abbrechen, um beispielsweise Lichthöfe zu schaffen“, so Corpus Sireo weiter. Die Frage, wie und unter welchen Voraussetzungen eine Nutzung des Siemensbaus möglich wäre, beschäftigt Martin Bredenbeck weniger. „Mir geht es darum, die Bedeutung des Gebäudes zu ermessen und aufzuzeigen.“
Vorbildliche Architektur der Siebziger in Ehrenfeld
Daraus ergebe sich schließlich, ob es schutzwürdig ist oder nicht. Bedeutend sei der Bau in jedem Falle zur Zeit der Fertigstellung gewesen. Zu Beginn der 1970er Jahre war der Niedergang der Produktionsstätten im alten Industriestandort Ehrenfeld in vollem Gange. An der Franz-Geuer-Straße vollzog sich dieser Prozess ganz konkret: Wo bis 1967 noch die Pellenz-Fabrik für Aufzüge und Maschinen war, stand nun ein innen wie außen ultramoderner, glänzender Verwaltungsbau.
Martin Bredenbeck: „Das Gebäude muss damals über dem Stadtteil geradezu gestrahlt haben.“ In dieser Hinsicht wäre der Siemensbau auch als wichtiger Teil der Entwicklung Ehrenfelds zu betrachten. Die bleibt dank der aktuellen Großprojekte auf den ehemaligen Industrie- oder Gewerbestandorten noch auf einige Jahre hinaus weiter spannend.