Die Brauereichefs Alexander Rolff (Früh), Melanie Schwartz (Brauerei zur Malzmühle) und Heinrich Philipp Becker (Gaffel) präsentieren im Interview die erste übergreifende Kölsch-Kampagne der Geschichte.
„Kölsch in den Fokus“Kölner Brauereien starten gemeinsame Kampagne für Sorte Kölsch
Wie grenzt man Kölsch vom in Deutschland dominierenden Pils ab?
Alexander Rolff Kölsch deckt den derzeitigen Trend zu hellen, milden Bieren ab. Das obergärige Kölsch ist süffiger und leichter zu trinken als das untergärige Pils, das eine stärkere Hopfenbittere aufweist. Kölsch ist milder im Geschmack und wird oft als „leichter Genuss“ beschrieben, da es weniger bitter und weniger stark ist. Während Pils überall vertreten ist, hat Kölsch seine Heimatverbundenheit, die zudem durch die EU als regionale Spezialität geschützt ist. Kölsch trägt den Namen der Stadt, was seine regionale Identität unterstreicht, und es trägt zur Erhaltung der heimischen Kultur bei, da es ein wichtiger Bestandteil der Kölner Lebensart und Tradition ist.
Sind ausländische Biere wie Peroni oder Moretti, die in Köln intensiv beworben werden, eine Gefahr für die Sorte Kölsch?
Alexander Rolff Gerade Köln und das Rheinland, als Kernabsatzgebiet des Kölsch, sind seit Jahren von großen und auswärtigen Brauereien und Marken stark umkämpft. Das ist für uns nichts Neues. Dennoch gehen wir jetzt proaktiv die gemeinsame Aufgabe an, die Sorte Kölsch in den Fokus zu rücken.
Im Handel und auch am Heumarkt feiert Helles aus Bayern Erfolge. Muss Kölsch aufpassen, weil Helles wie Kölsch eher milde Biere mit wenig Bitterkeit sind und somit eine Ersetzbarkeit entsteht?
Melanie Schwartz Kölsch hat in Köln und Umgebung eine starke traditionelle Verankerung. Diese regionale Loyalität schützt Kölsch wie keine andere Biersorte und macht es einzigartig. Lokale Spezialitäten gewinnen zunehmend an Bedeutung für die Menschen, da sie Wert auf Nachhaltigkeit und regionale Produkte legen. Dies unterstützt nicht nur die lokale Wirtschaft und sichert Arbeitsplätze, sondern fördert auch die Erhaltung kultureller Traditionen. Ein weiterer Vorteil von regionalen Bieren wie Kölsch ist die positive „Transportbilanz“. Da wir lokal produzieren und das Kölsch hier getrunken wird, reduziert sich der ökologische Fußabdruck, der durch lange Transportwege entsteht.
Hat die Marke Kölsch ein Problem?
Melanie Schwartz Nein, im Gegenteil. Wir bedienen genau die Themen, die aktuell wichtig sind und immer wichtiger werden. Der Trend geht hin zu „kauf lokal“, und es geht um die Einzigartigkeit und Qualität unseres Kölsch. Diese zu bewahren und zu fördern, ist unser Anliegen. Die Marke Kölsch zu aktualisieren und lebendig zu gestalten, ist unsere Aufgabe. Im Vergleich zu den Verlusten anderer Marken und Sorten stehen wir gut da. Die Kölsch-Konvention bildet ein solides Fundament, auf dem wir nun mit unserer neuen Kampagne aufbauen.
Was sind die Vorzüge der „regionalen Marke“ und der g.g.A.?
Heinrich Philipp Becker Das Siegel g.g.A. bedeutet, dass Kölsch genauso geschützt ist wie Champagner oder Parma-Schinken. Der Schutz durch die EU ist also ein Qualitätsversprechen und sorgt dafür, dass Kölsch nur in Köln gebraut werden darf und somit nicht „verwässert“ werden kann. Kölsch ist somit nicht nur eine Biersorte, sondern auch ein Symbol für seine Herkunft und die damit verbundene Tradition. Diese Kombination aus Sorte und Herkunft macht Kölsch zu etwas Besonderem und Einzigartigem. Regionale Marken sind bei den Verbrauchern sehr beliebt und gelten als authentisch.
Wie schützen sie die Sorte Kölsch?
Heinrich Philipp Becker Der Schutz von Kölsch erfolgt durch den Kölner Brauerei-Verband, der dafür sorgt, dass alle Verstöße gegen die Markenrechte juristisch geahndet werden. Markenverstöße umfassen jede unrechtmäßige Nutzung des Namens Kölsch oder die Nachahmung des Produkts, die nicht den strengen Kriterien der Kölsch-Konvention entspricht. Der Verband überwacht kontinuierlich den EU-Markt, um sicherzustellen, dass ausschließlich berechtigte Brauereien Biere unter dem Namen Kölsch produzieren. Dadurch schützen wir die Einzigartigkeit und die Qualität von Kölsch.
Warum wollen sie die Sorte Kölsch gerade jetzt stärken, hängt es mit der EM zusammen?
Melanie Schwartz Nein, die Idee zur Kampagne „Kölsch verbindet“ stammt aus dem letzten Jahr und startet jetzt. Aber natürlich freuen wir uns, die Sorte Kölsch gemeinschaftlich einem breiten, auch internationalen Publikum im Rahmen der EM zu präsentieren. Diese Kampagne ist langfristig angelegt und zielt darauf ab, die Einzigartigkeit von Kölsch nachhaltig zu vermitteln.
Wie soll die Kampagne konkret aussehen?
Heinrich Philipp Becker „Kölsch verbindet“ ist die erste Kampagne, die alle Kölsch Brauereien gemeinsam durchführen. Diese Kampagne betont die verbindende Kraft von Kölsch, indem sie Menschen zusammenbringt, Orte der Begegnung schafft und verschiedene Trinkanlässe bietet. Es wird mit Kölsch gefeiert, zu Hause oder in der Gastronomie. Kölsch gibt mit all seinen Attributen ein Heimatgefühl. Die übergeordnete Kommunikationsstrategie wird auf Plakaten, in den sozialen Medien, auf Bierdeckeln und Kronkorken umgesetzt. Ein Highlight der Kampagne ist die Veranstaltung „Die lange Nacht der Kölschen Brauhäuser“ am 26. Oktober, bei der zahlreiche Brauhäuser ihre Türen für Besucher öffnen. Zusätzlich wird zu Weihnachten eine gemeinsame „Kölsch Tasting-Box“ eingeführt, die eine Auswahl verschiedener Kölsch-Marken enthält und im Einzelhandel und in den Shops der beteiligten Brauereien erhältlich sein wird. Diese Box ermöglicht es den Verbrauchern, die geschmackliche Vielfalt von Kölsch bequem zu Hause zu entdecken und zu genießen.
Was hat es mit der Nacht der Kölschen Brauhäuser auf sich?
Alexander Rolff Den Besuchern wird ein besonderes Erlebnis geboten, das die Vielfalt der kölschen Brauhauskultur herausstellt und zeigt, dass Kölsch verbindet. Jedes teilnehmende Brauhaus bietet ein individuelles Programm mit Auftritten kölscher Bands, Mitsingkonzerten, DJ-Abenden sowie sonstige kulturelle und/oder kulinarische Angebote. Die Vielfalt der Kölner Brauhäuser und das besondere Erlebnis, das jedes Brauhaus bietet, zeigen eindrucksvoll, wie Kölsch Menschen verbinden kann.
Wer macht mit?
Melanie Schwartz Zum ersten Mal nehmen alle Traditionshäuser an der Nacht der Kölschen Brauhäuser teil. Die Veranstaltung ist jedoch für alle offen. Es gibt bereits viele Anfragen von Kölsch-Gastronomien, die dabei sein möchten. Diese gemeinsame Aktion ermöglicht es, die Vielfalt und Tradition von Kölsch und der Brauhauskultur umfassend zu präsentieren und zu feiern.
Werden Sie nun öfter gemeinsam kooperieren?
Heinrich Philipp Becker Die Kampagne ist langfristig ausgelegt, und es ist denkbar, dass wir in Zukunft auch andere Schwerpunkte setzen. Zum Beispiel könnten wir Orte der Begegnung schaffen, an denen man gemeinsam Kölsch genießen kann. Weitere Veranstaltungen und Maßnahmen sind bereits in Planung, um die Zusammenarbeit fortzusetzen und die Marke Kölsch noch stärker zu fördern.
Gibt es besondere Produkte?
Alexander Rolff Ja, die Kölsch-Tasting-Box. Dort gibt es eine Auswahl verschiedener Kölsch-Marken. Diese Box wird sowohl im Einzelhandel als auch in den Shops der Brauereien erhältlich sein. Durch diese Box können die Kunden die geschmackliche Bandbreite von Kölsch bequem zu Hause entdecken und genießen. Sie ist die beste kölsche Geschenkidee.
Was vereint Sie, obwohl Sie Konkurrenten sind?
Heinrich Philipp Becker Die Einzigartigkeit und Vielfalt unseres Kölsch zu bewahren, ist eine Verpflichtung, die uns alle verbindet. Indem wir Kölsch gemeinsam als Spezialität präsentieren, stärken wir nicht nur unser kulturelles Erbe, sondern öffnen auch neue Märkte für unsere Brauereien. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es uns, die Vielfalt von Kölsch zu erhalten und gleichzeitig die Marke Kölsch national und international zu fördern.
Warum ist Kölsch im Handel teurer als viele Fernsehbrauereien?
Melanie Schwartz Die Kombination von Qualität und Spezialität hat ihren Preis. Zudem können wir mit den Angeboten der großen Konzerne nicht mithalten, da diese durch ihre Größe viele Kostenvorteile haben.