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„Frischepost“Sülzerin liefert Kölnern regionale Produkte aus dem Umland

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Katharina Schwartz

Katharina Schwartz (M.) mit Helferinnen des Projekts Marktschwärmer

Ehrenfeld/Sülz – Große Fellohren und Kulleraugen. Die Kuh auf der Käseverpackung wirkt fast wie ein Plüschtier. Katharina Schwartz musste schmunzeln, als sie den Hof in Gangelt bei Heinsberg besuchte, auf dessen Weide diese Tiere grasen. Denn die Jerseykühe sehen tatsächlich so aus, wie das Bild auf dem kleinen runden Brie. Eines freute sie bei ihrem Abstecher aber besonders: Die Produkte aus der Milch der schnuckeligen Kühe schmeckten ihr vorzüglich.

Heute liegt der Käse im Einkaufskorb der Sülzerin Ulli Heidrich. Sie hat sich Lebensmittel aus der Region per „Frischepost“ direkt vor ihre Haustür liefern lassen hat, neben Brie auch frische Pasta, Veggi-Patties von Bunte Burger in Ehrenfeld, Möhren, Lauch, Öl und einiges mehr.

„Ich möchte Lebensmittel, die von bester Qualität sind“, kommentiert Heidrich. „Und ich möchte, dass bei der Herstellung weder Mensch noch Tier leidet oder die Natur.“ Deswegen ist sie seit einiger Zeit Vegetarierin. Während der Pandemie fände sie es gut, Lebensmittel gebracht zu bekommen und nicht in den Bioladen oder auf den Markt zu müssen, erzählt sie.

Gründerin will Landwirten helfen

Katharina Schwartz hat die Firma Frischepost frisch gegründet. Sie gerät ins Schwärmen, als sie den Käse aus Gangelt im Korb entdeckt: „Der Produzent hat den Familienbetrieb übernommen, eine Käserei gebaut und das Käsereihandwerk lieben gelernt“, schildert die 35-Jährige. „Es ist wichtig, dass derart wunderbare Produkte, die handwerklich gefertigt wurden, einen Markt bekommen.“ Schwartz möchte den Landwirten im Kölner Umland dabei helfen – und zugleich den Menschen in ihrer Heimatstadt die Chance geben, sie auf den Tellern zu haben.

Brie

Kollweider Jersey-Brie gehört zum Angebot der Frischepost.

„Kaum jemand macht heute noch eine Tour über das Land raus zu den Hofläden“, erläutert Schwartz. Deswegen hat sie beschlossen, die regionalen nachhaltig produzierten Erzeugnisse zu den Stadtbürgern zu bringen. Das ist schon länger ein Herzensanliegen der Diplomdesignerin. Sie beklagt das Sterben der Höfe in der Umgebung: „Jedes Jahr machen zweieinhalb bis drei Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe dicht“, beschreibt sie. Dabei wachse bei den Konsumenten das Interesse an regionalen und gesunden Produkten aus der Region. „Die Menschen haben nicht zuletzt auch durch die Corona-Krise gemerkt, dass es direktere Handelswege abseits dieser globalen Verstrickung braucht“, so Schwartz.

Zahlreiche Anbieter

Zu weiteren Firmen und Initiativen, die frische regionale Lebensmittel im Kölner Stadtgebiet ausliefern, gehören zum Beispiel Himmel un Ääd, deren Mitarbeiter auf Lastenfahrrädern in den Stadtteilen unterwegs sind, und die Bauerntüte. Ware von Landwirten aus dem Umland bringen unter anderen auch der Bio-Kurier-Köln, die Öko-Kiste, Marley Spoon, der Gertrudenhof, Kochhaus, Hellofresh und Bio vom Leyenhof vor die Haustür.

In der Regel gibt es die Obst- und Gemüsekisten im Abonnement. Alle genannten Anbieter sind unter ihren Firmennamen leicht im Internet zu finden. (red)

Sie war lange stellvertretende Vorsitzende des Ernährungsrats Köln, der verschiedene Akteure in Köln und Umgebung, Initiativen, Landwirte, Mitarbeiter der kommunalen Verwaltung zusammen an einen Tisch geholt hat, um ein Ernährungskonzept für die Region zu entwickeln. „Wir haben in der vergangenen Zeit in Köln politisch viel bewirkt“, so Schwartz. „Wir müssen jetzt ins Handeln kommen.“ Das tut sie, indem sie die regionalen Produkte über Online-Portale direkt vermarktet, ohne lange Lieferketten und zwischengeschaltete Großhändler.

Aboabschluss möglich

Das ermöglicht den Landwirten, einen fairen Preis zu erzielen, der ihre Existenz sichert. Sie hat bereits die „Marktschwärmer“ mit aufgebaut, eine Online-Plattform, die den Kölnern die Möglichkeit gibt, bei regionalen Erzeugern Produkte zu bestellen und sie einmal wöchentlich an einer bestimmten Stelle abzuholen. Der neu gegründete in Ehrenfeld beheimatete Haustürlieferservice ist der Kölner Ableger eines ursprünglich in Hamburg gegründeten Online-Hofladens und Lieferservices, der das gleiche Konzept verfolgt. Bis zum Herbst soll die Frischepost im ganzen Stadtgebiet unterwegs sein. Aktuell liefert sie dienstags, donnerstags und freitags. Bis um 11 Uhr am Tag vor dem Auslieferungstermin können die Abnehmer bestellen. Sie haben auch die Möglichkeit, ein Abo abzuschließen, das sie dann wöchentlich verändern können.

Viele Bio-Produkte

Schwartz möchte mit der Frischepost langfristig vor allem auch diejenigen versorgen, die es sich nicht selbst aussuchen können, was sie täglich essen, beispielsweise Kinder in Kitas, Menschen in Alten- und Pflegeheimen. Sie möchte ein Vollsortiment anbieten, das jeden Wunsch erfüllt. Bislang sind 35 Produzenten mit von der Partie, bis Ende des Jahres sollen es 70 sein. Mehr als zwei Drittel der verkauften Erzeugnisse sind Bio-Artikel.

Schwartz und ihre Mitstreiter suchen sich die Betriebe gut aus, schauen sie sich vor Ort an und können so auch Empfehlungen zu den Produkten aussprechen – und noch viel mehr: Sie informieren die Kunden über die Produktionsbedingungen und die Hintergründe von Preisschwankungen: „Über unsere Social-Media-Kanäle sind wir in der Lage, auf Probleme in der Landwirtschaft hinzuweisen, die dazu führen, dass Preise steigen“, erläutert sie.

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Nach den vergangenen Dürresommern seien die Böden ausgetrocknet. Die Landwirte müssten Kartoffeln bewässern – und Wasser koste viel Geld. Weil das Gras nicht mehr so schnell wächst, müssten sie teure Futtermittel für die Tiere zukaufen „Das alles muss sich im Preis niederschlagen“, sagt Schwartz.

Statt dann das billigere Supermarktgemüse zu kaufen, müsse sich jeder Konsument die Frage stellen, wen er mit seiner Kaufentscheidung unterstützen will. Für die Expertin in Sachen Ernährung ist es bereits sehr spät für das richtige Einkaufsverhalten, „fünf nach zwölf“. So beschreibt sie den jetzigen Zeitpunkt. Trotzdem ist es ihrer Ansicht nach „immer noch früh genug, damit anzufangen“.