Köln-EhrenfeldWird eine Umgestaltung der Venloer Straße bald möglich?
Köln-Ehrenfeld – Schon länger fordern Politiker, dass die Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld zwischen Friesenplatz und Militärring eine Gemeindestraße wird. Dadurch wären Umgestaltungen und neue Verkehrsregelungen möglich. Doch der bisherige Status als „Bundesstraße 59“ verhindert das bislang. Das könnte sich jetzt ändern.
„Bundesstraße 59“ – die meisten Kölner Autofahrer wissen, dass damit die Venloer Straße gemeint ist. Doch die seit fast 200 Jahren amtlich anerkannte überörtliche Bedeutung dürfte Geschichte sein. Die Bezirksregierung Köln hat dazu einen Antrag der Verwaltung vorliegen.
Sofern die Prüfung noch in diesem Jahr abgeschlossen wird, könnten schon am 1. Januar 2022 in Vogelsang, Bickendorf, Ehrenfeld und der Innenstadt die letzten gelben Schilder mit der „59“ abgeschraubt werden.
Mitsprache von Land und Bund
Politiker fordern schon länger, dass „die Venloer“ zwischen Friesenplatz und Militärring nur noch Gemeindestraße sein soll. Damit soll der Weg frei werden für Umgestaltungen und neue Verkehrsregelungen. Der bisherige Status verhindert, dass sie wie eine Straße betrachtet werden kann, die hauptsächlich Nutzen für die Stadtteile hat, durch die sie führt. Zwar hat die Stadt Köln die Last der Kosten für den Unterhalt oder Umbauten.
Aber auf dem Papier gilt sie immer noch als Verbindungsroute für den überörtlichen Verkehr. Deswegen können Land und Bund bei Veränderungen mitsprechen. Weil sie in großen Abschnitten zum Lebensraum geworden ist, sollen die Gegebenheiten angepasst werden.
„Rue de Cologne à Venlo“
Ihr heutiger Name taucht erstmals 1813 auf. Köln war zwischen 1798 und 1815 französisch besetzt. Viele Straßen erhielten neue Namen. Aus dem „Bickendorffer Weg“ wurde die „Rue de Cologne à Venlo“. Eine ebenso wohlklingende wie schmeichelhafte Bezeichnung für eine mal staubige, mal schlammige Piste – auf der es gerade mal bis Bickendorf ging.
Auch als sie 1825 zur Bezirksstraße erhoben wurde, war der Weg bis nach Venlo, das in dieser Zeit noch dem Deutschen Bund angehörte, längst noch nicht frei. Um 1840 kamen Kölner immerhin bis an den Rand von Pulheim. Weiter bis Venlo ging es erst hinter Grevenbroich – es gab also eine rund 30 Kilometer lange Lücke.
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Um die zu schließen fehlte es an Geld und am politischen Willen. Zwar machte die preußische Regierung Druck, indem sie 1843 das längst noch nicht fertige Fernstraßenbauvorhaben offiziell „Cöln-Venloer-Straße“ benannte. Doch der Provinziallandtag blockierte die Fortsetzung des Projekts, weigerte sich, Anleihen aufzunehmen.
Die Gemeinden Grevenbroich, Rommerskirchen, Stommeln und Pulheim intervenierten. Sie erhofften sich für ihre Agrarbetriebe bessere Absatzmöglichkeiten von der neuen Straße. Schließlich hatten die Honoratioren im Landtag ein Einsehen. Von 1845 an konnte weitergebaut werden. Für Pulheim und Stommeln brachte das brachiale Veränderungen in den Ortskernen. Ganze Häuserzeilen wurden abgebrochen. Die Straße schlug Schneisen durch die Orte. 1848 war das Projekt vollendet.
Weniger Autos in Kölner Stadtteilen
Zwar führt die Straße auch heute noch durch Pulheim, Stommeln und Rommerskirchen. Für den Durchgangsverkehr wurde aber längst eine Umgehungsstraße gebaut. Die Belastung durch den Verkehr ist auch in den Kölner Stadtteilen, durch die die Venloer Straße führt, zum Problem geworden. Im Bereich Ehrenfeld geht es vor allem darum, weniger Autos zu haben, was einfacher würde, wenn die Straße keine Bundesstraße mehr wäre.
Es war jedoch nicht nur Fern- und Pendlerverkehr, der viele Fahrzeuge über die Venloer Straße rollen ließ. Von seiner Gründung bis heute ist Ehrenfeld selbst Ausgangs- und Zielpunkt für den Verkehr. Immer wieder waren deswegen Veränderungen nötig. Schon von 1878 an rollte der Öffentliche Personennahverkehr in Gestalt der Pferdebahn, zwischen den Städten Köln und Ehrenfeld.
Umbauten für einzelne Abschnitte angedacht
Ab 1902 fuhr die „Elektrische“ für mehr als 80 Jahre durch die Venloer Straße, die mit ihren Geschäften, Kneipen, Werkstätten und Fabriken längst zur „Lebensader“ geworden war. Bis Ende der 1980er Jahre teilten sich Straßenbahnen, Autos, Lastwagen, Fußgänger und Radfahrer die Straße.
Dann kam die U-Bahn und mit ihr tiefgreifende Veränderungen – für die Straße und alle Viertel in ihrem Verlauf. Dank der anschließenden Neugestaltung gab es erstmals Bäume im Abschnitt durch Ehrenfeld und Bickendorf. Doch die schlechten Bedingungen für die Pflanzen führten zu Schäden an Geh- und Radwegen, die ohnehin viel zu schmal geplant waren. Nach der Verlegung des Radwegs auf die Fahrbahn schnellte die Zahl der Radler weiter in die Höhe.
Gerade mit Blick auf den Radverkehr sind Umbauten für einzelne Abschnitte angedacht, ebenso wie eine Einbahnstraßenregelung, eine Fahrradstraße und Fußgängerzonen. Fakt dürfte sein, dass es in ein paar Jahren für den motorisierten Verkehr nicht mehr möglich sein wird, die Straße durchgehend zu befahren.