Astrid Berns ist Biersommelière und Thorsten Lenz Food-Experte: Das Paar bietet bei Koch-Events die passende Bierbegleitung und -beratung.
„Bier hat mehr Vielfalt als Wein“Kölner Biersommelière und Koch veranstalten Bier-Food-Event
Astrid Berns und Thorsten Lenz machen sich keine Illusionen: Ihr Herzensthema wird vermutlich für immer eine Nische bleiben. Doch einen Anspruch verfolgt das Paar dennoch mit Hingabe: Dass Bier gleichwertig als Begleiter zum Essen anerkannt wird – so wie das beim Wein bereits der Fall ist.
„Es soll kein Wettbewerb zwischen Bier und Wein sein. In Holland wurde uns in einem Sternerestaurant bei der gebuchten Trinkbegleitung automatisch ein Bier neben dem Wein vorgestellt“, sagt Food-Experte und nebenberuflicher Koch Thorsten Lenz. Davon sei man in Deutschland noch meilenweit entfernt. Doch mit ihren Bier-Food-Events haben Lenz und seine Partnerin Astrid Berns zumindest den Trend nach Deutschland gebracht.
Kölner Paar bietet Bier-Food-Pairing: „Bier verändert sich nicht, das Essen schon“
Berns hat während der Corona-Pandemie eine Online-Ausbildung zur Biersommelière absolviert. Bei ihren Koch-Events ist der 47-jährige Lenz für den kulinarischen Part zuständig, Berns bringt das Bier-Know-How mit. „Wir wählen erst das Bier aus und überlegen dann, was man dazu essen kann. Das Bier lässt sich nicht mehr verändern, das Essen aber schon“, sagt Lenz.
Und Berns findet, dass Bier in Deutschland nicht so sehr als Genussmittel, sondern eher als Durstlöcher im Vordergrund steht – und dadurch unterschätzt werde. „Bier hat viel mehr Geschmacksbreite und Vielfalt als Wein allein durch die höhere Anzahl an Zutaten – selbst wenn es innerhalb des deutschen Reinheitsgebotes gebraut wird“, so Berns. Ein Blick nach Belgien oder Japan zeige: Wenn man Obst wie Kirsche oder Zitrusfrüchte hinzugibt, „dann kommen viele Komponenten hinzu, die sich ganz leicht im Essen widerspiegeln.“
Da drängt sich die Frage auf, ob Berns etwa für eine Aufhebung des Reinheitsgebotes plädiert. „So eine Aussage in Deutschland ist eher schwierig: Mehr als ein Reinheitsgebot bräuchten wir ein Natürlichkeitsgebot“, antwortet Berns. Bei aller Diplomatie: Das Reinheitsgebot genieße mehr Legendenstatus denn rechtliche Verbindlichkeit, so Berns.
Bier: Astrid Berns plädiert für ein Natürlichkeits- statt einem Reinheitsgebot
Die Konzentration auf die Zutaten Hopfen, Wasser, Malz und Hefe sage mitnichten etwas über die Qualität der genutzten Produkte aus. Als Nachhaltigkeitsmanagerin im Hauptberuf weiß die 43-Jährige, dass die Zutaten auch mit Pflanzenschutzmitteln belastet sein können. „Für ein Natürlichkeitsgebot plädieren auch die Craftbeer-Brauereien. Die Zutaten sollten organisch, biologisch zertifiziert sein.“
Doch die Deutschen schauen beim Bier eben doch auf den Preis. Auch das Bier als regionaler Identitätsstifter macht es für kleine, ausgesuchte Craft-Biere nicht leichter. „Das Kölsch hat hier eine Art Heiligenstatus. Im Brauhaus gibt es verschiedenes Essen wie Himmel un Äd, Bratwurst – und zu allem soll man Kölsch trinken? Das kann einem doch nicht einleuchten“, sagt Lenz.
Der 47-Jährige ist eigentlich Jurist und arbeitet in der Gummersbacher Verwaltung. In Köln gebe es eine kleine Szene an Craft-Bier-Fans. „Im Burgerladen ‚Karl Hermanns‘ in Ehrenfeld gibt es gute Biere zu gutem Essen: zum Beispiel tolle Craft-Biere aus Bonn. Auch in der Braustelle gibt es verschiedene Biere zu unterschiedlichen Gerichten. Das war es aber fast schon“, beklagt Lenz.
Kulinarische Reise nach Japan: Hier kann man Kölsch neben Altbier trinken
Wenn die beiden demnächst wieder ihr Pop-up-Restaurant auf die Beine stellen, lassen sie ihre Reiseerfahrungen aus Japan mit einfließen. Dort waren sie kürzlich einen Monat auf kulinarischer Entdeckungstour. Mit Faszination blicken sie auf die weithin etablierten „Taprooms“, die an die Brauereien angegliedert sind: „Im japanischen Taproom kommt die Speisekarte ganz selbstverständlich mit der Bierkarte zum Gast. Wer Bier trinken will, muss auch gut essen. Das haben die Japaner sehr gut verstanden und bieten tolle, häufig westlich orientierte Gerichte.“
Auffällig sei, dass diese Taprooms vor allem Frauen im mittleren Alter ansprechen, die sich dort zum Quatschen treffen. „In Japan ist häufig alles bunt, die Designs werden bunt gestaltet. Das spricht häufiger Frauen an“, erklärt Berns. Eine weitere Kuriosität: „Wir haben in Japan viele deutsche Biere probiert. Der Ruf trägt in die Welt hinaus: Deutschland gilt weiterhin als das Bierland schlechthin.“ So sei es vorgekommen, dass sie Kölsch und Altbier in derselben Brauerei angetroffen haben. „Wo gibt es das schon?“, sagt Berns.
Das nächste Event „Ehrenfeld meets Food & Beer“ am 15. Juni ab 18 Uhr beinhaltet ein Fünf-Gänge-Menü mit abgestimmten Bieren im Pop-up-Restaurant, Mietküche Köln, Venloer Straße. Tickets kosten 89 Euro zzgl. Gebühren.