Neuehrenfeld – Ein Spaziergang als Entspannungsübung? Warum eigentlich nicht? Der kleine Rundgang durch Sträßchen und über Plätzchen in Neuehrenfeld verspricht genau das. Trotz der Nähe zu Ehrenfeld, dem der Stadtteil gelegentlich zugeschlagen wird, geht es hier alles andere als quirlig zu. Neuehrenfeld ist tiefenentspannt. Doch dazu später mehr. Start und Ziel ist der Lenauplatz, genauer die KVB-Haltestelle Lenauplatz (1).
Die Runde um den Lenauplatz
An- und Abfahrt: Die KVB Linie5 hält an der Haltestelle Lenauplatz, dem Start und Zielpunkt. Wer möchte, kann vor oder nach der Tour noch einen Moment auf dem Lenauplatz selbst verweilen. Wer mit dem Auto kommt, sollte sich auf eine längere Parkplatzsuche einstellen.Länge: Die einfache Tour von Haltestelle zu Haltestelle ist etwa drei Kilometer lang. Wer mehr laufen will, kann das im Takufeld tun.
Beschaulichkeit rund um das Pusteblume-Zentrum
Hier hält die Linie 5 und bietet sich somit all denen an, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum bevorstehenden Spaziergang anreisen möchten. Vom Bahnsteig aus ist ein Geldautomat der Sparkasse zu sehen. Der Weg führt dort vorbei in die kleine Hosterstraße. Schon hier umfängt einen die Beschaulichkeit der vor rund 100 Jahren angelegten Siedlung der Ehrenfelder Wohnungsgenossenschaft. In Blau und Rot angemalt fällt ein Flachbau auf. Es ist das Pusteblume-Zentrum (2). In normalen Zeiten kann man hier viel für seine Fitness und Beweglichkeit tun. Ein paar Schritte weiter ist das „Barbaraplätzchen“ (3) zu sehen. Ein inoffizieller Name, der vom Brunnen herrührt, der die Heilige Barbara als stille Gabenbringerin zeigt in einer fast biedermeierhaften Szene.
Weiter geht es durch die Ennenstraße in Richtung Gottfried-Daniels-Straße. An der Einmündung dann zunächst nach links, aber auch gleich wieder rechts halten in die Eisheiligenstraße. Der Straßenname geht auf die Ehrenfelder Genossenschaft mit ihren ersten drei Vorstandsmitgliedern Rektor Franz-Peter Schmitz, Josef Vasters und Wilhelm Steinkrüger zurück. Den drei grauhaarigen Herren, die respektvoll „Eisheilige“ genannt wurden, widmete man nach ihrem Tode jeweils eigene Straßen und eben die Eisheiligenstraße, deren rechtwinkligem Verlauf der Spazierweg folgt. Dabei geht es auch an der evangelischen Versöhnungskirche (4) vorbei, die 1964 eingeweiht wurde.
An der Gotthelfstraße geht es nach rechts bis zum Baadenberger Plätzchen (5). Ebenfalls eine inoffizielle Bezeichnung für den friedlichen Platz, der mehr eine große Verkehrsinsel in dieser ruhigen Wohnstraße ist. Da die Tour vornehmlich die wenig bekannten Seitenstraßen des Viertels vorstellen soll, geht es weiter in der Lichtenbergstraße in Richtung Tieckstraße.Das Viertel um die Baadenberger Straße entstand in den 1930er Jahren. Anfangs war es nur durch die Flughafenstraße und nicht durch eine Autobahn vom Blücherpark getrennt. Die Heidemannstraße, die bei der Tour überquert wird, führte vor dem Bau der Autobahn quer durch den Park. Vergleichsweise hochpreisig war die Lage immer schon. Auf geradem Weg durch die Tieckstraße (6) lässt sich nachvollziehen, dass es Überlegungen gab, zwischen Baadenberger- und Arnimstraße ein Villenviertel anzulegen.
Hans Mehrtens entwarf auf den Butzweilerhof
Durch die Rehorststraße geht es zur Hauptachse des Viertels, zur Baadenberger Straße, der ein kurzes Stück bis zur Hadersleber Straße gefolgt wird. Der Entwurf für das Gebäude der Katholischen Grundschule (7), die rechterhand zu sehen ist, stammt von Hans Mehrtens, demselben Architekten, der auch die Gebäude des Flughafens Butzweilerhof plante. An der Hadersleber Straße beginnt das Nordschleswig-Viertel (8). Es wurde Anfang der 1920er Jahre angelegt. Aus damals aktuellem Anlass benannte man mehrere Straßen nach einst dem Deutschen Reich zugehörigen Orten nördlich von Flensburg. Sie waren nach dem Ersten Weltkrieg per Volksabstimmung dem Königreich Dänemark zugeteilt worden.
Der größte Teil der Häuser wurde von der Ehrenfelder Wohnungsgenossenschaft erbaut. Einen guten Eindruck vom beschaulichen Lebensgefühl vermittelt ein Wandgemälde (9) an der Ecke Brentanostraße/Rothenkruger Straße, das einen Mann in einer Hängematte zeigt. Tiefenentspannter geht es kaum. Wenige Schritte weiter findet sich ein Torbogen. Durch diesen gelangt man in das Käsergässchen.
Heinzelmännchenweg in Köln-Neuehrenfeld
Kein offizieller Straßenname für den nur Fußgängern vorbehaltenen Verbindungsweg Käsergässchen (10) zur Tondernstraße, aber einer mit fast hundertjähriger Geschichte. Er geht auf Carl Käser zurück, der im Haus Tondernstraße 26 wohnte. Seine bayerische Herkunft war unüberhörbar. Vielleicht wurde der gelernte Glockengießer, der als Gewerkschaftssekretär tätig war, deshalb zum Original und Namensgeber. Der abschüssige Weg wurde bei starkem Schneefall gern als Rodelhang genutzt. Über die Tondernstraße führt der Spaziergang zur Iltisstraße, die überquert werden muss, um zum nächsten wenig bekannten Sträßchen zu gelangen: dem Heinzelmännchenweg (11). Er besteht aus zwei von der Iltisstraße abzweigenden Abschnitten. Die hübschen Reihenhäuser wurden von der Wohnungsbaugenossenschaft Kölner Heinzelmännchen erbaut, die 1970 in der GWG Köln-Sülz aufging. Ein kurzes Stück führt der weitere Weg in die Grünanlage Takufeld (12). Wahlweise kann ein größerer Bogen über die Hauptwege oder die Abkürzung über einen Trampelpfad genommen werden. Aus dem Park heraus geht es wieder zur Takustraße, von wo die wohl attraktivste Straße dieses Rundgangs erreicht wird.
Lansstraße erreicht man durch Torbögen
Die kleine Lansstraße (13) führt durch eine hübsche Wohnanlage, die kurz vor dem Ersten Weltkrieg erbaut wurde. Eigentümer der Häuser wie der Straße ist die Ehrenfelder Genossenschaft. Traurige Bekanntheit erlangte die Straße durch einen ausgedehnten Brand im September 2012. Die Schäden sind inzwischen repariert und im Anschluss wurden die Fassaden sämtlicher Häuser – auch der nicht unmittelbar vom Feuer betroffenen – renoviert. Zwei Torbögen markieren Anfang und Ende der Straße.
Ungefähr in der Mitte der Straße informiert eine Tafel über die Namensgebungen Lans-, Iltis- und Takustraße. Mit den aus heutiger Sicht kritisch gesehenen Namen wurde die Beteiligung des Deutschen Reiches an der Niederschlagung des sogenannten Boxeraufstands in den chinesischen Kolonien glorifiziert. Zurück an der Iltisstraße führt der Weg nach rechts wieder zurück zum Ausgangspunkt Haltestelle Lenauplatz.Wer noch mehr über das Viertel erfahren möchte, findet eine Fülle von Informationen und Beschreibungen in den Büchern „Quer durch Ehrenfeld“ von Johannes Maubach. In zwei Bänden beschreibt er den „Ehrenfelder Geschichtspfad“.